Bauwerk
Familiendorf Nußdorf-Debant
FUCHSUNDPEER, Mario Ramoni - Nußdorf-Debant (A) - 2011
Wohnanlage mit integriertem SOS-Kinderdorf
10. April 2012 - aut. architektur und tirol
Das SOS-Kinderdorf Nußdorf-Debant wurde Mitte der 1950er Jahre als zweites SOS-Kinderdorf der Welt gegründet. Ausgehend von einem auf einer Wiese außerhalb der Gemeinde errichteten ersten Haus entstand bis in die 1970er Jahre eine dem damaligen Konzept der SOS-Kinderdörfer entsprechende Siedlung aus sieben freistehenden Einfamilienhäusern, jeweils bewohnt von einer Kinderdorfmutter und 4-5 Kindern.
Befand sich das Kinderdorf zur Gründungszeit am Rand von Nußdorf-Debant, so hat sich diese Situation im Lauf der Jahre grundlegend gewandelt. Westlich des Grundstückes wurden eine Volksschule (1964), eine Hauptschule (1976) und eine Kirche (1970, Architektur: Ulrich Feßler) errichtet, östlich ein Nahversorgungsmarkt, ein Postamt, ein Gemeindezentrum mit Kindergarten und Sportanlagen (1995, Architektur: Gerhard Mitterberger; s. eigener Eintrag) sowie das jüngst von Schneider & Lengauer und Hertl.Architekten sanierte und erweiterte Amtshaus und Gemeindeforum (s. eigener Eintrag). Damit rückte das Areal des Kinderdorfs von der Peripherie mitten in ein zweites Dorfzentrum, wo es als öffentlich genutzte, fußläufige Verbindung zwischen Gemeindezentrum, Schule und Kirche fungierte.
Seit den 1950er Jahren haben sich jedoch nicht nur die räumlichen Beziehungen des SOS-Kinderdorfs zur Gemeinde Nußdorf-Debant verändert, sondern auch die prinzipiellen Vorstellungen darüber, in welchem Umfeld die familienpädagogische Betreuung der dem SOS-Kinderdorf anvertrauten jungen Menschen stattfinden soll. Somit entschied man sich dazu, anstelle einer Sanierung der in die Jahre gekommenen Siedlung einen Neubau zu errichten, bei dem exemplarisch das Konzept eines „integrierten SOS-Kinderdorfes“ architektonisch umgesetzt werden sollte. Ein Konzept, das im Wesentlichen darin besteht, das in sich geschlossene „schützende“ Dorf in einen Ort der Vielschichtigkeit und Lebendigkeit weiterzuentwickeln, der den Kindern ein für die regionalen Verhältnisse „normales“ Leben bietet, sich nicht nach außen abgrenzt, öffentlich zugänglich ist und auch nicht ausschließlich von SOS-Kinderdorf-Familien bewohnt wird.
Für den Neubau von 21 Familienhäuser (sowohl für das SOS-Kinderdorf als auch für die Vermietung an Familien aus Nußdorf-Debant), die Adaptierung eines bestehenden Hauses in ein Verwaltungsgebäude und die Gestaltung der Außenanlagen wurde ein geladener Architekturwettbewerb ausgeschrieben, den FUCHSUNDPEER in Zusammenarbeit mit Mario Ramoni mit ihrem Konzept einer gartenstadtartigen Siedlung gewinnen konnten.
Auf dem bisher unbebauten Grundstücksteil im Osten gruppierten sie aneinandergebaute Hof- und Winkelhäuser um gemeinschaftliche Freiflächen. Die einzelnen, ein- und zweigeschossigen Häuser bewahren ihre Individualität, sind jedoch in verdichteter Form zu Gruppen zusammengefasst, die durch Straßen und Gassen verbunden sind. Damit entstand ein Gefüge von öffentlichen, halböffentlichen und privaten Räumen, das verschiedene Grade von Intimität und Kommunikation ermöglicht.
Die 37, in der Siedlung untergebrachten, unterschiedlich großen Wohneinheiten (2-, 3- und 4-Zimmer-Wohnungen und SOS-Familienhäuser) folgen alle derselben Haus-Typologie: Eine gedeckte Eingangszone ist zugleich Sitzbereich und bildet zusammen mit dem anschließenden kleinen Garten den privaten Außenraum, zu dem sowohl die Wohnbereiche im Erdgeschoss, als auch die Schlafräume im Obergeschoss orientiert sind. Anstelle von Kellern gibt es im Eingangsbereich Wirtschafts- und Lagerräume sowie für jedes Haus einen „Schuppen“ mit überdachtem Fahrradabstellplatz. Die ebenfalls dieser Grundtypologie folgenden, größeren SOS-Familienhäuser sind nicht an einer Stelle konzentriert, sondern in die Gesamtheit der Siedlung eingewoben.
In der Mitte der Siedlung entstand rund um einen großen Baum ein zentraler Platz, an den sich das neue „Haus Anna“ anschließt – ein an Stelle der geforderten Adaptierung des Bestandsbaues neu errichtetes dreigeschossiges Gebäude mit Verwaltungsbereichen für das SOS-Kinderdorf, einem Mehrzwecksaal und Wohnungen. Der Platz selbst wird als öffentlicher Dorfplatz für temporäre Veranstaltungen wie Märkte und Feste genutzt und bietet Passanten, Anrainern und Kindern aus der Nachbarschaft einen Ort zum Spielen und Verweilen. Der gesamte innere Bereich der Siedlung ist autofrei Fußgängern und Radfahrern vorbehalten, Parkmöglichkeiten finden sich in einer Tiefgarage bzw. entlang der Erschließungsstraße. Eine Abfolge von schmalen Gassen, Treppen, Rampen, Plätzen und Verweilorten quert die gesamte Siedlung und kann als Verbindungsweg vom Gemeindeamt zur Kirche öffentlich genutzt werden. (Text: Claudia Wedekind)
Befand sich das Kinderdorf zur Gründungszeit am Rand von Nußdorf-Debant, so hat sich diese Situation im Lauf der Jahre grundlegend gewandelt. Westlich des Grundstückes wurden eine Volksschule (1964), eine Hauptschule (1976) und eine Kirche (1970, Architektur: Ulrich Feßler) errichtet, östlich ein Nahversorgungsmarkt, ein Postamt, ein Gemeindezentrum mit Kindergarten und Sportanlagen (1995, Architektur: Gerhard Mitterberger; s. eigener Eintrag) sowie das jüngst von Schneider & Lengauer und Hertl.Architekten sanierte und erweiterte Amtshaus und Gemeindeforum (s. eigener Eintrag). Damit rückte das Areal des Kinderdorfs von der Peripherie mitten in ein zweites Dorfzentrum, wo es als öffentlich genutzte, fußläufige Verbindung zwischen Gemeindezentrum, Schule und Kirche fungierte.
Seit den 1950er Jahren haben sich jedoch nicht nur die räumlichen Beziehungen des SOS-Kinderdorfs zur Gemeinde Nußdorf-Debant verändert, sondern auch die prinzipiellen Vorstellungen darüber, in welchem Umfeld die familienpädagogische Betreuung der dem SOS-Kinderdorf anvertrauten jungen Menschen stattfinden soll. Somit entschied man sich dazu, anstelle einer Sanierung der in die Jahre gekommenen Siedlung einen Neubau zu errichten, bei dem exemplarisch das Konzept eines „integrierten SOS-Kinderdorfes“ architektonisch umgesetzt werden sollte. Ein Konzept, das im Wesentlichen darin besteht, das in sich geschlossene „schützende“ Dorf in einen Ort der Vielschichtigkeit und Lebendigkeit weiterzuentwickeln, der den Kindern ein für die regionalen Verhältnisse „normales“ Leben bietet, sich nicht nach außen abgrenzt, öffentlich zugänglich ist und auch nicht ausschließlich von SOS-Kinderdorf-Familien bewohnt wird.
Für den Neubau von 21 Familienhäuser (sowohl für das SOS-Kinderdorf als auch für die Vermietung an Familien aus Nußdorf-Debant), die Adaptierung eines bestehenden Hauses in ein Verwaltungsgebäude und die Gestaltung der Außenanlagen wurde ein geladener Architekturwettbewerb ausgeschrieben, den FUCHSUNDPEER in Zusammenarbeit mit Mario Ramoni mit ihrem Konzept einer gartenstadtartigen Siedlung gewinnen konnten.
Auf dem bisher unbebauten Grundstücksteil im Osten gruppierten sie aneinandergebaute Hof- und Winkelhäuser um gemeinschaftliche Freiflächen. Die einzelnen, ein- und zweigeschossigen Häuser bewahren ihre Individualität, sind jedoch in verdichteter Form zu Gruppen zusammengefasst, die durch Straßen und Gassen verbunden sind. Damit entstand ein Gefüge von öffentlichen, halböffentlichen und privaten Räumen, das verschiedene Grade von Intimität und Kommunikation ermöglicht.
Die 37, in der Siedlung untergebrachten, unterschiedlich großen Wohneinheiten (2-, 3- und 4-Zimmer-Wohnungen und SOS-Familienhäuser) folgen alle derselben Haus-Typologie: Eine gedeckte Eingangszone ist zugleich Sitzbereich und bildet zusammen mit dem anschließenden kleinen Garten den privaten Außenraum, zu dem sowohl die Wohnbereiche im Erdgeschoss, als auch die Schlafräume im Obergeschoss orientiert sind. Anstelle von Kellern gibt es im Eingangsbereich Wirtschafts- und Lagerräume sowie für jedes Haus einen „Schuppen“ mit überdachtem Fahrradabstellplatz. Die ebenfalls dieser Grundtypologie folgenden, größeren SOS-Familienhäuser sind nicht an einer Stelle konzentriert, sondern in die Gesamtheit der Siedlung eingewoben.
In der Mitte der Siedlung entstand rund um einen großen Baum ein zentraler Platz, an den sich das neue „Haus Anna“ anschließt – ein an Stelle der geforderten Adaptierung des Bestandsbaues neu errichtetes dreigeschossiges Gebäude mit Verwaltungsbereichen für das SOS-Kinderdorf, einem Mehrzwecksaal und Wohnungen. Der Platz selbst wird als öffentlicher Dorfplatz für temporäre Veranstaltungen wie Märkte und Feste genutzt und bietet Passanten, Anrainern und Kindern aus der Nachbarschaft einen Ort zum Spielen und Verweilen. Der gesamte innere Bereich der Siedlung ist autofrei Fußgängern und Radfahrern vorbehalten, Parkmöglichkeiten finden sich in einer Tiefgarage bzw. entlang der Erschließungsstraße. Eine Abfolge von schmalen Gassen, Treppen, Rampen, Plätzen und Verweilorten quert die gesamte Siedlung und kann als Verbindungsweg vom Gemeindeamt zur Kirche öffentlich genutzt werden. (Text: Claudia Wedekind)
Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol
Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekind
Akteure
ArchitekturBauherrschaft
SOS-Kinderdorf
Tragwerksplanung
Fotografie
wettbewerb
Das Projekt ist aus dem Verfahren SOS-Kinderdorf Nußdorf-Debant hervorgegangen1. Rang, Gewinner
Architekturbüro Fuchs und Peer