Bauwerk
Islamischer Friedhof
bernardo bader architekten - Altach (A) - 2012
24. Oktober 2013 - vai
Der Islamische Friedhof im Gemeindegebiet von Altach steht Angehörigen des Islam aller Gemeinden Vorarlbergs offen, da jede Kommune verpflichtet ist, Bewohner:innen eine Bestattungsmöglichkeit nach ihren Riten zu bieten. Das Recht von Muslimen auf eine Bestattung nach ihren Gebräuchen regelt das Österreichische Islamgesetz von 1912.
Für die speziellen Anforderungen des Islamischen Friedhofs begleiteten eine Arbeitsgruppe und Imame Vorarlbergs die Planungsphase. Spezifika sind die Ausrichtung nach Mekka, dass nur Erdbestattung erlaubt ist und der Ritus der Reinigung, diese Waschung wird von ausgebildeten Personen, in einem ausschließlich dafür vorgesehenen Raum durchgeführt. Die Beerdigung läuft sehr schlicht ab. Häufige Friedhofsbesuche haben keine besondere Tradition, denn Muslime sollen im Vertrauen auf das Wohl des Verstorbenen im Jenseits loslassen können.
Daraus ergibt sich ein offenes und übersichtlich gestaltetes Gesamtkonzept. Pragmatisch, mit wenig Symbolik integriert sich der Friedhof in den Landschaftsraum. Unabhängig von der konfessionellen Ausrichtung ist Bestattungsstätten gemeinsam, dass der Friedhof der erste Garten war. Als Urgarten zeichnet er sich durch die Kultivierung seiner Erde und durch klar definierte Fläche aus. Beim Anlegen eines Gartens wird ein Stück Land ein- und gegen die Wildnis deutlich abgegrenzt. So fasst ein Geflecht aus Mauerscheiben in hellrot eingefärbtem Beton die Gräberbereiche (hier etwas niedriger) und den baulichen Anlagenteil. Die ’fingerförmig’ angelegten Grabfelder ermöglichen, dass die Toten in der rituell korrekten Ausrichtung nach Mekka begraben werden können.
Die weiteren geforderten Räumlichkeiten entwickeln sich ebenfalls aus dem Thema der Mauer. Es entsteht ein der Gesamtanlage adäquater Kopfteil. Der überdeckte Raum für die Verabschiedung öffnet sich zum Innenhof. Ein Betonstein für den Sarg und die große Öffnung der Seitenscheibe, mit dem Ornament des islamischen Achteckmotivs, in Holzstabwerk, gibt ein feierlich anmutendes orientalisches Licht- und Schattenspiel.
Diese Wand begleitet den Weg zum Andachtsraum, „Mescid“. Azra Akšamija´s Installation „Schindel-Mihrab“ zeigt die Gebetsrichtung nach Mekka an. Vor der weißgekalkten Holzwand mit dem Fenster in der Mitte hängen drei zueinander versetzte Vorhänge aus Metallgewebe, in die Holzschindeln eingeflochten sind. Die Vorhänge folgen dem Prinzip von Gebetswand (Qibla) und Gebetsnische (Mihrab). Goldbeschichtete Schindeln zeichnen in kufischer Schrift die Worte „Allah“ und „Mohammed“ nach. Die Qibla-Wand dient als funktionaler Sicht- und Sonnenschutz, als dekoratives Objekt und symbolisch mit der Kalligrafie und Mischung der Materialien. Die sechs Reihen monochromer Gebetsteppiche, fein abgestuft von dunkel nach hell, wurden von Frauen in Bosnien handgefertigt. (Text: Martina Pfeifer Steiner)
Für die speziellen Anforderungen des Islamischen Friedhofs begleiteten eine Arbeitsgruppe und Imame Vorarlbergs die Planungsphase. Spezifika sind die Ausrichtung nach Mekka, dass nur Erdbestattung erlaubt ist und der Ritus der Reinigung, diese Waschung wird von ausgebildeten Personen, in einem ausschließlich dafür vorgesehenen Raum durchgeführt. Die Beerdigung läuft sehr schlicht ab. Häufige Friedhofsbesuche haben keine besondere Tradition, denn Muslime sollen im Vertrauen auf das Wohl des Verstorbenen im Jenseits loslassen können.
Daraus ergibt sich ein offenes und übersichtlich gestaltetes Gesamtkonzept. Pragmatisch, mit wenig Symbolik integriert sich der Friedhof in den Landschaftsraum. Unabhängig von der konfessionellen Ausrichtung ist Bestattungsstätten gemeinsam, dass der Friedhof der erste Garten war. Als Urgarten zeichnet er sich durch die Kultivierung seiner Erde und durch klar definierte Fläche aus. Beim Anlegen eines Gartens wird ein Stück Land ein- und gegen die Wildnis deutlich abgegrenzt. So fasst ein Geflecht aus Mauerscheiben in hellrot eingefärbtem Beton die Gräberbereiche (hier etwas niedriger) und den baulichen Anlagenteil. Die ’fingerförmig’ angelegten Grabfelder ermöglichen, dass die Toten in der rituell korrekten Ausrichtung nach Mekka begraben werden können.
Die weiteren geforderten Räumlichkeiten entwickeln sich ebenfalls aus dem Thema der Mauer. Es entsteht ein der Gesamtanlage adäquater Kopfteil. Der überdeckte Raum für die Verabschiedung öffnet sich zum Innenhof. Ein Betonstein für den Sarg und die große Öffnung der Seitenscheibe, mit dem Ornament des islamischen Achteckmotivs, in Holzstabwerk, gibt ein feierlich anmutendes orientalisches Licht- und Schattenspiel.
Diese Wand begleitet den Weg zum Andachtsraum, „Mescid“. Azra Akšamija´s Installation „Schindel-Mihrab“ zeigt die Gebetsrichtung nach Mekka an. Vor der weißgekalkten Holzwand mit dem Fenster in der Mitte hängen drei zueinander versetzte Vorhänge aus Metallgewebe, in die Holzschindeln eingeflochten sind. Die Vorhänge folgen dem Prinzip von Gebetswand (Qibla) und Gebetsnische (Mihrab). Goldbeschichtete Schindeln zeichnen in kufischer Schrift die Worte „Allah“ und „Mohammed“ nach. Die Qibla-Wand dient als funktionaler Sicht- und Sonnenschutz, als dekoratives Objekt und symbolisch mit der Kalligrafie und Mischung der Materialien. Die sechs Reihen monochromer Gebetsteppiche, fein abgestuft von dunkel nach hell, wurden von Frauen in Bosnien handgefertigt. (Text: Martina Pfeifer Steiner)
Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut
Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konrad
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