Bauwerk

Froschkönig
SPLITTERWERK, GRAZT Architektur - Graz (A) - 2008
Froschkönig, Foto: Paul Ott
Froschkönig, Foto: Paul Ott

Umnutzung eines Bestandsgebäudes

24. Januar 2011 - HDA
Gegenstand des Projektes ist die Umnutzung und Adaptierung eines bestehenden Internatsgebäudes - des ehemaligen „Bründlhauses“ - zur zukünftigen Verwendung als Sitz und Seminarhaus der Landesverwaltungsakademie des Landes Steiermark. Dem ursprünglich als Gasthaus errichteten Altbau aus der Zeit um 1900 war Anfang der 70-er-Jahre und später nochmals 1981 je ein Gebäudeflügel hinzugefügt worden. Das Gebäude stand seitdem als Internat in Verwendung.
Aus dem 2005 ausgeschriebenen Wettbewerb ging SPLITTERWERK gemeinsam mit GRAZT Architektur ZT GmbH als Gewinner hervor.

Poesie der Farbe
Das umgestaltete Ensemble – genannt „Froschkönig“ - schafft an einem Ort, der schwer einsehbar und nicht präsent ist, selbstbewusst und entschlossen neue Identität. Die einzigartig bunte Farbgebung der gesamten äußeren Erscheinungsform des Baukörpers folgt in detailgenauer inhaltlicher und gestalterischer Präzision einem Regiekonzept, das Extrovertiertheit produziert, aus der ein hohes Maß an Öffentlichkeit generiert wird.

Außenhülle
Das ehemalige Bründlhaus war ein Konglomerat aus verschiedenen Baukörpern unterschiedlichster Gestaltungsstile und Materialien. Denkt man das Gebäude aus einem Guss oder mit einer einheitlichen Hülle, entsteht eine Bauskulptur mit starker Eigenart und besonderen Qualitäten. Faserzementplatten als Dach- und Fassadenflächen, Fallrohre, Fensterleibungen, Fensterrahmen, Fensterflügel, Jalousien, Verblechungen und Lüftungsaufbauten in mehr als dreißig Farben bilden das neue äußere Erscheinungsbild. In gnadenloser Konsequenz soll sich jedes Detail einer einzigen Idee unterordnen.

Angemessenheit der Mittel. Auf Grund der Forderung nach größtmöglicher Wirtschaftlichkeit wird als logische Konsequenz in diesem Projekt auf den kleinstmöglichen strukturellen Eingriff Wert gelegt. Hinterlüftete Fassaden aus Faserzementplatten in unterschiedlichsten Farben bieten der neu aufgebrachten Wärmedämmung bestmöglichen Schutz. Vorhandene Fensteröffnungen werden beibehalten, neue Baukörperdurchdringungen werden vermieden, die innere und äußere Struktur wird sowohl in der Konstruktion als auch im Raumabschluss beibehalten. Ziel des Entwurfskonzeptes und der Planung war es, ohne jegliche Zubauten, eine neue, sehr offene, zeitgemäße und signifikante Identität zu erzielen. Das gesamte Raumprogramm der Landesverwaltungsakademie konnte durch geschickte Funktionsüberlagerung von Erschließung und öffentlichen Aufenthaltsbereichen in der vorhandenen Nutzfläche von ca. 910m² untergebracht werden.

Funktion und Innenraumgestaltung
Das Projekt ordnet die einzelnen Funktionsbereiche in farblich unterschiedlich gestaltete Zonen, die funktionell und atmosphärisch die Innenräume des Gebäudes neu definieren. Es entsteht dabei ein stetig präsentes Wechselspiel zwischen der Gestaltung der Innenoberflächen und der Außenoberfläche, das unter anderem bei den Bauteilen wie Fenster und Jalousien in Erscheinung tritt, vor allem aber bei den Ausblicken der Innenräume auf die Fassaden- und Dachflächen des Baukörpers. Die pixelig bunte Außenhülle setzt sich selbst ins Bild der farbig differenziert gestalteten Innenhüllen und umgekehrt.

Gestaltung als Moderation
Besonderes Augenmerk galt dem Umgang mit der Möblierung der Verwaltungs- und Seminarräume, die nicht als Designerware einem einzigen Livestyle folgend die Innenraumgestaltung bestimmen sollte, sondern gemeinsam mit den Nutzer:innen ganz persönliche Interpretationen entstehen ließ und so von Anbeginn Spuren des Alltags hinterlassen konnte. (Text: SPLITTERWERK)

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Für den Beitrag verantwortlich: HDA

Ansprechpartner:in für diese Seite: Karin Wallmüllerbaudatenbank[at]hda-graz.at

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