Bauwerk

„Landschaftsfluss“
Lechner & Lechner - Salzburg - 2003
„Landschaftsfluss“, Foto: Dietmar Tollerian
„Landschaftsfluss“, Foto: Dietmar Tollerian

Schwebebalken in der Landschaft

Damit Waldmulde und Gelände frei fließen können, planten die Architekten Christine und Horst Lechner in Puch ein edles Holzhaus in Schwebe. Auf einer Stütze setzt es auf, als Brückenkopf birgt sich das Erdgeschoss teils im Hang, viele gedeckte Balkone nehmen das Freie ins Visier.

27. November 2004 - Isabella Marboe
Steil schlängelt sich der Monsteinweg durch die bewaldete Pucher Anhöhe, über die sich lose alte Bauernhöfe und gartengesäumte Einfamilienhäuser verteilen. Etwa 15 km südlich von Salzburg liegt die Streusiedlung, wo die Bauherren mit zwei Kindern ein Geschoss in einem ortstypischen, ausladend überdachten Haus bewohnten. Sie wollten besser leben, aber am Ort bleiben, wo ihre Wurzeln sind. Schräg gegenüber ist der elterliche Hof.

Der Bauherr kommt aus einer Tischlerfamilie, betreibt sein Gewerbe mit akribischer Perfektion und wollte einen edlen Holzbau. Im Norden neben dem früheren Haus waren 656 Quadratmeter Grund von komplexer Landschaftsformation frei. An der Straße im Westen ist ein Böschungsstreifen, dahinter fällt das Gelände stark ab, um sich als grüner Rücken südwärts eine Waldlichtung hinaufzuschwingen. Auch den Osten säumt ein Hang, zwischen beiden Hügeln schmiegt sich eine sanfte Mulde talwärts in Nachbars Garten.

Souverän reagierten die Architekten Christine und Horst Lechner auf die besondere Umgebung. Wie eine Brücke schwebt der Wohnriegel mit der schönen rostbraunen Fassade aus furnierten, geharzten Papierverbundstoffplatten über die Landschaft. Scheu scheint sein schräges Ende dem östlichen Waldsaum zu weichen, innen meint man, in Bäumen zu sitzen. Als Brückenkopf ist das Erdgeschoss teils in die Böschung gegraben, über ein Glasband haben Keller und Gästebad Licht. Transparent öffnet sich der Sockel zur Zufahrt im Osten, die hellen Räume mit Auslauf aufs freifließende Gelände nutzen die Kinder exzessiv. Kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmetauscher und fußbodenbeheizte Nassräume schaffen ein sehr angenehmes Raumklima. Das edle Passivhaus kommt mit einer 900- Watt-Restwärmepumpe aus.

Eine einzige Stütze hält die Wohnbrücke, die mit verschieden großen, im NW ums Eck geführten, überdachten Balkonen und zarter Metallbrüstung neugierige Fühler zu Frischluft und Natur ausstreckt. Schwarze Untersichten rhythmisieren die Fassade, darunter fließt die Geländemulde im eigens angelegten Teich aus. Hier spielen die Kinder mit Freunden, durch den zweiseitig verglasten Vorraum tritt man ein. Wie eine Skulptur führt die einläufige, geschlossene Stahltreppe in den riesigen, oberen Einraum. Der Bauherr verkleidete Wand, Boden und Decke komplett mit hellem, furniertem Ahorn, was den bergenden Charakter einer Schatulle schafft. Durch ein Glasfenster im Boden überblickt man die Tür. Das schalldichte Toilettenahornmöbel scheint aus dem Boden gewachsen, es bildet die Zäsur zwischen Tisch und frei stehendem Herd. Am großen Nordwestbalkon mit Abendsonne davor kann man im Freien essen, die Küchenzeile nistet am tiefen Schrägfenster mit Beleuchtung, Ablage und Waldpanorama. Hier sind Rehe zu erspähen, als zweite Zäsur zum Wohnen im Westen wirkt die Treppe. Mit dreiseitig umlaufender Balkonlandschaft ufert das raumhoch verglaste Innere üppig in die Natur aus. Als große Terrasse setzt sie im SW am Geländerücken auf, als auskragender Balkon dockt sie am Osthang an. Der Bauherr deckte sie mit fein strukturiertem, robustem, dunklem Bankaré- Holz.Ein langer Balkon zieht sich bis ums Osteck die Südfront vor der zweiten, oberen Wohnebene entlang, der Raumstreifen dahinter kann durch Schiebetüren frei fließen. Die Kinderzimmer teilen sich die Westseite – das nördliche hat Übereck-Terrasse mit Untersbergblick, das südliche genießt die Waldmulde. Beide öffnen sich zur großen Spielfläche an der Stiege vor ihrer gelben Badbox. Das Reich der Eltern beginnt beim großen Schrankraum im Osten. Vom Schlafraum im Süden sehen sie auf die Talmulde, von der Wanne vorm roten Schrägfenster in den Wald.

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Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Hias Schörghofer
Christine Schörghofer

Fotografie