Bauwerk
Arkadenkolumbarium Zentralfriedhof Graz
Hofrichter-Ritter Architekten - Graz (A) - 2009
28. September 2009 - HDA
Am 15. Mai 2009 wurde im nördlichen Abschnitt des Grazer Zentralfriedhofs das „Kolumbarium“ eröffnet. Der Flügel einer Taube (lat. columba, die Taube) hat sich in den ehemaligen Gruftarkaden niedergelassen.
Gemeinsam mit der Stadtpfarre Graz entwickelt, haben die Architekten eine Urnenwand in die denkmalgeschützte Anlage gestellt. Gleich dem Flügel einer Taube oder eines Engels als Symbol für den Zwischenort Kolumbarium, wo Leben, Tod und Erlösung einander begegnen. Respektvoll vor die Rückwand der Arkaden mit ihren Grabdenkmälern positioniert, nimmt die schwebende Wand aus gegossenen Betonfertigteilelementen den Dialog mit dem Altbestand auf.
In unregelmäßigen Abständen und unterschiedlichen Höhenlagen wurden Edelstahlnischen für jeweils bis zu vier Urnen in die Betonelemente eingelassen. Dazwischen sind immer wieder Sichtschlitze zur Betrachtung der dahinter liegenden aufgelassenen Grabstätten ausgespart. Verschlossen sind die Nischen mit Edelstahlplatten in der Größe der vorderen Nischenteile. Den Abschluss und die eigentliche Außenansicht aber bilden die etwas größeren, farbigen Schmelzglastafeln.
Das Farbkonzept für diese Tafeln hat seine Wurzeln in der Offenbarung nach Johannes, in der das himmlisches Jerusalem und seine edelsteingeschmückten Stadtmauern beschrieben werden. Die Steine wurden von den Architekten in ein Farbspektrum übersetzt und als verbindendes Element der Urnennischen aufgefasst. Indem sie das Farbspektrum im Entwurfsprozess hinter die Urnenwand legten, wurde durch das Ausschneiden der Nischen aus der Urnenwand das dahinter liegende Farbspektrum sichtbar gemacht. Genau nach diesen Farbausschnitten wurden die Schmelzglastafeln gefertigt. Keine Glastafel ähnelt der anderen und doch sind sie alle verbunden.
Die Stadtpfarre Graz, die nicht nur für den interkonfessionellen Zentralfriedhof, sondern auch für den Steinfeld- und den St.Peter-Friedhof zuständig ist, hat mit Propst Schnuderl einen profunden Anwalt ihrer kulturellen Verpflichtung. Mit ihm konnte das Architektenduo kreativ und partizipativ Neues erarbeiten. Auch das Denkmalamt sieht die Symbiose von Alt und Neu als Zeichen, dass der Zentralfriedhof nicht nur ein Ort des Bewahrens, sondern auch einer des Lebens ist.
Geplant wurde der Zentralfriedhof 1885 vom Wiener Architekten Carl Lauzil, dem damaligen Direktor der k.k. Staatsgewerbeschule in Graz. Sein Konzept war auf der Höhe der Zeit und sah einen „Camposanto“ nach dem Vorbild italienischer Gotik vor, der rundum (3,5 km Länge) von Gruftarkaden eingefasst werden sollte. Mehr als das erwähnte 56 m lange, bestehende Arkadenbauwerk wurde von diesem Einfriedungsplan nicht verwirklicht.
(Text: Karin Wallmüller)
Gemeinsam mit der Stadtpfarre Graz entwickelt, haben die Architekten eine Urnenwand in die denkmalgeschützte Anlage gestellt. Gleich dem Flügel einer Taube oder eines Engels als Symbol für den Zwischenort Kolumbarium, wo Leben, Tod und Erlösung einander begegnen. Respektvoll vor die Rückwand der Arkaden mit ihren Grabdenkmälern positioniert, nimmt die schwebende Wand aus gegossenen Betonfertigteilelementen den Dialog mit dem Altbestand auf.
In unregelmäßigen Abständen und unterschiedlichen Höhenlagen wurden Edelstahlnischen für jeweils bis zu vier Urnen in die Betonelemente eingelassen. Dazwischen sind immer wieder Sichtschlitze zur Betrachtung der dahinter liegenden aufgelassenen Grabstätten ausgespart. Verschlossen sind die Nischen mit Edelstahlplatten in der Größe der vorderen Nischenteile. Den Abschluss und die eigentliche Außenansicht aber bilden die etwas größeren, farbigen Schmelzglastafeln.
Das Farbkonzept für diese Tafeln hat seine Wurzeln in der Offenbarung nach Johannes, in der das himmlisches Jerusalem und seine edelsteingeschmückten Stadtmauern beschrieben werden. Die Steine wurden von den Architekten in ein Farbspektrum übersetzt und als verbindendes Element der Urnennischen aufgefasst. Indem sie das Farbspektrum im Entwurfsprozess hinter die Urnenwand legten, wurde durch das Ausschneiden der Nischen aus der Urnenwand das dahinter liegende Farbspektrum sichtbar gemacht. Genau nach diesen Farbausschnitten wurden die Schmelzglastafeln gefertigt. Keine Glastafel ähnelt der anderen und doch sind sie alle verbunden.
Die Stadtpfarre Graz, die nicht nur für den interkonfessionellen Zentralfriedhof, sondern auch für den Steinfeld- und den St.Peter-Friedhof zuständig ist, hat mit Propst Schnuderl einen profunden Anwalt ihrer kulturellen Verpflichtung. Mit ihm konnte das Architektenduo kreativ und partizipativ Neues erarbeiten. Auch das Denkmalamt sieht die Symbiose von Alt und Neu als Zeichen, dass der Zentralfriedhof nicht nur ein Ort des Bewahrens, sondern auch einer des Lebens ist.
Geplant wurde der Zentralfriedhof 1885 vom Wiener Architekten Carl Lauzil, dem damaligen Direktor der k.k. Staatsgewerbeschule in Graz. Sein Konzept war auf der Höhe der Zeit und sah einen „Camposanto“ nach dem Vorbild italienischer Gotik vor, der rundum (3,5 km Länge) von Gruftarkaden eingefasst werden sollte. Mehr als das erwähnte 56 m lange, bestehende Arkadenbauwerk wurde von diesem Einfriedungsplan nicht verwirklicht.
(Text: Karin Wallmüller)
Für den Beitrag verantwortlich: HDA
Ansprechpartner:in für diese Seite: Karin Wallmüller
Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Stadtpfarre zum Heiligen Blut Graz
Tragwerksplanung
Fotografie