Bauwerk

Gemeindezentrum St. Gerold
Cukrowicz Nachbaur Architekten - St. Gerold (A) - 2009
Gemeindezentrum St. Gerold, Foto: Hanspeter Schiess
Gemeindezentrum St. Gerold, Foto: Hanspeter Schiess
19. September 2009 - vai
Als viergeschossiger Solitär steht das neue Gemeindezentrum, mit Gemeindeamt, Kindergarten, Dorfladen, am steil abfallenden Südhang im Großen Walsertal. Ein beziehungsvolles Dreieck spannt der hinzugefügte Baukörper mit dem Geroldhaus/Feuerwehr und dem denkmalgeschützten Schulhaus auf. Der dadurch entstehende Dorfplatz verändert die Straßendorf-Situation mit der schnell befahrenen Walserstraße völlig. Schule und Gemeindehaus nehmen eine Art Wächterposition ein.

Der steile Hang wird mit der Situierung des Holzkubus für die Erschließung genutzt. Gemeindeamt und Dorfladen betritt man vom neuen Platz mit dem Brunnen. Kindergarten und Spielplatz liegen zwei Stockwerke weiter unten, an der geschützten Zufahrtsstraße, die auch zur Probstei führt. Präzise gesetzte Öffnungen setzten die Räume mit der landschaftlichen Umgebung in Beziehung. Der Wartebereich vor dem Gemeindeamt blickt auf den Dorfplatz, das Sitzungszimmer schaut nach Süden, die Brüstungshöhen im Kindergarten sind an die kleinen Benutzer angepasst, Ausschnitte vor Eingang und Dorfladen verschwinden hinter Holzlamellen. Der scharf geschnittene Quader ist vertikal mit fünf verschieden breiten Holzlatten, in unregelmäßiger Abfolge verschalt. Mit horizontalen Leisten werden die Stöße geordnet. Die einzelnen Linien der unteren Fensterkanten verlaufen rundum, bis sie wieder auf eine neue Öffnung treffen und in neuer Höhe weiter gehen.

Material und Konstruktion | Der konstruktive Holzbau ist der erste viergeschossige in Vorarlberg. Die Weißtanne wurde im Winter, mit ausreichenden Zuschlägen im gemeindeeigenen Wald geschlagen, in Sonntag gesägt und in Zimmereien in Blons und Schnifis aufgearbeitet. Die Wertschöpfung bleibt im Tal. Die Dämmung der 55 cm dicken Wände ist aus Holzfaserplatten und Schafwolle. Die großen Bedenken bezüglich eines Flachdaches in alpiner Lage werden mit einem doppelten Dach mit Zwischenraum zerstreut. Dadurch wird das Gebäude 90 cm höher. Material bleibt bis in letzter Konsequenz Holz. Liftschacht, Türen, Küchen, Arbeitsflächen, Decken, Wände und Boden sind aus Weißtanne. Letzteres sägerauh, ansonsten gehobelt und geschliffen und immer unbehandelt. Stufenhöhen, Raum und Konstruktionshöhen sind ein Vielfaches der Wandlattungsbreite.

Passivhaus | Die hochwertige Gebäudehülle, ein intelligentes Haustechniksystem mit kontrollierter Be- und Entlüftung machen das Bauwerk energietechnisch nahezu autark. 87% der Energie wird mit Wärmerückgewinnung aufgebracht. Heizsystem ist eine Erdsondenanlage mit Wärmepumpe. Energiekennwert der Heizung beträgt 8kWh/m2. (Text: Martina Pfeifer Steiner)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at