Bauwerk
MPREIS Weerberg
Silvia Boday - Weerberg (A) - 2012
Auf der Wiese abgestellter glitzernder Container
17. Juni 2014 - aut. architektur und tirol
In der marokkanischen Wüste hat Silvia Boday der Auftrag ereilt, am Weerberg einen MPreis zu bauen. Der übrigens der erste von mehr als 200 Lebensmittelmärkten ist, der allein von einer Architektin geplant worden ist. Gebaut in nur sechs Monaten in einer – gelinde gesagt – architektonisch schwierigen Umgebung. Mit dem Vorteil für Silvia Boday, formal auf diese nicht Rücksicht nehmen zu müssen, um einen transluzenten, extrem langen Container auf der sanft abfallenden grünen Wiese aufzustellen.
Die Geradlinigkeit dieser 54 Meter langen und 14 Meter breiten, schlichten, silbrig glänzenden Kiste wird durch Zubauten geschickt aufgebrochen, die aus den westlichen bzw. östlichen Rändern des Baukörpers wie herausgeklappt erscheinen. Um etwa den Eingang zu markieren, der als verglastes, unübersehbar dunkel gerahmtes Element mit dreieckigem Grundriss die Fassade durchsticht. Die Gebäudeteile, die am anderen Ende aus dem Container aus der Achse verdreht herauswachsen, sind zwar wesentlich größer, allerdings unscheinbarer. Sind sie doch, genauso wie der Sockel, auf dem das gesamte Gebäude steht, in Sichtbeton ausgeführt, was diesen für Lager- bzw. Personalräume notwendigen „Nebenbauten“ fast die Anmutung einer Industriehalle verleiht.
Der Einsatz von puren, ehrlichen Materialien war Silvia Boday wichtig. Angefangen beim „Kleid“ aus Polycarbonat, das dem betonierten Skelett übergestreift ist, bis hin zur unkaschierten – außen begrünten – Holzleimbinder-Decke von der Stange. Die fast wie ein monumentales, vom extrem flachen Satteldach abgehängtes hölzernes Regal daherkommt, ähnlich dem, das als Sonnenschutz vor die südliche Fassade montiert ist.
Diese Regale sind natürlich leer, im Gegensatz zu den „richtigen“, die auf dunkelbraunen Kunststoffböden stehen. Rund 500 der insgesamt 1000 Quadratmeter des Weerberger MPreises sind für den eigentlichen Supermarkt reserviert, etwa hundert für das Baguette, das sich durch eine kleine Terrasse nach außen öffnet. Die vorherrschende Farbe ist hier Schwarz bzw. die von Ahornholz. Das Mobiliar führt ein reizvolles Spiel mit Schwarz, Weiß und Gelb vor, die Lampen in drei unterschiedlichen Formen verpassen dem Café unkonventionelles Flair.
Was den Weerberger MPreis so einzigartig macht, ist, dass er bei jedem Wetter, jedem Licht, jeder Tageszeit, so völlig anders daherkommt. Die Durchlässigkeit seiner Haut sich ständig wandelt, einmal fast abweisend hermetisch das Innere vom Außen abschottet, um dann wieder Zonen des Fast-Durchsichtigen mit solchen des Dichten abwechseln zu lassen. Bei Dunkelheit verkehrt sich dagegen die Wahrnehmung total: wird der von innen erleuchtete Baukörper vollkommen durchlässig, verwandelt sich in eine Bühne für die schöne bunte Warenwelt. (Text: Edith Schlocker, Tiroler Tageszeitung, 6. 8. 2013)
Die Geradlinigkeit dieser 54 Meter langen und 14 Meter breiten, schlichten, silbrig glänzenden Kiste wird durch Zubauten geschickt aufgebrochen, die aus den westlichen bzw. östlichen Rändern des Baukörpers wie herausgeklappt erscheinen. Um etwa den Eingang zu markieren, der als verglastes, unübersehbar dunkel gerahmtes Element mit dreieckigem Grundriss die Fassade durchsticht. Die Gebäudeteile, die am anderen Ende aus dem Container aus der Achse verdreht herauswachsen, sind zwar wesentlich größer, allerdings unscheinbarer. Sind sie doch, genauso wie der Sockel, auf dem das gesamte Gebäude steht, in Sichtbeton ausgeführt, was diesen für Lager- bzw. Personalräume notwendigen „Nebenbauten“ fast die Anmutung einer Industriehalle verleiht.
Der Einsatz von puren, ehrlichen Materialien war Silvia Boday wichtig. Angefangen beim „Kleid“ aus Polycarbonat, das dem betonierten Skelett übergestreift ist, bis hin zur unkaschierten – außen begrünten – Holzleimbinder-Decke von der Stange. Die fast wie ein monumentales, vom extrem flachen Satteldach abgehängtes hölzernes Regal daherkommt, ähnlich dem, das als Sonnenschutz vor die südliche Fassade montiert ist.
Diese Regale sind natürlich leer, im Gegensatz zu den „richtigen“, die auf dunkelbraunen Kunststoffböden stehen. Rund 500 der insgesamt 1000 Quadratmeter des Weerberger MPreises sind für den eigentlichen Supermarkt reserviert, etwa hundert für das Baguette, das sich durch eine kleine Terrasse nach außen öffnet. Die vorherrschende Farbe ist hier Schwarz bzw. die von Ahornholz. Das Mobiliar führt ein reizvolles Spiel mit Schwarz, Weiß und Gelb vor, die Lampen in drei unterschiedlichen Formen verpassen dem Café unkonventionelles Flair.
Was den Weerberger MPreis so einzigartig macht, ist, dass er bei jedem Wetter, jedem Licht, jeder Tageszeit, so völlig anders daherkommt. Die Durchlässigkeit seiner Haut sich ständig wandelt, einmal fast abweisend hermetisch das Innere vom Außen abschottet, um dann wieder Zonen des Fast-Durchsichtigen mit solchen des Dichten abwechseln zu lassen. Bei Dunkelheit verkehrt sich dagegen die Wahrnehmung total: wird der von innen erleuchtete Baukörper vollkommen durchlässig, verwandelt sich in eine Bühne für die schöne bunte Warenwelt. (Text: Edith Schlocker, Tiroler Tageszeitung, 6. 8. 2013)
Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol
Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekind
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