Bauwerk
Aufbahrungshalle Gutau
Schneider Lengauer Pühringer - Gutau (A) - 2009
Kleine, große, feine Box für die Toten
Die Aufbahrungshalle in Gutau ist ein moderner Raum der Kontemplation.
3. August 2013 - Lorenz Potocnik
Eingebettet in den Bestand, zwischen der alten gotischen Pfarrkirche und einem benachbarten Bauernhof, steht auf dem Friedhof von Gutau (Bezirk Freistadt) die relativ neue, 2009 fertiggestellte Aufbahrungshalle. Geschlossen wirkt die weiß gekalkte Box schlicht und unauffällig, fast wie ein Nutzbau.
Es sind die knapp sechs Meter hohen, innen und außen mit Kupfer beschlagenen Tore, die dem Gebäude eine Monumentalität verleihen. Erst ihr Öffnen offenbart die räumliche Qualität im Inneren. Von diesem Wechselspiel aus offen und geschlossen, von Außen- und Innenraum lebt dieser einfache Schrein für Tote.
Geladener Wettbewerb
2008 gab es einen kleinen geladenen Wettbewerb. Schneider & Lengauer Architekten aus Neumarkt im Mühlkreis konnten diesen mit einem ihrer gewohnt pragmatischen als auch poetischen Entwürfe für sich entscheiden. Das Ergebnis ist ein kompromisslos moderner Bau in einem sensiblen, gewachsenen dörflichen Gefüge.
Die Topografie wurde geschickt genutzt, das Volumen steht satt eingebettet wie ein Passstück. Die simple Erscheinung schafft keine Konfrontation, sondern stärkt den Ort. Bis auf die längsseitig angeordneten Sitzbänke ist die 55 Quadratmeter große Halle leer. Ein einzelnes Oberlicht erhellt den Innenraum. Ursprünglich überhaupt ohne Fenster vorgesehen, wurde auf Empfehlung der Jury ein schmaler Schlitz nach Osten gesetzt. Dieser schafft Bezug nach Außen und lässt die Morgensonne herein. Die Wände sind weiß gekalkt, die Stirnseite mit Tannenstäben verkleidet, schlichte Leuchten hängen von der Holztramdecke.
Das reduzierte, von Holz und Kupfer geprägte Innere gibt den Toten und Trauernden ihren konzentrierten und würdigen Raum. Schlupftüren im Tor verschaffen schnellen Zutritt. Im ganz geöffneten Zustand wird die Halle zum überdachten Außenraum und der leicht ansteigende Vorplatz zum offenen Auditorium. Gekonnt hinter dem Gebäude und einer Stützmauer versteckt, befinden sich die nötigen Nebenräume sowie ein öffentliches WC.
Die Kosten beliefen sich auf 420.000 Euro brutto. Das ist für 117 Quadratmeter Nutzfläche ein relativ hoher Preis, der aber mit dem großen Volumen und der hochwertigen Ausführung (Tore, Materialien, Kühlraum) leicht zu erklären ist.
Früher war das Abschiednehmen inklusive Waschung und Andacht ein lebendiger Teil der Familie und (Dorf-)Gesellschaft. Dies fand zuhause in der Stube statt. Die Säkularisierung und die Tabuisierung des Todes hat den Prozess der Verabschiedung heute zu einem distanzierten, professionalisierten Vorgang werden lassen. Wegen des mittlerweile weit verbreiteten Wunsches zur Verbrennung der Toten ist die Verabschiedung zusätzlich in ihrem Ablauf unterbrochen. Das bedeutet, dass der finale Moment des Sarghinablassens und Zuschüttens abhanden kommt.
Spirituelle Stationen
Aufbahrungshallen wie diese sind demnach umso wichtigere spirituelle Stationen und Räume in einem sich auflösenden oder ändernden Ritual der Abschiednahme.
Es sind die knapp sechs Meter hohen, innen und außen mit Kupfer beschlagenen Tore, die dem Gebäude eine Monumentalität verleihen. Erst ihr Öffnen offenbart die räumliche Qualität im Inneren. Von diesem Wechselspiel aus offen und geschlossen, von Außen- und Innenraum lebt dieser einfache Schrein für Tote.
Geladener Wettbewerb
2008 gab es einen kleinen geladenen Wettbewerb. Schneider & Lengauer Architekten aus Neumarkt im Mühlkreis konnten diesen mit einem ihrer gewohnt pragmatischen als auch poetischen Entwürfe für sich entscheiden. Das Ergebnis ist ein kompromisslos moderner Bau in einem sensiblen, gewachsenen dörflichen Gefüge.
Die Topografie wurde geschickt genutzt, das Volumen steht satt eingebettet wie ein Passstück. Die simple Erscheinung schafft keine Konfrontation, sondern stärkt den Ort. Bis auf die längsseitig angeordneten Sitzbänke ist die 55 Quadratmeter große Halle leer. Ein einzelnes Oberlicht erhellt den Innenraum. Ursprünglich überhaupt ohne Fenster vorgesehen, wurde auf Empfehlung der Jury ein schmaler Schlitz nach Osten gesetzt. Dieser schafft Bezug nach Außen und lässt die Morgensonne herein. Die Wände sind weiß gekalkt, die Stirnseite mit Tannenstäben verkleidet, schlichte Leuchten hängen von der Holztramdecke.
Das reduzierte, von Holz und Kupfer geprägte Innere gibt den Toten und Trauernden ihren konzentrierten und würdigen Raum. Schlupftüren im Tor verschaffen schnellen Zutritt. Im ganz geöffneten Zustand wird die Halle zum überdachten Außenraum und der leicht ansteigende Vorplatz zum offenen Auditorium. Gekonnt hinter dem Gebäude und einer Stützmauer versteckt, befinden sich die nötigen Nebenräume sowie ein öffentliches WC.
Die Kosten beliefen sich auf 420.000 Euro brutto. Das ist für 117 Quadratmeter Nutzfläche ein relativ hoher Preis, der aber mit dem großen Volumen und der hochwertigen Ausführung (Tore, Materialien, Kühlraum) leicht zu erklären ist.
Früher war das Abschiednehmen inklusive Waschung und Andacht ein lebendiger Teil der Familie und (Dorf-)Gesellschaft. Dies fand zuhause in der Stube statt. Die Säkularisierung und die Tabuisierung des Todes hat den Prozess der Verabschiedung heute zu einem distanzierten, professionalisierten Vorgang werden lassen. Wegen des mittlerweile weit verbreiteten Wunsches zur Verbrennung der Toten ist die Verabschiedung zusätzlich in ihrem Ablauf unterbrochen. Das bedeutet, dass der finale Moment des Sarghinablassens und Zuschüttens abhanden kommt.
Spirituelle Stationen
Aufbahrungshallen wie diese sind demnach umso wichtigere spirituelle Stationen und Räume in einem sich auflösenden oder ändernden Ritual der Abschiednahme.
Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten
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