Bauwerk
Hauszubau STAR
SUE Architekten - Wien (A) - 2008
Morgen fängt der Hedonismus an
In Wien-Ottakring wurde eine alte gekachelte Villa um einen Wintergarten erweitert. Damit schufen die SUE Architekten den passenden Rahmen für Wohnen und Freizeit. Der Alltag sieht allerdings anders aus. Noch.
5. Dezember 2009 - Wojciech Czaja
Selbst der Innenarchitekt, der vor drei Jahren eigens angetanzt war, musste bald die Flinte ins Korn werfen. Eine Teilung der Zimmer unter diesen Umständen, meinte er, sei schlichtweg unmöglich. Zu verwinkelte Bausubstanz, zu viele Durchgangszimmer, zu wenige Fenster. Man gab die Umbaupläne wieder auf. „Als dann unser zweites Kind unterwegs war, wussten wir, dass ein Ausbau des Hauses unumgänglich war“, sagt Herr L., „also haben wir beschlossen, einen Wintergarten anzubauen und den Keller zu erweitern.“
Über ein paar Ecken gelangten Herr und Frau L. an das Wiener Büro SUE Architekten. Wer hinter dem Büronamen eine hochhackige Architektendame vermutet, der irrt gewaltig. Drei waschechte Kerle stecken dahinter. Und SUE, versichern sie mit bärtig gehobenem Kinn, sei kein weiblicher Vorname, sondern stehe für „Strategie und Entwicklung“. Jawohl.
Strategisch machten sich Michael Anhammer, Christian Ambos und Harald Höller an die Arbeit. „Die Bebauungspläne waren sehr rigoros“, erinnert sich Architekt Anhammer, „wir hätten ein bisschen was vorn und ein bisschen was hinten anbauen können.“ In einem fruchtenden Gespräch mit dem zuständigen Baupolizisten einigte man sich darauf, auf das straßenseitige Bauland zu verzichten und die Baufläche stattdessen gartenseitig zuzuschlagen.
Die juristische Basis für diesen Deal bot § 69 der Wiener Bauordnung: unwesentliche Abweichungen von Bebauungsvorschriften. „Den Bauherren war geholfen, indem sie nun einen großen Wintergarten erhielten“, sagt Anhammer, „der Stadt wiederum war geholfen, indem der Blick auf die historische Kachelfassade aus dem Jahr 1908 von der Straße aus original erhalten und durch keinen modernen Zubau getrübt wurde.“
Als hätte jemand eine gläserne Schublade aus der Villa herausgezogen, liegt im Garten nun ein ebenerdiger, schlicht brauner Wintergarten in der Wiese. Anders als man dies von den meisten Anbauten dieser Art kennt, wird hier nicht etwa gelesen und Musik gehört, sondern geschlafen, und zwar in der Nacht. „Das Bestandshaus ist sehr massiv“, beschreibt Herr L. die Situation, „aus diesem Grund wollten wir zumindest in unserem Schlafzimmer die Weite der Natur spüren.“ Ein üppiger Garten breitet sich vor der nächtlichen Schlafstatt aus. In der Übergangszeit und im Sommer schlafen die L.s bisweilen bei weit geöffneten Schiebetüren, mit Blätterrauschen am Abend und Vogelgezwitscher am Morgen.
Ein Kellerraum als Spa
Schlicht sollte die Architektur sein, darin waren sich Bauherren und Architekten von Anfang an einig. Kunststeinboden, Glasfassade und naturbelassene, geölte Eichenholzdecke sind die wesentlichen Zutaten für das Wohnen im Grünen. Mittlerweile wurde das Leben der Bauherrenfamilie vom Alltag eingeholt. Möbel für Groß und Klein, Riesenaquarium und Raumteiler prägen den einst transparenten Raum. „Schlicht zu wohnen ist gar nicht so einfach“, blickt Herr L. dem bevorstehenden Weihnachtsputz entgegen. „Wir haben vor, bis Jahresende alles zu entrümpeln und von diesem Zeitpunkt an so zu nutzen, wie es auch gedacht war.“
Auch das futuristische Kellerstübchen, derzeit noch mehr Keller als Stübchen, wird demnächst seine volle Pracht entfalten. Über eine eingespannte Treppe aus Holz und Stahl geht es runter in einen Aufenthaltsbereich mit weiteren 70 Quadratmetern Nutzfläche.
Um den Raum vollwertig nutzbar zu machen, entschieden sich die SUE Architekten dazu, das Grundstück im Osten abzugraben und morgendliches Sonnenlicht nach unten zu führen. Das hölzerne Podest unter der Glasfassade birgt Stauraum. Ein riesiger Whirlpool, eine Cocktailbar und Kugelstrahler im Siebzigerjahre-Design machen aus dem Raum unter der Erde einen hedonistischen Spa-Bereich. „Freunde einladen, den einen oder anderen Cocktail trinken und stundenlang baden - so stellen wir uns die Freizeit vor.“
Über ein paar Ecken gelangten Herr und Frau L. an das Wiener Büro SUE Architekten. Wer hinter dem Büronamen eine hochhackige Architektendame vermutet, der irrt gewaltig. Drei waschechte Kerle stecken dahinter. Und SUE, versichern sie mit bärtig gehobenem Kinn, sei kein weiblicher Vorname, sondern stehe für „Strategie und Entwicklung“. Jawohl.
Strategisch machten sich Michael Anhammer, Christian Ambos und Harald Höller an die Arbeit. „Die Bebauungspläne waren sehr rigoros“, erinnert sich Architekt Anhammer, „wir hätten ein bisschen was vorn und ein bisschen was hinten anbauen können.“ In einem fruchtenden Gespräch mit dem zuständigen Baupolizisten einigte man sich darauf, auf das straßenseitige Bauland zu verzichten und die Baufläche stattdessen gartenseitig zuzuschlagen.
Die juristische Basis für diesen Deal bot § 69 der Wiener Bauordnung: unwesentliche Abweichungen von Bebauungsvorschriften. „Den Bauherren war geholfen, indem sie nun einen großen Wintergarten erhielten“, sagt Anhammer, „der Stadt wiederum war geholfen, indem der Blick auf die historische Kachelfassade aus dem Jahr 1908 von der Straße aus original erhalten und durch keinen modernen Zubau getrübt wurde.“
Als hätte jemand eine gläserne Schublade aus der Villa herausgezogen, liegt im Garten nun ein ebenerdiger, schlicht brauner Wintergarten in der Wiese. Anders als man dies von den meisten Anbauten dieser Art kennt, wird hier nicht etwa gelesen und Musik gehört, sondern geschlafen, und zwar in der Nacht. „Das Bestandshaus ist sehr massiv“, beschreibt Herr L. die Situation, „aus diesem Grund wollten wir zumindest in unserem Schlafzimmer die Weite der Natur spüren.“ Ein üppiger Garten breitet sich vor der nächtlichen Schlafstatt aus. In der Übergangszeit und im Sommer schlafen die L.s bisweilen bei weit geöffneten Schiebetüren, mit Blätterrauschen am Abend und Vogelgezwitscher am Morgen.
Ein Kellerraum als Spa
Schlicht sollte die Architektur sein, darin waren sich Bauherren und Architekten von Anfang an einig. Kunststeinboden, Glasfassade und naturbelassene, geölte Eichenholzdecke sind die wesentlichen Zutaten für das Wohnen im Grünen. Mittlerweile wurde das Leben der Bauherrenfamilie vom Alltag eingeholt. Möbel für Groß und Klein, Riesenaquarium und Raumteiler prägen den einst transparenten Raum. „Schlicht zu wohnen ist gar nicht so einfach“, blickt Herr L. dem bevorstehenden Weihnachtsputz entgegen. „Wir haben vor, bis Jahresende alles zu entrümpeln und von diesem Zeitpunkt an so zu nutzen, wie es auch gedacht war.“
Auch das futuristische Kellerstübchen, derzeit noch mehr Keller als Stübchen, wird demnächst seine volle Pracht entfalten. Über eine eingespannte Treppe aus Holz und Stahl geht es runter in einen Aufenthaltsbereich mit weiteren 70 Quadratmetern Nutzfläche.
Um den Raum vollwertig nutzbar zu machen, entschieden sich die SUE Architekten dazu, das Grundstück im Osten abzugraben und morgendliches Sonnenlicht nach unten zu führen. Das hölzerne Podest unter der Glasfassade birgt Stauraum. Ein riesiger Whirlpool, eine Cocktailbar und Kugelstrahler im Siebzigerjahre-Design machen aus dem Raum unter der Erde einen hedonistischen Spa-Bereich. „Freunde einladen, den einen oder anderen Cocktail trinken und stundenlang baden - so stellen wir uns die Freizeit vor.“
Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard
Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroom