Das zweigeschoßige Biedermeierhaus mit idyllischem Hinterhof wuchs und wandelte sich mit den Lebenslagen seiner Bewohner. In den 1970er Jahren kam ein neues Geschoß hinzu, was dem Gebäude jenen Charme des Irregulären verlieh, der nicht durch Planung, sondern durch „natürliches Wachstum“ entsteht. Mit der jüngsten Adaptierung der Substanz an familiäre Wohnbedürfnisse setzten die Architekten dem kleinen, von drei Generationen bewohnten Baujuwel nun eine dreizackige Krone aufs Haupt – und aus einem muffigen Dachboden entstand ein aussichtsreiches Junggesellen-Domizil in eleganter Schräglage.

Der Neigungswinkel des alten Dachstuhls (28°) wird zum grundrisslichen Leitmotiv und Grundlage sämtlicher Ein- und Ausbauten. Die Aneignung des Dachbodens (der zuvor als Waschküche und Abstellkammer genutzt worden war) als Lebensraum erfolgt mit einer freien Geste des „Besiedelns“. Eine offene, neutrale Grundstruktur ist mit minimierten Units (des Schlafens, Essens etc.) durchsetzt, die ihrerseits mit textilen Schiebewänden und Glasflächen Anteil am grösseren Raumganzen haben. In der Materialität des Innenausbaus geben Birnenholz, Nirosta und Glas den Ton an, als besonderes Feature ist die Badewanne zu nennen, die sich bei Bedarf auf eine kleine Terrasse ins Freie schieben lässt. (Text: Gabriele Kaiser, 03.10.2003)