Bauwerk

Victor Adler Gedenkraum
Bernhard Denkinger - Wien (A) - 2009
Victor Adler Gedenkraum, Foto: Andreas Buchberger
Victor Adler Gedenkraum, Foto: Andreas Buchberger
5. März 2013 - Az W
Die Dauerausstellung widmet sich dem Leben und Wirken Victor Adlers und befindet sich im ehemaligen Vorwärts-Gebäude in Wien, Margareten. Der Architekt ließ sich von den stark strukturierten, dunklen Wandverkleidungen im Foyer inspirieren und gestaltete den an das Foyer anschließenden Ausstellungsraum sachlich, schlicht und elegant. Mehrfach überbeiztes Sperrholz in der Farbe Tabak und Glas – das sind die Materialien, aus denen die Ausstellung gestaltet wird.

Dreidimensionale Rahmen an den Wänden dienen als Träger für unterschiedliche Inhalte: einmal befindet sich im Rahmen ein Text, einmal ein Objekt, einmal eine leere Wandfläche, die mit einem Bild überblendet wird. Die Inhalte sind in den Rahmen in unterschiedlicher Distanz zum Betrachter montiert: einmal ganz vorne, möglichst nahe beim Betrachter, bei einem anderen Rahmen treten sie in den Hintergrund. Über die wechselnden Objektebenen entsteht eine Hierarchie der Objekte zueinander. Mit den seriellen Versetzungen entwickelt sich die Ausstellung im Raum über die Wände hinweg, wobei in Summe ein homogener Eindruck entsteht. In der Mitte des Raums befindet sich ein Tisch, auf dem ebenfalls Objekte und Texte ausgestellt werden. Das Material Glas kommt hier gleich in mehreren Funktionen zum Einsatz: als Textträger – indem der Text auf der Platte zum Betrachter geneigt wird, als Vitrine – indem das Objekt vom Glassturz überdeckt wird und schließlich als Abdeckung – indem das Glas Textseiten auf der Tischplatte fixiert. Ein eigens entwickeltes Fräs-System verhindert, dass die Glasplatten auf der Tischplatte verrutschen. Für eine Peter Altenberg-Ausstellung hat der Architekt bereits einmal mit modularen Elementen experimentiert. Im Victor Adler Gedenkraum erreichte der Einsatz der modulartigen Elemente schließlich Perfektion.

Für die Ausstellung stand das gesamte private Archiv von Victor Adler, aber auch das frühe Archiv der Sozialdemokratie zur Verfügung. Die Materialfülle bietet einen großen Vorteil für die Planung, indem alles sofort aufgelegt und direkt entschieden werden kann, ganz ohne lästiges Warten auf die Lieferung von Leihgaben. Die reichen Bestände bergen jedoch auch eine Gefahr, und zwar dass Besucher am Ende von einer Fülle an Materialien erschlagen werden. Der Architekt schätzt sich besonders glücklich, dass er für die Gestaltung auf eine sehr konzise Auswahl der Kuratorin zurückgreifen konnte. Nur so war es möglich, einen Raum zu gestalten, in dem Besucher:innen zu einer Auseinandersetzung mit den Inhalten eingeladen, ja mitunter sogar verführt werden. (Text: Martina Frühwirth)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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