Bauwerk
Neugestaltung Eduard Wallnöfer Platz - Landhausplatz
LAAC, Stiefel Kramer Architecture - Innsbruck (A) - 2011
Eduard-Wallnöfer-Platz
Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen 2012
18. Oktober 2012 - aut. architektur und tirol
Eine Platzgestaltung wie ein leichtes Tuch, das sich sanft über den Stadtkörper legt: Man ahnt, dass unter dieser Decke mehr steckt, als auf den ersten Blick zu sehen ist. Der Platz stammt aus der NS-Zeit, entstanden als Vorplatz des 1938 errichteten Gauhauses, heute Sitz der Landesregierung. Das Gebäude ist ein typisches Produkt seiner Zeit, errichtet im Stil eines gedrungenen Klassizismus, in dem sich Biederkeit und latente Brutalität verbinden. Auffällig ist der Mittelrisalit mit Pfeilern und drei Balkonen, deren mittlerer als ehemaliger Führerbalkon hervorsticht.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde auf Initiative der französischen Besatzer auf dem Platz ein Befreiungsdenkmal errichtet, ebenfalls im klassizistischen Stil, geschmückt mit einem meterhohen, aus Kupferblech getriebenen Tiroler Adler und einer Inschrift in lateinischer Sprache, die das Denkmal den Opfern für die Freiheit Österreichs widmete, ohne den Faschismus und seine ortsansässigen Parteigänger zu erwähnen. Gittertore mit den Wappen der österreichischen Bundesländer verschlossen die Durchgänge.
Angesichts dieser symbolischen Gemengelage darf man es den Innsbruckern nicht verübeln, dass sie das Denkmal mit dem 1928 auf persönliche Initiative Mussolinis errichteten Bozener Siegesdenkmal in Verbindung brachten und die Gittertore des vermeintlichen Innsbrucker Pendants für eine spätere Zutat hielten. Daran konnten auch die weiteren auf dem Platz abgestellten Denkmäler – darunter ein Denkmal für die jüdischen Opfer der Novemberpogrome von 1938 – nicht viel ändern. Über die Jahre verkam der Platz zu einem Unort, zur Hälfte Aufmarschplatz, zur Hälfte verwahrloster Grünraum, Zuflucht für Obdachlose und Drogendealer.
Die Neugestaltung hat die historischen Spannungen nicht kaschiert, sondern transparent gemacht. Den Aufmarschplatz vor dem Landhaus gibt es nach wie vor, aber wenn die Tiroler Schützen gerade nicht aktiv sind, verwandelt er sich in ein Wasserspiel, das aus zahlreichen Düsen kleine Wasserbögen in die Luft schießt, durch die im Sommer die Kinder laufen. Das Befreiungsdenkmal hat seine Dominanz verloren. Bei Nacht ist es nur schwach beleuchtet. Da gehört der Platz ganz den Stadtbewohnern, vor allem den jüngeren, die hier ein Skaterparadies entdeckt haben. Konflikte unter den Nutzern gibt es dennoch kaum, weil alle spüren, dass ihnen hier etwas geschenkt wurde, das man teilen muss: Ein mit äußerster Präzision gestalteter Stadtraum außerhalb kommerzieller Interessen, ohne Zweifel der schönste Platz der Stadt. (Jurytext: Christian Kühn, Auszeichnungen des Landes Tirol für Neues Bauen 2012)
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde auf Initiative der französischen Besatzer auf dem Platz ein Befreiungsdenkmal errichtet, ebenfalls im klassizistischen Stil, geschmückt mit einem meterhohen, aus Kupferblech getriebenen Tiroler Adler und einer Inschrift in lateinischer Sprache, die das Denkmal den Opfern für die Freiheit Österreichs widmete, ohne den Faschismus und seine ortsansässigen Parteigänger zu erwähnen. Gittertore mit den Wappen der österreichischen Bundesländer verschlossen die Durchgänge.
Angesichts dieser symbolischen Gemengelage darf man es den Innsbruckern nicht verübeln, dass sie das Denkmal mit dem 1928 auf persönliche Initiative Mussolinis errichteten Bozener Siegesdenkmal in Verbindung brachten und die Gittertore des vermeintlichen Innsbrucker Pendants für eine spätere Zutat hielten. Daran konnten auch die weiteren auf dem Platz abgestellten Denkmäler – darunter ein Denkmal für die jüdischen Opfer der Novemberpogrome von 1938 – nicht viel ändern. Über die Jahre verkam der Platz zu einem Unort, zur Hälfte Aufmarschplatz, zur Hälfte verwahrloster Grünraum, Zuflucht für Obdachlose und Drogendealer.
Die Neugestaltung hat die historischen Spannungen nicht kaschiert, sondern transparent gemacht. Den Aufmarschplatz vor dem Landhaus gibt es nach wie vor, aber wenn die Tiroler Schützen gerade nicht aktiv sind, verwandelt er sich in ein Wasserspiel, das aus zahlreichen Düsen kleine Wasserbögen in die Luft schießt, durch die im Sommer die Kinder laufen. Das Befreiungsdenkmal hat seine Dominanz verloren. Bei Nacht ist es nur schwach beleuchtet. Da gehört der Platz ganz den Stadtbewohnern, vor allem den jüngeren, die hier ein Skaterparadies entdeckt haben. Konflikte unter den Nutzern gibt es dennoch kaum, weil alle spüren, dass ihnen hier etwas geschenkt wurde, das man teilen muss: Ein mit äußerster Präzision gestalteter Stadtraum außerhalb kommerzieller Interessen, ohne Zweifel der schönste Platz der Stadt. (Jurytext: Christian Kühn, Auszeichnungen des Landes Tirol für Neues Bauen 2012)
Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol
Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekind
Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Tragwerksplanung
Kunst am Bau
Fotografie
wettbewerb
Das Projekt ist aus dem Verfahren Neugestaltung des Eduard-Wallnöfer-Platzes in Innsbruck hervorgegangen1. Rang, Gewinner
Kathrin Aste
2. Stufe
pendlarchitects
2. Stufe
Dieter Tuscher, Günther Norer, Mario Gasser
2. Stufe
Kleboth Lindinger ZT GmbH, Gerhard Dollnig
2. Stufe
parc ZT GmbH
2. Stufe
Schlögl & Süß Architekten ZT Gesellschaft OEG
2. Stufe
Architekturbüro Walch und Partner ZT GmbH
2. Stufe
Rainer Pirker
1. Stufe
FROETSCHER LICHTENWAGNER Architekten
1. Stufe
Christian Eichberger
1. Stufe
Volker Miklautz, Markus Gärtner
1. Stufe
Johannes Türtscher
1. Stufe
Peter Mayrhofer, Reinhold Bösch
1. Stufe
Karl Heinz, Jörg Streli
1. Stufe
Elke Krismer
1. Stufe
Thomas Moser
1. Stufe
OFA Architektur ZT GmbH
1. Stufe
Martin Schranz
1. Stufe
Lichtblauwagner Architekten Generalplaner ZT GmbH
1. Stufe
Andreas Egger
1. Stufe
Gerhard Steixner
1. Stufe
Imgang Architekten ZT GmbH
1. Stufe
Ursula Klingan
1. Stufe
Obermoser arch-omo ZT GmbH
1. Stufe
Rainer Noldin, Regina Noldin