Bauwerk

Easy Generations Wohnhaus
Christoph Schöggl - Wels (A) - 2011
Easy Generations Wohnhaus, Foto: Christoph Schöggl
Easy Generations Wohnhaus, Foto: Christoph Schöggl

Mitwachsende Häuser in Wels

Robuste und variable Bauwerke schaffen zukunftsweisenden Wohnbau.

1. Dezember 2012 - Lorenz Potocnik
Die zwei nominierten Gebäude in der Kategorie Wohnen haben optisch nichts gemeinsam. Und doch eint sie in Konzept und Voraussicht viel.

Das „Easy-Generations-Haus“ von Christoph Schöggl in der Kalkofenstraße ist kein normales Einfamilienhaus, sondern wächst mit den Bewohnern. Drei vollwertige separate Einheiten können mit minimalstem baulichen Aufwand auf eine sich ändernde Nutzung angepasst werden. Durch diese Flexibilität kann das Haus auf verschiedene Lebensphasen einer Familie, vom Wohnen mit Kindern, Homeworking, einer Werkstatt, das Nebeneinander mehrerer Generationen bis hin zu betreutem Wohnen und Pflege eines Angehörigen reagieren.

Das „Mitwachsen“ des Hauses beruht nicht auf beispielsweise sich bewegenden Wänden, sondern auf robuster Konzeption, die das Jonglieren oder Schalten von drei Einheiten über die Jahrzehnte erlaubt. Auch die Vermietung von Räumen an externe Nutzer (etwa wenn das Haus zu groß wird) ist so leicht möglich. Das Haus passt sich den Lebensbedingungen an und nicht umgekehrt. Barrierefreiheit im Haus versteht sich von selbst. Die Ökobilanz gegenüber herkömmlichen Einfamilienhäusern wird vor allem durch die Langlebigkeit wesentlich verbessert.

Der Büro- und Wohnbau in der Bauernstraße ist eine Loft-Typologie. Auf ein ehemaliges zweistöckiges Arbeiterwohnheim wurde in Holz – durchgehend aus unbehandelter Lärche – aus vollständig vorgefertigten Elementen vollflächig ein großzügiges Penthouse aufgesetzt. Die Konstruktion erlaubt flexible Raumunterteilungen, umlaufende Galerien funktionieren als Balkon und kombiniert mit einem extra Treppenturm als äußere, unabhängige Erschließung.

Als Architekt, Bauherr und Eigentümer in Personalunion hat Maximilian Luger (Luger & Maul) einen sehr radikalen Entwurf erstellen können. Über den konkreten Einzelfall hinaus, taugt die Aufstockung als Modell: aus Holz vorgefertigt, schnell in der Produktion, mit geringem Gewicht, sehr flexibel in der Raumaufteilung und nicht zuletzt dank Reduktion billig herzustellen, könnten solche Aufbauten auf Tausenden Flächdächern diverser Bürobauten und Wohnhäusern landen. Dachdämmungsmaßnahme und innerstädtische Nachverdichtung inklusive.

Qualitätsvoller Wohnbau muss heute so robust sein, dass er den Anforderungen des nächsten Jahrhunderts gerecht wird. Dabei ist das Denken in Widmungen, das allzu spezifische Bauen für Büros, Kleinfamilien oder sonstige momentane Vorstellungen kontraproduktiv und veraltet. Vorbildhaft sind der „Wiener Altbau“ und eben ehemalige Produktionsstätten, heute Lofts, die in ihrer Nutzungsneutralität praktisch alles erlauben. Beide Typen sind in diesem Sinn „echte Häuser“. Beide, das wachsende Haus und das Loft in Wels, zeichnet genau das aus.

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Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten

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