Bauwerk
ORKO
Christian Tonko, Titusz Tarnai, Peter Jellitsch - Wien (A) - 2010
Förderpreis Outstanding Artist Award 2010
11. November 2010 - newroom
Fritjof Capra hat in seinen beiden wichtigsten Werken, „Tao der Physik“ und „Wendezeit“, mit Nachdruck auf die Notwendigkeit verwiesen, daß Forschung und damit angestrebter Fortschritt nur mehr durch das verknüpfen verschiedenster Wissenschaften, realer und geistiger Natur, möglich ist. Unmissverständlich war damit der Generalist gefordert, der imstande ist fachübergreifend zu denken und im Team zu handeln.
Anstelle dieser, Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre eingeforderten gesamtheitlichen Denkweise hat sich ein Spezialistentum entwickelt, das aus einem minimalen Wissensgebiet maximales Wissen zu extrahieren versucht und dabei die Einbindung in ein größeres Ganzes aus den Augen verliert. Ein Spezialist ist tendenziell jemand der über gar nichts alles weiß. Die Architektur hat sich weitgehend diesem Phänomen angeschlossen – der Architekt ist „entweder oder“ und nur selten „sowohl als auch“.
ORKO ist das Ergebnis eines Wettbewerbes – ein Pavillion für die finnische Stadt Turku anlässlich ihres Auftritts als europäische Kulturhauptstadt 2011. Gefordert war ein Ort der Begegnung – am Wasser – dem verbindenden Element mit der Kulturhauptstadtschwester Tallinn. Gefunden wurde das Projekt von Peter Jellitsch, Titusz Tarnai und Christian Tonko, den Wettbewerbsrahmen bei weitem sprengend.
Anstatt nur kommunikative Plattform zu sein, werden universelle, gesellschaftlich relevante Fragen gestellt - was immer das schwierigste ist - und teilweise beantwortet. Das Projekt besteht im wesentlichen aus einer schwimmenden Piazza, einem darüberfliegenden bioaktiven Teppich und dazwischenliegender sichtbar tätiger Maschine. Alle Teile, obwohl genetisch betrachtet wesensunterschiedlich, amalgamieren zu einem Organismus. ORKO besteht aus programmatischen Einzelteilen die sich zuerst gegenseitig ermöglichen und zunehmend gegenseitig bedingen.
Es ist ein Gebäude das auf mehreren ebenen TÄTIG ist: die schwimmende Plattform bildet das Grundgefäß für zwischenmenschlichen Kontakt und ist gleichzeitig ein Schiff, der fliegende Algenteppich macht den biologischen Umwandlungsprozeß von Nitraten und Phosphaten in Sauerstoff sichtbar und ist gleichzeitig Dach, die Pump- und Filterstation dazwischen macht den Raum zum Labor und gleichzeitig zum didaktischen Ereignis. ORKO generiert sich und Räume aus der Verwertung und Umwandlung von zivilisatorischem Müll – einer Kläranlage nicht unähnlich. Das Projekt gibt dem strapazierten Thema „Nachhaltigkeit“ ein notwendiges gesamtheitliches Fundament – anstelle rein rechnerischer Absicht wird Mehrwert über Synergien erzeugt und belegt, daß das Ganze mehr als die Summe seiner Teile sein kann. So betätigen sich die Architekten nicht nur als Gestalter der Umwelt sondern offerieren einen therapeutischen Vorschlag, homöopathisch zwar, aber durch die Lesbarkeit der Abläufe sympathisch didaktisch.
Die im Wettbewerb vorgesehene Verortung wird auf mehrere Standorte ausgedehnt, mit der Aufforderung über die Grenzen von Turku hinauszudenken – zwischen den Zeilen steckt eine globale Komponente. Das Projekt gewann zwar den ersten Preis des Wettbewerbes, wird jedoch sehr wahrscheinlich nicht umgesetzt. Den Architekten ist zu wünschen, daß das Experiment weitergeht. (Jurytext: Outstanding Artist Award 2010)
Anstelle dieser, Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre eingeforderten gesamtheitlichen Denkweise hat sich ein Spezialistentum entwickelt, das aus einem minimalen Wissensgebiet maximales Wissen zu extrahieren versucht und dabei die Einbindung in ein größeres Ganzes aus den Augen verliert. Ein Spezialist ist tendenziell jemand der über gar nichts alles weiß. Die Architektur hat sich weitgehend diesem Phänomen angeschlossen – der Architekt ist „entweder oder“ und nur selten „sowohl als auch“.
ORKO ist das Ergebnis eines Wettbewerbes – ein Pavillion für die finnische Stadt Turku anlässlich ihres Auftritts als europäische Kulturhauptstadt 2011. Gefordert war ein Ort der Begegnung – am Wasser – dem verbindenden Element mit der Kulturhauptstadtschwester Tallinn. Gefunden wurde das Projekt von Peter Jellitsch, Titusz Tarnai und Christian Tonko, den Wettbewerbsrahmen bei weitem sprengend.
Anstatt nur kommunikative Plattform zu sein, werden universelle, gesellschaftlich relevante Fragen gestellt - was immer das schwierigste ist - und teilweise beantwortet. Das Projekt besteht im wesentlichen aus einer schwimmenden Piazza, einem darüberfliegenden bioaktiven Teppich und dazwischenliegender sichtbar tätiger Maschine. Alle Teile, obwohl genetisch betrachtet wesensunterschiedlich, amalgamieren zu einem Organismus. ORKO besteht aus programmatischen Einzelteilen die sich zuerst gegenseitig ermöglichen und zunehmend gegenseitig bedingen.
Es ist ein Gebäude das auf mehreren ebenen TÄTIG ist: die schwimmende Plattform bildet das Grundgefäß für zwischenmenschlichen Kontakt und ist gleichzeitig ein Schiff, der fliegende Algenteppich macht den biologischen Umwandlungsprozeß von Nitraten und Phosphaten in Sauerstoff sichtbar und ist gleichzeitig Dach, die Pump- und Filterstation dazwischen macht den Raum zum Labor und gleichzeitig zum didaktischen Ereignis. ORKO generiert sich und Räume aus der Verwertung und Umwandlung von zivilisatorischem Müll – einer Kläranlage nicht unähnlich. Das Projekt gibt dem strapazierten Thema „Nachhaltigkeit“ ein notwendiges gesamtheitliches Fundament – anstelle rein rechnerischer Absicht wird Mehrwert über Synergien erzeugt und belegt, daß das Ganze mehr als die Summe seiner Teile sein kann. So betätigen sich die Architekten nicht nur als Gestalter der Umwelt sondern offerieren einen therapeutischen Vorschlag, homöopathisch zwar, aber durch die Lesbarkeit der Abläufe sympathisch didaktisch.
Die im Wettbewerb vorgesehene Verortung wird auf mehrere Standorte ausgedehnt, mit der Aufforderung über die Grenzen von Turku hinauszudenken – zwischen den Zeilen steckt eine globale Komponente. Das Projekt gewann zwar den ersten Preis des Wettbewerbes, wird jedoch sehr wahrscheinlich nicht umgesetzt. Den Architekten ist zu wünschen, daß das Experiment weitergeht. (Jurytext: Outstanding Artist Award 2010)
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