Bauwerk

Kindermodengeschäft BAMBINI
Denis Košutić - Wien (A) - 2013
Kindermodengeschäft BAMBINI, Foto: Lea Titz
Kindermodengeschäft BAMBINI, Foto: Lea Titz
Kindermodengeschäft BAMBINI, Foto: Lea Titz

BAMBINI Kindermodengeschäft

1. Februar 2013 - Az W
Das Kindermodengeschäft befindet sich im Tuchlaubenhof im „Goldenen Quartier“, jenem neu geschaffenen Luxus-Geschäftsviertel im ersten Bezirk. Das Einkaufserlebnis beginnt in der Sekunde wenn der Kunde das Geschäft betritt. Haute Couture gilt hier nicht nur für die angebotene Kindermode, sondern auch für das Interieur. Ein ungewohnt weicher Teppich verwöhnt müde Beine von Kunden wie auch Verkäufern gleichermaßen. Mit vier Grautönen kreiert der Interior Designer eine Märchenwelt als Rahmen für die zahlreichen bunten Kleiderpreziosen. Dabei kippen die an sich heiteren Motive wie Früchte und Blüten, die sich kleinformatig auf Tapeten und großformatig auf dem Teppich ausbreiten, ins Unheimliche. Denn der Designer hat sie ihrer Farbigkeit beraubt. Darf man das – Kinder verschrecken? Auf jeden Fall! Sagt Denis Kosutic und verweist auf Spukhäuser und Geisterbahnen, die seit jeher eine große Anziehung auf Kinder ausüben und ist in guter Gesellschaft: Der Regisseur Tim Burton ist für verstörende Kindergeschichten bekannt und hat seinen jüngsten Film (Frankenweenie) zur Gänze in schwarzweiß gehalten.

Der Designer komplimentiert das gedeckte Grau mit Hochglanz pur. Alle Warenträger sind in Kupfer ausgeführt. Das metallische Rosé bildet einen glänzenden Kontrast zum matt-grauen Hintergrund. Nach und nach wird man aller Details gewahr: da ist ein matt-graues Gipsfries mit surreal überdimensionierten Früchten und Lollipops und an der Wand spiegeln rosé-farbene Silhouetten in der Form von Pilzen und Birnen die scheinbar beiläufig auf den Rahmen platzierten Halbkugeln. Das elegante Zusammenspiel der kontrastierenden Farben und Oberflächen verblüfft ob seiner perfekten Harmonie.

Ein dreiläufiger Stiegenaufgang mit rosé-goldenen Kupferrohren als Geländer und Handlauf führt hinauf in das Obergeschoss. Ein „Turm“ rückt an die Stelle der Spindel und schafft zusätzliche Präsentationsflächen – in dieser Innenstadtlage verschenkt man keine Quadratmeter. Käfig-Säulen in der Raummitte als Beleuchtungskörper, Warenträger und Umkleidekabinen gleichermaßen, wobei das Anprobieren in Kindermodengeschäften in der Regel eine untergeordnete Rolle spielt. Für Kinder steht ein Mini-Auditorium mit Fliegenpilz-Hockern bereit. Hier wird eine allfällige Bildungslücke beim Film „The Wizard of Oz“ geschlossen, während die Erwachsenen sich der märchenhaften Welt des Konsums hingeben, wenn sie sich nicht auf den Sitzmöbeln in Form von Bananen oder Zitronen ausruhen. (Text: Martina Frühwirth)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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