Bauwerk
SOS-Kinderdorf Rechberg
X ARCHITEKTEN, Elisabeth Farkashazy, Stöckl-Architektur, Josef Ullmann, Margit Wall-Guggenberger - Rechberg (A) - 2008
Grün über den Ohren
An der Einfahrt zum SOS-Kinderdorf Rechberg sticht eine überdimensionale Bautafel mit Logos und Firmennamen ins Auge. Sie alle waren am Bau der hügeligen Gebäude - zum Teil gratis - beteiligt.
13. Juni 2009 - Sabine Lintschinger
Aus der Idee, sich aus Imagegründen im Sinne der Corporate Social Responsibility zu betätigen, entwickelte sich im Laufe der Zeit ein soziales Großprojekt. 500 Wirtschaftsbetriebe in und rund um den Mühlviertler Bezirk Perg beteiligten sich am Bau, weitere 1300 Privatpersonen, Firmen und Vereine spendeten Geld oder Sach- und Arbeitsleistungen für das 2,5 Millionen Euro teure Kinderdorf.
Geplant wurde die SOS-Einrichtung von fünf regionalen Architektinnen und Architekten unter der Federführung von Bettina Brunner des in Linz und Wien tätigen Büros x architekten. Das Konzept, die einzelnen Gebäude in die hügelige Landschaft zu integrieren, teilten die Planer von Anfang an. „Die Landschaft ist wichtiger Bestandteil der Anlage“, erzählt Bettina Brunner, „unsere Idee war, Schichtenlinien als Abbild der Topografie anzuheben.“
Heuer, im ersten Frühling des im Oktober 2008 eröffneten Kinderdorfs, verschmelzen die Gründächer allmählich mit der umliegenden Wiese. Wie eine bewohnbare Hügellandschaft wirken die drei Häuser, die nicht nur symbolisch gut eingebettet sind: „Wir wurden von den Menschen sehr gut aufgenommen. Sie sind offen und herzlich, oft werden die Kinder sogar eingeladen“, erzählt SOS-Kinderdorfmutter Renate Gassl, die mit fünf Kindern im Alter zwischen vier und elf Jahren eine der vier Einheiten bezogen hat.
Im Untergeschoß liegen die Kinderzimmer - alle mit direktem Zugang in den Garten - und ein Gemeinschaftsbad. Dass es hier morgens ziemlich lebendig zugeht, kann man sich gut vorstellen. Das obere Geschoß dient dem Kochen, Essen und Wohnen, beherbergt aber auch den Privatbereich der Kinderdorfmutter. „Trotz des minimierten Raumangebotes haben wir ein eigens Bad und Platz für einen Schreibtisch untergebracht“, so Brunner. Das sei keineswegs selbstverständlich. Im Raumprogramm des SOS-Kinderdorfs war das nicht vorgesehen.
Durch die charakteristische Form der Dachbögen ergaben sich an den beiden Enden der 180 Quadratmeter großen Doppelhaushälften gedeckte Freibereiche, die vielfältig genutzt werden. Fahrräder und Bobbycars stehen herum, aber auch Kräuter und Tomatenstauden haben hier ihren Platz gefunden. Vor allem aber dient der zweigeschoßige Luftraum als eine Art Hof. „Die Kinder sind jeden Tag draußen und nutzen den geschützten Außenraum zum Toben, wenn es windig ist oder regnet“, erzählt Renate Gassl.
Hügel für die Gemeinschaft
Im obersten Hügel, der sich von seinen beiden Nachbarn ein wenig unterscheidet, ist das 300 Quadratmeter große Gemeinschaftshaus untergebracht. Hier liegen Seminar- und Besprechungsräume, hier werden die Besucher empfangen. Oft sind dies die eigenen Eltern, denn entgegen der weit verbreiteten Meinung sind mittlerweile 70 Prozent aller Kinder, die in SOS-Kinderdörfern leben, sogenannte Sozialwaisen. Im Kinderdorf Rechberg, das mittlerweile den Namen Dahoam trägt, konnte diesen 22 Kindern unter tatkräftiger Unterstützung der Bevölkerung ein neues Zuhause geschaffen werden.
Während der Planungs- und Bauphase zogen alle an einem Strang. Allein die zehn ausführenden Baufirmen investierten in das Projekt rund 5800 Gratis-Arbeitsstunden. Die große Anzahl der Sponsoren wiederum spiegelt sich in der Vielfalt der verwendeten Materialien. „Irgendwann hat sich das Projekt verselbstständigt“, berichtet Architektin Bettina Brunner. Anstatt dem Stildiktat der materiellen Askese zu frönen, herrscht im Inneren der energiebewussten Häuser aus Ziegel und Beton eine bunte Vielfalt an Oberflächen vor. Jeder hat seinen Beitrag geleistet.
Erst wenn die letzten Arbeiten abgeschlossen sein werden, wird in Rechberg jene Ruhe einkehren, die für einen Neustart unter schwierigen Bedingungen nötig ist. Beschlossene Sache: Zur Erinnerung an das Engagement der vielen Menschen, die an dem Projekt beteiligten waren, bleibt die Bautafel an der Einfahrt erhalten.
Geplant wurde die SOS-Einrichtung von fünf regionalen Architektinnen und Architekten unter der Federführung von Bettina Brunner des in Linz und Wien tätigen Büros x architekten. Das Konzept, die einzelnen Gebäude in die hügelige Landschaft zu integrieren, teilten die Planer von Anfang an. „Die Landschaft ist wichtiger Bestandteil der Anlage“, erzählt Bettina Brunner, „unsere Idee war, Schichtenlinien als Abbild der Topografie anzuheben.“
Heuer, im ersten Frühling des im Oktober 2008 eröffneten Kinderdorfs, verschmelzen die Gründächer allmählich mit der umliegenden Wiese. Wie eine bewohnbare Hügellandschaft wirken die drei Häuser, die nicht nur symbolisch gut eingebettet sind: „Wir wurden von den Menschen sehr gut aufgenommen. Sie sind offen und herzlich, oft werden die Kinder sogar eingeladen“, erzählt SOS-Kinderdorfmutter Renate Gassl, die mit fünf Kindern im Alter zwischen vier und elf Jahren eine der vier Einheiten bezogen hat.
Im Untergeschoß liegen die Kinderzimmer - alle mit direktem Zugang in den Garten - und ein Gemeinschaftsbad. Dass es hier morgens ziemlich lebendig zugeht, kann man sich gut vorstellen. Das obere Geschoß dient dem Kochen, Essen und Wohnen, beherbergt aber auch den Privatbereich der Kinderdorfmutter. „Trotz des minimierten Raumangebotes haben wir ein eigens Bad und Platz für einen Schreibtisch untergebracht“, so Brunner. Das sei keineswegs selbstverständlich. Im Raumprogramm des SOS-Kinderdorfs war das nicht vorgesehen.
Durch die charakteristische Form der Dachbögen ergaben sich an den beiden Enden der 180 Quadratmeter großen Doppelhaushälften gedeckte Freibereiche, die vielfältig genutzt werden. Fahrräder und Bobbycars stehen herum, aber auch Kräuter und Tomatenstauden haben hier ihren Platz gefunden. Vor allem aber dient der zweigeschoßige Luftraum als eine Art Hof. „Die Kinder sind jeden Tag draußen und nutzen den geschützten Außenraum zum Toben, wenn es windig ist oder regnet“, erzählt Renate Gassl.
Hügel für die Gemeinschaft
Im obersten Hügel, der sich von seinen beiden Nachbarn ein wenig unterscheidet, ist das 300 Quadratmeter große Gemeinschaftshaus untergebracht. Hier liegen Seminar- und Besprechungsräume, hier werden die Besucher empfangen. Oft sind dies die eigenen Eltern, denn entgegen der weit verbreiteten Meinung sind mittlerweile 70 Prozent aller Kinder, die in SOS-Kinderdörfern leben, sogenannte Sozialwaisen. Im Kinderdorf Rechberg, das mittlerweile den Namen Dahoam trägt, konnte diesen 22 Kindern unter tatkräftiger Unterstützung der Bevölkerung ein neues Zuhause geschaffen werden.
Während der Planungs- und Bauphase zogen alle an einem Strang. Allein die zehn ausführenden Baufirmen investierten in das Projekt rund 5800 Gratis-Arbeitsstunden. Die große Anzahl der Sponsoren wiederum spiegelt sich in der Vielfalt der verwendeten Materialien. „Irgendwann hat sich das Projekt verselbstständigt“, berichtet Architektin Bettina Brunner. Anstatt dem Stildiktat der materiellen Askese zu frönen, herrscht im Inneren der energiebewussten Häuser aus Ziegel und Beton eine bunte Vielfalt an Oberflächen vor. Jeder hat seinen Beitrag geleistet.
Erst wenn die letzten Arbeiten abgeschlossen sein werden, wird in Rechberg jene Ruhe einkehren, die für einen Neustart unter schwierigen Bedingungen nötig ist. Beschlossene Sache: Zur Erinnerung an das Engagement der vielen Menschen, die an dem Projekt beteiligten waren, bleibt die Bautafel an der Einfahrt erhalten.
Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard
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