Bauwerk
InSideOut
Arquitectos ZT KEG - Pischelsdorf am Kulm (A) - 2009
Schokobox mit weißer Füllung
Hinter der rotbraunen Hülle des Wochenendhauses InSideOut des Wiener Büros arquitectos verbirgt sich ein offenes und lichtdurchflutetes Raumgefüge mit überraschenden Ein- und Ausblicken.
3. Oktober 2009 - Sabine Lintschinger
Schauplatz ist eine oststeirische Marktgemeinde, in der die hügelige Landschaft eine mehr als perfekte Kulisse darstellt. Die Architektur des Ortes ist ein Sammelsurium aus Einfamilienhäusern, alten Bauernhöfen und ganz profanen Nutzbauten. In unmittelbarer Nachbarschaft zu einer Scheune führt die minimalistische Wochenend-Kiste InSideOut ein auffällig unauffälliges Komparsen-Dasein.
„Wir haben beschlossen, das Haus einzuwickeln“, sagt Architektin Heidi Pretterhofer über die dunkle, homogene Hülle des Gebäudes. Bei näherer Betrachtung tritt an der Fassade eine charakteristische Struktur hervor. Des Rätsels Lösung liegt auf dem flach geneigten Satteldach: Die schokofarbene Dachpappe mit ihrer überaus textilen Haptik wurde wie ein Kleid über den gesamten Holzbau nach unten gezogen. Die bestechend simple Entscheidung wirkte sich nicht nur auf die Optik aus, sondern auch aufs Baubudget. Vor sämtliche Türen und Fenster wurden zudem Metallverblendungen aus Bronzedraht angebracht. Der Low-Budget-Sonnenschutz hängt wie ein Bild an der Fassade.
Nach dem Betreten des Hauses ändert sich der Eindruck schlagartig. Was eben noch dunkel und introvertiert schien, entpuppt sich nun als helles, fließendes Raumgefüge aus Sichtbeton, Glas und weißen Wänden. Man wähnt sich im Freien. Der starke Außenbezug war einer der Hauptwünsche der Grazer Bauherren und somit bestimmendes Entwurfsthema.
Die Entscheidung, das Haus auf die Wiese zu setzen und das Raumprogramm horizontal unterzubringen, anstatt die angepeilten hundert Quadratmeter Wohnfläche auf zwei Ebenen aufzuteilen, war mindestens genauso schnell gefällt. In der Mitte des Wohnraumes, der viel Bewegungsfreiheit und Nutzungsflexibilität ermöglicht, wurde ein Kachelofen eingebaut. In der kälteren Jahreszeit wird er das Haus in zentraler Lage beheizen.
Die Schlafräume, die sich in den gegenüberliegenden Ecken des Gebäudes befinden, sind vom großflächigen Wohnraum durch filzbespannte Schiebetüren abgetrennt - ein Hauch materieller Wärme im sonst kühl gehaltenen Innenleben. An zwei Stellen ist der nahezu quadratische Grundriss eingestülpt. Die verglasten Einschnitte dienen nicht nur der natürlichen Belichtung, sondern werden auch als Patio genutzt. „Die zwei kleinen Höfe erlauben eine sehr intime Außenraumnutzung und sind die räumliche Schnittstelle zum Garten“, erklärt die Architektin.
Fußboden folgt Hanglage
Rechte Winkel sucht man vergeblich, denn das gesamte Gebäude ist von Schrägen und überaus subtilen Abweichungen geprägt. Der Holzbaumeister, der in der Ausführungsphase sehr genau arbeiten musste, sinnierte bereits, die Architektin nach Abschluss der Arbeiten mit einem Geodreieck auszustatten. Doch dazu kam es nicht, denn diese hatte eine plausible Erklärung parat: „Die schrägen Wände und die Treppung der Innenräume sind eine Reaktion auf die leichte Hanglage des Grundstücks“, so Pretterhofer, „daraus ergeben sich unterschiedliche Raumhöhen sowie die innere Gliederung des Hauses.“
Die dreiteilige Abstufung führt vom Eingangsbereich im Westen über in den mittleren Teil, wo sich die Infrastruktur des Hauses befindet, bis zum offenen Patio, der auf der Ostseite des Gebäudes als Essbereich im Freien genützt wird. Der schwebende Betonkranz entlang der Hausmauer fungiert übrigens nicht nur als Verbindungsweg zur Südseite, sondern kann gleichzeitig als Sitzbank für lauschige Abende genutzt werden.
Und dann war da noch das Bronzegitter. Allen Erwartungen zum Trotz wirkt der flächige Sonnenschutz keineswegs wie eine optische Barriere. Vielmehr wird der Raum dadurch in unterschiedliche Lichtstimmungen getaucht. Wie sich das spätherbstliche und winterliche Licht auf das Ambiente auswirkt, wird in der Schokobox heuer erstmals live erprobt.
„Wir haben beschlossen, das Haus einzuwickeln“, sagt Architektin Heidi Pretterhofer über die dunkle, homogene Hülle des Gebäudes. Bei näherer Betrachtung tritt an der Fassade eine charakteristische Struktur hervor. Des Rätsels Lösung liegt auf dem flach geneigten Satteldach: Die schokofarbene Dachpappe mit ihrer überaus textilen Haptik wurde wie ein Kleid über den gesamten Holzbau nach unten gezogen. Die bestechend simple Entscheidung wirkte sich nicht nur auf die Optik aus, sondern auch aufs Baubudget. Vor sämtliche Türen und Fenster wurden zudem Metallverblendungen aus Bronzedraht angebracht. Der Low-Budget-Sonnenschutz hängt wie ein Bild an der Fassade.
Nach dem Betreten des Hauses ändert sich der Eindruck schlagartig. Was eben noch dunkel und introvertiert schien, entpuppt sich nun als helles, fließendes Raumgefüge aus Sichtbeton, Glas und weißen Wänden. Man wähnt sich im Freien. Der starke Außenbezug war einer der Hauptwünsche der Grazer Bauherren und somit bestimmendes Entwurfsthema.
Die Entscheidung, das Haus auf die Wiese zu setzen und das Raumprogramm horizontal unterzubringen, anstatt die angepeilten hundert Quadratmeter Wohnfläche auf zwei Ebenen aufzuteilen, war mindestens genauso schnell gefällt. In der Mitte des Wohnraumes, der viel Bewegungsfreiheit und Nutzungsflexibilität ermöglicht, wurde ein Kachelofen eingebaut. In der kälteren Jahreszeit wird er das Haus in zentraler Lage beheizen.
Die Schlafräume, die sich in den gegenüberliegenden Ecken des Gebäudes befinden, sind vom großflächigen Wohnraum durch filzbespannte Schiebetüren abgetrennt - ein Hauch materieller Wärme im sonst kühl gehaltenen Innenleben. An zwei Stellen ist der nahezu quadratische Grundriss eingestülpt. Die verglasten Einschnitte dienen nicht nur der natürlichen Belichtung, sondern werden auch als Patio genutzt. „Die zwei kleinen Höfe erlauben eine sehr intime Außenraumnutzung und sind die räumliche Schnittstelle zum Garten“, erklärt die Architektin.
Fußboden folgt Hanglage
Rechte Winkel sucht man vergeblich, denn das gesamte Gebäude ist von Schrägen und überaus subtilen Abweichungen geprägt. Der Holzbaumeister, der in der Ausführungsphase sehr genau arbeiten musste, sinnierte bereits, die Architektin nach Abschluss der Arbeiten mit einem Geodreieck auszustatten. Doch dazu kam es nicht, denn diese hatte eine plausible Erklärung parat: „Die schrägen Wände und die Treppung der Innenräume sind eine Reaktion auf die leichte Hanglage des Grundstücks“, so Pretterhofer, „daraus ergeben sich unterschiedliche Raumhöhen sowie die innere Gliederung des Hauses.“
Die dreiteilige Abstufung führt vom Eingangsbereich im Westen über in den mittleren Teil, wo sich die Infrastruktur des Hauses befindet, bis zum offenen Patio, der auf der Ostseite des Gebäudes als Essbereich im Freien genützt wird. Der schwebende Betonkranz entlang der Hausmauer fungiert übrigens nicht nur als Verbindungsweg zur Südseite, sondern kann gleichzeitig als Sitzbank für lauschige Abende genutzt werden.
Und dann war da noch das Bronzegitter. Allen Erwartungen zum Trotz wirkt der flächige Sonnenschutz keineswegs wie eine optische Barriere. Vielmehr wird der Raum dadurch in unterschiedliche Lichtstimmungen getaucht. Wie sich das spätherbstliche und winterliche Licht auf das Ambiente auswirkt, wird in der Schokobox heuer erstmals live erprobt.
Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard
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