Bauwerk

Fronius: Forschungs- und Entwicklungszentrum Thalheim
schneider+schumacher - Wels (A) - 2011
Fronius: Forschungs- und Entwicklungszentrum Thalheim, Foto: Kirsten Bucher
Fronius: Forschungs- und Entwicklungszentrum Thalheim, Foto: Kirsten Bucher
Fronius: Forschungs- und Entwicklungszentrum Thalheim, Foto: Kirsten Bucher
24. Januar 2013 - afo
Das Projekt „Fronius T2 Forschungs- und Entwicklungszentrum“ ist 2006 im Rahmen eines internationalen Architektenwettbewerbs – ausgelobt von der Fronius International GmbH – prämiert und zur Realisierung empfohlen worden. Die Architektur vermittelt die Botschaft und die Haltung der Firma Fronius: Klarheit und Einfachheit in der Anordnung der Baukörper, offene und flexible Strukturen mit sehr guter Orientierung, eine Fassade, die einen deutlich positiven Beitrag zur Energiebilanz liefert und die Verwendung von erneuerbaren Energien. Natur- und Ressourcenschutz stehen im Vordergrund. Der Neubau besteht aus zwei ringförmigen Baukörpern, die in der Höhe um ein ganzes Geschoss versetzt sind und so Raum für die Anlieferung und die Zuwegung zur Garage auf der Verlängerung des Vorplatzes schaffen. Gleichzeitig nutzt dieser Versatz die topographische Neuordnung des Areals, die das Geländeniveau nach Norden zum Flussdamm und nach Westen zur Wohnbebauung hin anhebt, um den tiefer liegenden Betriebshof in sich aufzunehmen. Mitarbeiter wie Besucher betreten vom Vorplatz aus über das Foyer das untere Eingangsatrium, das mit dem oberen Atrium vor dem Casino räumlich die ringförmigen, zweigeschossigen Bauteile erschließt. Die zu den Atrien senkrecht angeordneten vorgelagerten Magistralen erschließen die einzelnen Arbeitsbereiche im 1. OG, ohne dass im Bürolaborbereich Störungen entstehen. An den schmalen Enden des Gebäudekomplexes sind die Gemeinschaftsbereiche wie Mitarbeiterrestaurant und Meetingpoints untergebracht, die sich allesamt direkt mit dem Außenraum verbinden und den Mitarbeitern die Möglichkeit der Erholung im Grünen anbieten.

Das Gebäude ist flexibel konzipiert. Durch eine elementierte Trogplattendecke konnte, trotz 14,5 m Spannweite, auf eine Mittelstützenreihe verzichtet werden. Auf der unteren Ebene (Raumhöhe 4,9 m) befinden sich neben dem Hallenbetrieb (Vorserienbau) auch die Speziallabore. In den oberen Etagen (Raumhöhe 2,9 m) befinden sich Büroräume sowie die sogenannten Bürolabore. Die Büroräume werden über die Fassade natürlich belüftet. Die Fassade besteht hier aus zwei Bauteilen: Der transparente Teil (Kasten) ist für die Belichtung, der opake Teil (Trommel mit Klappe) ist für die Belüftung des Raums zuständig. Der Nutzer bedient die innenliegende Klappe zur manuellen Lüftung, die Gebäudesteuerung regelt die Stellung der Trommel zum Kasten und damit den thermischen Beitrag der Fassade für den Gesamtenergiebedarf (Unterscheidung Sommer- und Winterfall).
Die Energieversorgung des Gebäudes erfolgt durch Nutzung von regenerativen Energiequellen, insbesondere durch das zur Zeit größte Erdsondenfeld der EU. Entscheidendes Kriterium für das Energiekonzept ist die bedarfsgerechte Deckung der Energienachfrage mit Anlagentechniken, die im Grundlastbereich hohe Wirkungsgrade aufweisen. Der sommerliche Kältebedarf wird durch die Nutzung des Flusswassers als geothermische Energiequelle gedeckt. Die große Menge an Wärmeenergie aus den diversen elektrischen Einrichtungen (Lastwiderstände, Regeltransformatoren usw.) der Betriebe des Forschungs- und Entwicklungszentrums der Fronius GmbH werden für die Beheizung des Gebäudes verwendet (Erdsonden als Saisonalspeicher).

Der Künstler Klaus Schneider hat mit seinem Werk „erkenntnisfragen“ einen außergewöhnlichen Beitrag zur Gestaltung der Innenräume im Fronius Forschungs- und Entwicklungszentrum geleistet. Dazu wurden ausgewählte Texte in Blindenschrift aus semitransparentem Folienmaterial beidseitig auf die Innenflächen der doppelverglasten Systemtrennwände appliziert. Die Texte zitieren philosophische, literarische oder wissenschaftliche Erkenntnisse, die in Frageform transkribiert wurden. Ganz nebenbei erfüllt das Kunstwerk, das Erkenntnisfragen aufwirft, den Zweck, die Glasflächen sichtbar und damit sicher zu machen und gleichzeitig die gewünschte Transparenz zuzulassen. (Gekürzter Text der Architekten)

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