Bauwerk

Conrad 3
LORENZATELIERS - Innsbruck (A) - 2003
Conrad 3, Foto: Thomas Jantscher
Conrad 3, Foto: Thomas Jantscher

Stadtvilla Conrad 3

Blockränder im Osten und Stadtvillen im Westen prägen das Straßenbild der Conradstraße im Stadtteil Saggen. Zwischen die entstehungszeit-typischen Villen schiebt sich ein Gebäude ins Blickfeld, welches auf den ersten Blick „aus dem Rahmen fällt“. Anstelle einer der Straße zugewandten, repräsentativen Eingangsfront mit Haustor bildet eine stählerne Struktur für Stiege und Aufzugsturm die Schaufront dieses Neubaus. Materialien wie rostiger Stahl, Sichtbeton und Glas atmen das architektonisch Atmosphärische eines, durchaus in positivem Sinn gemeinten, Zeitgeists.

Nicht, dass der Entwurf von Anfang an nur Zustimmung erfahren hätte, wird er doch anfangs durch die Stellungnahme des „Sachverständigenbeirats nach dem Stadtkern- und Ortsbildschutzgesetz“ beeinsprucht. Erst ein dieser Stellungnahme widersprechendes Gutachten des Autors dieser Zeilen bildet u. a. die Grundlage für den positiven Baubescheid: „Dem Wunsch des Architekten, gegenüber der verkehrsreichen Conradstrasse einen Lärmpuffer in Form einer geschlossenen Wand mit vorgestellter Vertikalerschließung auszubilden, kann sich der Gutachter im Sinne einer Anpassungsverweigerung zugunsten eines kontrapunktischen, architektonischen Akzentes anschließen. Die unter einem ausladenden Dach zusammengefasste Stiegen- und Aufzugskonstruktion widersetzt sich nach Meinung des Gutachters nicht einer harmonischen Gesamtschau des Straßenbildes, diese ist das Ergebnis lebendigen Baugeschehens über verschiedene Zeitabschnitte hinweg. Der geschoßweise schlüssig strukturierte Baukörper signalisiert in qualitätsvoller Weise „Neues Bauen“ in historischer Umgebung“.

Peter Lorenz, neugierig und ohne Berührungsängste gegenüber Neuem, setzt mit diesem transparenten Bau und dessen weit ausladenden Terrassen mit hohem Wohnwert ein Zeichen zeitgemäßen Bauens im Saggen. Die das Volumen tragenden V-Stützen im Erdgeschoß erinnern an einen Tausendfüßler, der den Anschein erweckt, als würde er sich jeden Moment fortbewegen. Diese scheinbare Mobilität kann als Symbol der dauernden Veränderung neuer Architektur gelesen werden.

Nicht unerwähnt bleiben darf, dass Peter Lorenz eine jahrzehntelange Freundschaft mit seinem Bauherrn Klaus Miller verbindet, der schon beim Bau seines privaten Hauses 1986/87 sein in den Architekten gesetztes Vertrauen gerechtfertigt sah. Man darf hier also einen gegenseitig anspornenden Dialog voraussetzen, der ein Haus dieser Qualität erst ermöglicht hat. (Text: Hanno Schlögl)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

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Bauherrschaft
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