Bauwerk
update
Arquitectos ZT KEG - Graz (A) - 2003
Gekonnt ums Eck gestelzt
Dem gediegenen Haus geselliger Bauherren verpassten die arquitectos ein umsichtiges Update mit Zubau, der auf zarten Stelzen eine gedeckte Terrasse schafft. Zwischen Lärchenlatten tanzt das Sonnenlicht, wirft malerische Schatten in den Raumschlauch dahinter, durch dessen vollverglaste Enden Licht und Garten strömen.
5. März 2005 - Isabella Marboe
Architekturinnovationen sind rar in Graz St. Peter. Hier hielt sich im Hinterland des ORF-Zentrums (Gustav Peichl) recht unverfälscht eine Einfamilienhaussiedlung aus den Zwanzigern in großen Parzellen. Wo sie neu bebaut wurden, herrscht höhere Dichte im mehrgeschossigen Wohnbau oder pseudo-toskanischer Fertigteilhaus- Stil. Dort besitzen die Bauherren ein Haus des Jahres 1910, das mitten in der Südwesthälfte des 2.000 Qudradmeter großen Gartens throhnt.
Es wurde von den arquitectos saniert und um einen Zubau bereichert. Auf zarte Stützen aufgestelzt, windet er sich kantig-keck ums Nordeck des Hauses, leuchtet wie ein Glühwurm aus nachtdunklem Blätterwerk. Als massiver, kühler Stein ruht der sanierte Altbau dahinter im Garten. Ein Doppel, das in St. Peter architektonische Frische, beim Bauherrenpaar und seinen Gästen rund um die Uhr ins Draußen ausufernde Lebensfreude verbreitet. Der Altbau hatte einen klassischen, fast quadratischen Grundriss von cirka acht mal neun Metern mit Kamin in der Mitte, drei Zimmern und gewendelter Holztreppe im Nordeck. Die Energiekosten explodierten, das markante, gekreuzte Krüppelwalmdach und die Wände waren ungedämmt, die Räume zugig und eng, die Wetterseite im NW fast fensterlos, eine Sanierung überfällig. Außerdem brauchte das gesellige Paar mehr Raum, um Freunde beherbergen, den schönen Garten endlich auch innen spüren und bei Regen draußen sitzen zu können.
Der Zubau ist ein kleines Meisterstück. Er fungiert als Witterungsschutz der Terrasse, birgt das neue Entree fürs Mutterhaus und eine luxuriöse Dependance in Baumkronen mit eigenem Zugang und Direktverbindung zum Altbau. Frech stülpt sich der Holz-Windfang aus der NWFront, wirkt wie der Stamm des Zubaus, der darauf aufliegt und durchs Glasdach winkt, ein Schlitz lässt auf die gedeckte Terrasse mit einladendem Tisch blicken. Eine Tür führt in den Altbau, eine andere ins Freie zur Metallstiege ins moderne Baumhaus auf Stahlstützen, das ums Eck hochklettert und sich unter den Verschnitt des Walmdachs schmiegt. Bei Wind und Wetter erklimmt man es, um sich darin wohlig-warm einzunisten.
Der ansteigende Schlauchraum ist verglast, die behausenden schmalen vertikalen Lärchenlatten an den Längsseiten lassen einen Schuppen assoziieren, bieten Blickschutz und harmonieren mit den mächtigen Rotbuchen davor. Innen werfen sie malerische Schatten, die mit dem Baumkronenblattwerk verschmelzen, zu jeder Jahres-und Tageszeit wechselt die Stimmung. Die Schmalseiten sind vollverglast, vom großen Monitor im Südwesten hat man die Wittenbauerstraße im Visier, von diesem Platz an der Sonne schlüpft man in den Altbau. Boden und hausseitige Wand sind hellgrau, die Decke weiß, was Helligkeit und Weite mehrt. Eine weiß gebeizte Holzstiege mit seitlicher, ansteigender Liege führt aufs Hochplateau am gartenseitigen Vollglas im Nordosten. Hier ist ein Bad mit Panorama und edel reduzierter Sanitäreinheit.
Wenige umsichtige Eingriffe veränderten Inneres, Energieeffizienz und Ausstrahlung des Altbaus, ohne seinen Charakter zu zerstören. Grauer Anstrich und ein eternitgedecktes, formal um alle Vorstände entschlacktes Dach verwandeln biedere Behäbigkeit in kühle Strenge. Der alte Eingang, die Mittelwand im Wohnraum, der Ofen aus der Küche wurden entfernt, sie bekam im Südwesten eine Glastür mit Balkon. Seine hochgezogene Betonplattform weitet sich zur Sitzbank mit Metallbrüstungslehne, die praktische Konstruktion taufte man ihrer Form wegen „Ägypter“. Der Kachelofen wanderte ins Stiegenhaus, machte es zum warmen Ort konspirativer Sit-ins. Ein neues Dachflächenfenster bringt mehr Licht, von der Zwischenpodeststufe geht’s direkt zur Terrasse.
Es wurde von den arquitectos saniert und um einen Zubau bereichert. Auf zarte Stützen aufgestelzt, windet er sich kantig-keck ums Nordeck des Hauses, leuchtet wie ein Glühwurm aus nachtdunklem Blätterwerk. Als massiver, kühler Stein ruht der sanierte Altbau dahinter im Garten. Ein Doppel, das in St. Peter architektonische Frische, beim Bauherrenpaar und seinen Gästen rund um die Uhr ins Draußen ausufernde Lebensfreude verbreitet. Der Altbau hatte einen klassischen, fast quadratischen Grundriss von cirka acht mal neun Metern mit Kamin in der Mitte, drei Zimmern und gewendelter Holztreppe im Nordeck. Die Energiekosten explodierten, das markante, gekreuzte Krüppelwalmdach und die Wände waren ungedämmt, die Räume zugig und eng, die Wetterseite im NW fast fensterlos, eine Sanierung überfällig. Außerdem brauchte das gesellige Paar mehr Raum, um Freunde beherbergen, den schönen Garten endlich auch innen spüren und bei Regen draußen sitzen zu können.
Der Zubau ist ein kleines Meisterstück. Er fungiert als Witterungsschutz der Terrasse, birgt das neue Entree fürs Mutterhaus und eine luxuriöse Dependance in Baumkronen mit eigenem Zugang und Direktverbindung zum Altbau. Frech stülpt sich der Holz-Windfang aus der NWFront, wirkt wie der Stamm des Zubaus, der darauf aufliegt und durchs Glasdach winkt, ein Schlitz lässt auf die gedeckte Terrasse mit einladendem Tisch blicken. Eine Tür führt in den Altbau, eine andere ins Freie zur Metallstiege ins moderne Baumhaus auf Stahlstützen, das ums Eck hochklettert und sich unter den Verschnitt des Walmdachs schmiegt. Bei Wind und Wetter erklimmt man es, um sich darin wohlig-warm einzunisten.
Der ansteigende Schlauchraum ist verglast, die behausenden schmalen vertikalen Lärchenlatten an den Längsseiten lassen einen Schuppen assoziieren, bieten Blickschutz und harmonieren mit den mächtigen Rotbuchen davor. Innen werfen sie malerische Schatten, die mit dem Baumkronenblattwerk verschmelzen, zu jeder Jahres-und Tageszeit wechselt die Stimmung. Die Schmalseiten sind vollverglast, vom großen Monitor im Südwesten hat man die Wittenbauerstraße im Visier, von diesem Platz an der Sonne schlüpft man in den Altbau. Boden und hausseitige Wand sind hellgrau, die Decke weiß, was Helligkeit und Weite mehrt. Eine weiß gebeizte Holzstiege mit seitlicher, ansteigender Liege führt aufs Hochplateau am gartenseitigen Vollglas im Nordosten. Hier ist ein Bad mit Panorama und edel reduzierter Sanitäreinheit.
Wenige umsichtige Eingriffe veränderten Inneres, Energieeffizienz und Ausstrahlung des Altbaus, ohne seinen Charakter zu zerstören. Grauer Anstrich und ein eternitgedecktes, formal um alle Vorstände entschlacktes Dach verwandeln biedere Behäbigkeit in kühle Strenge. Der alte Eingang, die Mittelwand im Wohnraum, der Ofen aus der Küche wurden entfernt, sie bekam im Südwesten eine Glastür mit Balkon. Seine hochgezogene Betonplattform weitet sich zur Sitzbank mit Metallbrüstungslehne, die praktische Konstruktion taufte man ihrer Form wegen „Ägypter“. Der Kachelofen wanderte ins Stiegenhaus, machte es zum warmen Ort konspirativer Sit-ins. Ein neues Dachflächenfenster bringt mehr Licht, von der Zwischenpodeststufe geht’s direkt zur Terrasse.
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