Bauwerk

Haus am Moor
bernardo bader architekten - Krumbach (A) - 2012
Haus am Moor, Foto: Adolf Bereuter
Haus am Moor, Foto: Adolf Bereuter
20. März 2014 - vai
Das Moor im Ortsteil Fohren wurde in den 1970er Jahren großteils trockengelegt. Übrig blieb am Waldrand eine feuchte Streuwiese, die es dem Großvater wert war in Bauland umzuwidmen. Es war schattiger dort, als an den besseren Grundstücken und der Bauer hatte seine Prioritäten.

Das Haus des Architekten bildet heute einen Schluss-Strich zum Siedlungsgebiet. Langgestreckt, von Süd nach Nord, wie ein liegender Baumstamm, eineinhalb Stockwerke hoch, mit durchlaufendem Satteldach. Zum Wald- und Landschaftsraum vermittelt als Ankunftsort eine Art „Tenne“. Früher ein landwirtschaftlicher Durchfahrtsraum des Bregenzerwälder Bauernhauses, trennt und verbindet sie hier als offenes Entree zwei Bereiche. Mit traditionellen, großen Schiebetoren kann dieser Übergangsbereich das Haus abschließen oder zur Landschaft erweitern. Wind- und wettergeschützt gelangt man von dort ins „Hündarhus“ - hier Studio und Garage - oder ins Wohnhaus - „Vordarhus“. Man folgt nach der Diele dem seitlich einfallenden Licht in die offene Küche mit Essplatz am übergroßen Fenster. Den Kopf des Hauses bildet der Wohnbereich, allseitig in Holz ausgeschlagen, bis in den Giebel. Hier noch deutlicher das Thema des Hauses: Dach und Baum. Sind es im Innersten handwerklich gefertigte dunkle Betonoberflächen im Wechsel mit lebendigem heimischem Ulmenholz, so sind sämtliche nach außen gekehrte Flächen in heller Tanne gehalten. Entgegen dem räumlichen Luxus im Erdgeschoß - wo das öffentliche Leben der Familie stattfindet - sind im ersten Stock die Zimmer kompakt, durchgängig in geschliffenem Tannenholz, einfacher und noch feiner ausgebaut. Belichtet wird mit Einschnitt im Dach und großen Glastüren, auf der anderen Seite mit Dachflächenfenstern.

Beim Bauen ließ man sich Zeit. Im eigenen Wald wurde das Holz ausgesucht, geschlägert (beim richtigen Mondzeichen), gesägt und verbaut. 70 Fichten und Tannen für alles: Konstruktion, Wandflächen, Türen, Bodenaufbau, Bodendielen Es gibt keine Werkstoff-, keine Gipskarton- platten. Wenn man die Arbeitszeit als Qualität und Mehrwert des „Tuns“ ansetzt, gibt es zudem Kostenvorteile. Weiters kam beim Aushub brauchbarer Lehm in einen Meter Tiefe zum Vorschein. Dieser wurde nach Dornbirn gebracht, zu Ziegeln gepresst und luftgetrocknet. In den Rillen der Ziegelsteine wurden die Fußbodenheizungsrohre eingelegt und mit sägerohem Tannenboden belegt.
Ein konsequenter Holzbau, welcher der Tradition des Bregenzerwälder Hauses verbunden ist. (Text: Martina Pfeifer Steiner)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at