Bauwerk

Theater im Palais an der Kunstuniversität Graz
balloon architekten - Graz (A) - 2014
Theater im Palais an der Kunstuniversität Graz, Foto: David Schreyer
Theater im Palais an der Kunstuniversität Graz, Foto: David Schreyer

Zu- und Umbau, Platzgestaltung

10. Dezember 2014 - HDA
Das Theater im Palais, das vom Institut für Schauspiel der Kunstuniversität Graz (KUG) genutzt wird, ist saniert und erweitert worden. Nach rund eineinhalb Jahren Bauzeit fand am 18. November 2014 die Eröffnung des Gebäudes und des neugestalteten Platzes zwischen Palais Meran, MUMUTH und Theater im Palais statt. Architektur und Generalplanung lag in den Händen des Grazer Büros balloon architektur.

Das Projekt ging aus einem geladenen einstufigen Realisierungswettbewerb hervor, den die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) unter 9 Teilnehmer:innen aus Wien und Graz auslobte. Die Jury unter dem Vorsitz von Architekt Bernhard Marte kürte im Februar 2011 das Grazer Büro balloon architektur zu Gewinnern des Verfahrens.

Für balloon war es nicht nur wichtig, mit dem neu zu errichtenden Foyer den heterogenen Gebäudebestand des Theater im Palais zu homogenisieren, sondern auch einen öffentlichen Platz – einen Campus – zu schaffen, der einerseits der Bedeutung der KUG, andererseits dem städtischen Umfeld gerecht wird. Durch das Öffnen des vorher eher geschlossenen Hofes zwischen Palais Meran und Theater im Palais zur Leonhardstraße hin konnte ein neuer urbaner Aufenthaltsraum geschaffen und zugleich die Blickbeziehung Leonhardstraße – MUMUTH verbessert werden.

Die vorher sehr heterogen wirkenden Gebäudeteile des Theater im Palais werden nun von einem goldfarbenen, baldachinartigen „Vorhang“ umfasst und zu einer architektonischen Großform vereint. Dieser das Gebäude vierseitig umschließende Baldachin inszeniert das Bestandsgebäude neu und verleiht ihm Eigenständigkeit im Kontext MUMUTH und Palais Meran. Dieser semitransparente Baldachin ist aus 3 mm Aluminiumblech mit unterschiedlichen Lochungen und Prägungen hergestellt, die – aus einer Chronofotografie des Physiologen und Fotopioniers Étienne-Jules Marey entwickelt – die Bewegungsabfolge in einem Salto darstellen. Die alte Umfassungsmauer des Palais Meran wurde von den Veränderungen nicht angegriffen – ihre Silhouette bleibt hinter dem „goldenen Baldachin“ sichtbar.

Mit dem neuen Foyer erhält das Institut für Schauspiel der KUG einen multifunktionalen, flexibel nutzbaren Großraum mit einer Fläche von rund 300 qm. Er beherbergt neben dem Eingangsbereich auch Büros für die Bühnentechnik, eine Seitenbühne, ein Behinderten WC und einen Aufenthaltsraum für Studierende. Der außenliegende goldfarbene Baldachin übernimmt im Foyer-Inneren die Funktion des Sonnenschutzes gegen Westen und findet an der Decke des Foyers seine Entsprechung in der abgehängten Ornamentdecke.

Die Funktionsbereiche Theater und Institut für Schauspiel verfügen über getrennte Eingänge und können wechselweise miteinander ge- und entkoppelt werden. Ein längliches Einbaumöbel im Foyer übernimmt die Funktionen der Besuchergarderobe, des Buffets und der Teeküche für das Institut. Bei Thaterbetrieb fungiert es zusätzlich als Abschirmung des Zugangs zu den Institutsräumen im Bestandsgebäude. Mobile Abtrennungen aus Vorhängen, die bei Bedarf zum Einsatz kommen, wahren den Großraumcharakter des Foyers.

Das Theater im Palais ist aktuell mit anderen österreichischen Bauten für den „Mies van der Rohe Award 2014 – Europas beste Bauten. Preis der Europäischen Union für zeitgenössische Architektur“ nominiert. (Text: Karin Wallmüller)

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Für den Beitrag verantwortlich: HDA

Ansprechpartner:in für diese Seite: Karin Wallmüllerbaudatenbank[at]hda-graz.at