Bauwerk

Festung Franzensfeste
Markus Scherer, Walter Dietl - Fortezza Bolzano (I) - 2009
2. März 2012 - newroom
„Begonnen unter Franz I. im Jahr 1833 – vollendet durch Ferdinand I. im Jahr 1838“, so lautet die lateinische Inschrift über dem Tor der Festung. In knapp fünf Jahren haben über 6000 Arbeiter und Soldaten an einer der engsten Stellen des Eisacktales eine Sperranlage errichtet. Sie hat die Ausmaße einer kleinen Stadt und ist mit 20 Hektar Grundfläche die größte Festungsanlage des Alpenraumes. Mit dieser monumentalen Verteidigungsanlage wollten die Habsburger den als Folge der französischen Revolution um sich greifenden Veränderungen Einhalt gebieten. Die von Regimentsingenieur Franz von Scholl entworfene Anlage besteht aus drei autonomen Einheiten: dem oberen, dem mittleren und dem unteren Festungsniveau.

Die Festung wurde trotz ihrer imposanten Erscheinung letztendlich nie wirklich für Kriegszwecke verwendet. Im 19. Jahrhundert noch als Pulverdepot genutzt, ging sie 1918 in italienischen Staatsbesitz über und wurde bis 2003 vom Heer genutzt. Der originale Erbauungszustand wurde in diesem Zeitraum nur unwesentlich verändert – die Franzensfeste hielt eine Art „Dornröschenschlaf“.

Nach der Übernahme durch das Land Südtirol eröffneten sich neue Möglichkeiten für die Erhaltung des Kulturdenkmals: Die ehemalige Verteidigungsanlage sollte zu einem Ort der Begegnung und des kulturellen Austausches werden. Grundgedanke bei der Revitalisierung war die Beibehaltung der Patina und Aura der Festung; sie wurde durch minimale Eingriffe nutzbar gemacht. Wenige, sorgfältig ausgewählte Elemente stellen neue Verbindungswege in der Anlage her und ermöglichen so ihre Nutzung als Ausstellungsfläche. Die Wahl der Materialien erfolgte in Abstimmung mit den örtlichen Gegebenheiten. Die Chromatik und die Materialität stellen „abstrakte“ Bezüge zur bestehenden Architektur her, erlauben aber trotzdem eine klare Lesbarkeit der Eingriffe. Das Grundprinzip der Restaurierung „Altes ist alt – Neues ist neu“ wird im Sinne einer Dialogfähigkeit zwischen historischem Bestand und zeitgenössischer Architektur erweitert. (Text: Markus Scherer)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: newroom

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at