Bauwerk
Bauernhaus surplus value
weichlbauer / ortis - Frohnleiten (A) - 2008
28. Februar 2010 - HDA
Alles funktioniert, aber nichts ist, was es scheint. Auch für dieses Bauernhaus in einem kleinen Weiler nördlich von Graz steuerten die beiden Architekten den Formfindungsprozess mit Datensätzen aus ihren früheren Projekten und überlagerten sie mit Zahlenwerten aus der Physik, Chemie, Medizin und Ernährung. Drehen, Skalieren, Ausrichten, Zoomen und Selektieren ergibt ein Verfahren der Annäherung an einen realisierbaren Entwurf, das mit keiner anderen Methode des Gestaltens vergleichbar ist, weil das Produkt dieses Prozesses Elemente enthält, die ihre ursprüngliche Bedeutung im neuen Zusammenhang nicht behalten können.
Am Wohnhaus für eine fünfköpfige Familie sind die auffälligsten dieser Elemente die Treppen, die sich als zufällig verteiltes Mixgut an allen Ecken und Enden des Gebäudes positioniert hatten. Sie wurden ohne Skrupel umfunktioniert – adaptiert zu tragenden Stützen, zum Sichtschutz gegen das Nachbarhaus und zur Aufstiegshilfe für den Rauchfangkehrer. Eine neue Funktion erhalten auch die Fensterelemente, ein Datensatz, der nun liegend als Geländer vor die Türen der Übereckverglasungen montiert wurde. Die Reduktion auf wenige, durch diese Entwurfsmethode im neuen Kontext erscheinende Elemente führte nicht nur dazu, dass die Absturz sichernden Geländer im Haus aus den gleichen Bauteilen bestehen, sondern auch dazu, Fassaden und Flachdächer einheitlich mit einem Kunstrasen zu überziehen. Der fühlt sich nicht nur weich an, sondern erhöht auch Abstraktionsgrad und Verfremdungscharakter.
Das Haus selbst kommt der tradierten Vorstellung von Wohnen nach; es enthält die Räume streng nach Funktionen getrennt auf drei Ebenen, wobei die Eingangsebene auch einen kleinen Wirtschaftsbereich zur Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte enthält. Die durchwegs großen, Raum hohen Verglasungen über Eck erweitern alle Aufenthaltsbereiche, schaffen fließende Übergänge und lösen kategorische Unterscheidungen zwischen innen und außen, privat und öffentlich auf. Der Bauer wohnt ja im und um das Haus. (Text: Karin Tschavgova)
Am Wohnhaus für eine fünfköpfige Familie sind die auffälligsten dieser Elemente die Treppen, die sich als zufällig verteiltes Mixgut an allen Ecken und Enden des Gebäudes positioniert hatten. Sie wurden ohne Skrupel umfunktioniert – adaptiert zu tragenden Stützen, zum Sichtschutz gegen das Nachbarhaus und zur Aufstiegshilfe für den Rauchfangkehrer. Eine neue Funktion erhalten auch die Fensterelemente, ein Datensatz, der nun liegend als Geländer vor die Türen der Übereckverglasungen montiert wurde. Die Reduktion auf wenige, durch diese Entwurfsmethode im neuen Kontext erscheinende Elemente führte nicht nur dazu, dass die Absturz sichernden Geländer im Haus aus den gleichen Bauteilen bestehen, sondern auch dazu, Fassaden und Flachdächer einheitlich mit einem Kunstrasen zu überziehen. Der fühlt sich nicht nur weich an, sondern erhöht auch Abstraktionsgrad und Verfremdungscharakter.
Das Haus selbst kommt der tradierten Vorstellung von Wohnen nach; es enthält die Räume streng nach Funktionen getrennt auf drei Ebenen, wobei die Eingangsebene auch einen kleinen Wirtschaftsbereich zur Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte enthält. Die durchwegs großen, Raum hohen Verglasungen über Eck erweitern alle Aufenthaltsbereiche, schaffen fließende Übergänge und lösen kategorische Unterscheidungen zwischen innen und außen, privat und öffentlich auf. Der Bauer wohnt ja im und um das Haus. (Text: Karin Tschavgova)
Für den Beitrag verantwortlich: HDA
Ansprechpartner:in für diese Seite: Karin Wallmüller
Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Familie Reisinger
Tragwerksplanung
Fotografie