Bauwerk

Schmuckgeschäft Anita Münz
Robert Felber - Wien (A) - 2011
Schmuckgeschäft Anita Münz, Foto: AnnA BlaU
Schmuckgeschäft Anita Münz, Foto: AnnA BlaU

Ein schöner Ort für schöne Dinge

15. April 2011 - Az W
Minimalistisch hält sich das Einrichtungskonzept zurück und führt den Betrachter mit viel Sensibilität zur Konzentration auf die zur Schau gestellten Objekte. Der sparsame Umgang mit Farben und Materialien - weiß, rot, Holz und Stahl - bildet einen adäquaten Hintergrund für den Hornschmuck, der hier auf zwei roten und einer weißen Fläche offen präsentiert mit seinen eigenen Materialfarben in das Zentrum der Aufmerksamkeit rückt.

Die nicht-orthogonale Form des Grundrisses bewirkte ein quasi Raum-im-Raum-Konzept, bei dem der Eichenfußboden als Rechteck in den Raum gelegt und die bis zu den Wänden verbleibenden Zwickel mit Schiefer ausgekleidet sind. An mehreren Stellen ist der Boden zu einer elegant anmutenden Welle aufgebogen und avanciert somit zum eigenständigen Objekt. Im Gegenzug biegen sich die roten Präsentationstische würdig hinab und bilden mit den ondulierten Bodenteilen ein interessantes räumliches Wechselspiel.
In dem großen runden Spiegel, der in seiner perfekten Position und Dimensionierung die Seitenwand des Lokals belebt, entstehen immer wieder neue Bilder und Blickwinkel auf das Interieur und die darauf ausgestellten Ketten, Broschen und Ringe, Armreifen, Haarspangen und Ohrschmuck.

Kein Stück zu viel, kein Detail zu wenig, absolut perfekt auf die Geometrie des vorhandene Raumes und die Exponate maßgeschneidert ist jeder Kubikzentimeter des Geschäftes für seinen Zweck zurechtgeschnitzt, ganz in Einklang mit der Philosophie, die hinter den Schmuckstücken steht. Die handgefertigten Unikate der bekannten Schmuckkünstlerin Anita Münz sind aus dem Horn afrikanischer Zeburinder außerordentlich präzise gearbeitet und in ihrer klaren Formensprache sowie reduzierten Materialkombination besonders herausragend. In halbjährlich neu entwickelten und sich ergänzenden Kollektionen, in denen jedes Objekt durch seine individuelle Maserung ein Einzelstück darstellt, setzt sich eine durchängige Linie seit 1989 fort. (Marion Kuzmany, 15.04.2011)

„Wie soll und kann ein Schmuckgeschäft aussehen?“ oder „Ist das ein Schmuckgeschäft?“ waren Fragen, die Helmut Biriz, der Partner von Anita Münz, immer wieder an mich stellte - bei einem Kaffee mit oder ohne Dolce in verschiedenen Cafés in der Nähe des Ladens, der auf den Ausbau wartete. Dann war es die Idee, dem Fußboden einen Körper zu geben, die die Sache in Gang brachte. Der Fußboden, der Parkett, wird wie ein Teppich ausgerollt und dort, wo er nicht hineinpasst, rollt er zurück. Dem Parkettleger kam die Sache komisch vor und er verließ die Baustelle. Wir konnten gerade noch - rechtzeitig aus dem Kaffehaus zurück - die Stahlfüße darunter stellen. (Robert Felber, 15.04.2011)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Anita Münz
Helmut Biriz

Fotografie