Bauwerk
Pädagogische Akademie Graz-Eggenberg
Günther Domenig, Eilfried Huth - Graz (A) - 1969
Grazer Brutalismus, radikal und durchdacht
24. Dezember 2014 - HDA
Die Pädagogische Akademie der Diözese Graz-Seckau in Graz-Eggenberg ist das erste realisierte Projekt von Günther Domenig und Eilfried Huth und ein wesentlicher Bau der frühen Grazer Schule. Der als Sieger aus einem Wettbewerb hervorgegangene Gebäudekomplex ist eine radikale und zugleich durchdachte Umsetzung des Brutalismus, der Huth und Domenig, besonders über die Ideen des Schweizer Architekten Walter Förderer, mit dem sie regen Kontakt pflegten, stark beeinflusste. In einer rauen Bretterschalung gegossen wirkt der Sichtbeton des skulptural anmutenden Ensembles aus kubischen Volumen streng, kontrastiert mit dem bunten Leben, das die jugendlichen Nutzer in die Gebäude mitbrachten und heute noch bringen. Bis 2009 befand sich die Pädagogische Hochschule im denkmalgeschützten Gebäude, nach einem einfühlsamen Um- und Zubau durch Wladimir Goltnik beherbergt es nun die Graz International Bilingual School (GIBS) und weitere Bildungseinrichtungen.
Der Entwurf von Domenig und Huth bildet auf dem lang gezogenen, von West nach Ost leicht abfallenden Grundstück unmittelbar nördlich des Parks von Schloss Eggenberg ein formal geschlossenes Ensemble, das jedoch mit der Ausbildung von zwei Freibereichen auf seine Umgebung reagiert. Der Vorplatz des Haupteingangs in der Georgigasse ist Gegenspieler des gegenüberliegenden, massigen Gebäudes der Schulschwestern, während der zum Schlosspark orientierte grüne Hof einen geschützten Außenraum für die Studierenden bildet. Entlang einer „inneren Straße“ mit hellen und dunklen Abschnitten, Ausblicken und Platzerweiterungen fädeln sich die einzelnen Funktionen auf.
Vom Vorplatz führen zwei Eingänge in die Akademie und die, etwas abgesetzte und so auch unabhängig nutzbare, Aula. Verbunden sind sie durch einen Gang und den tiefer liegenden Turnsaal. Östlich reihen sich ein Studierendeninternat, ein Knabeninternat und die Übungsschule an die zentrale Akademie. Auf die gemeinschaftlichen Bereiche im Erdgeschoß (Übungsklassen, Aufenthalts- und Speisesäle) sowie Verwaltung und Hausmeisterwohnung setzen drei- bzw. zweigeschoßig die Wohnheime auf. Heute befinden sich in den Trakten zwei Kindergärten, eine Volksschule und ein Studierendenwohnheim. In den Freibereichen befinden sich eine Skulptur und eine Brunnenanlage von Professor Barna von Sartory, die sich – ebenfalls aus Sichtbeton – harmonisch in die Architektur einfügen. Etwas abgesetzt liegt ein skulpturales Heizhaus. Eine geplante, an die Akademie angeschlossene Kapelle wurde nicht realisiert.
Die Grundrisse folgen keinem strengen Raster, sondern einer freien, ökonomischen Raumanordnung; nicht dogmatischem Formalismus, sondern der praktischen Benutzbarkeit. Es dominieren schwarzer Gussasphalt, Sichtbeton und das Holz der Fenster und Türen sowie die innere Holzverkleidung der Außenwände. Hinter dieser befindet sich eine 5 cm schlanke Dämmung, die trotz der, für heutige Maßstäbe katastrophalen Energiewerte gemeinsam mit der Speichermasse von Boden, Decke und Innenwänden in einem niedrigen Heizwärmebedarf resultiert. Die radikale Konsequenz und zugleich der Perfektionismus der Planung äußern sich in den Details: etwa in von den Architekten entworfenen und in Ausnehmungen im Sichtbeton versenkten Deckenlampen oder in den, in die mächtigen Türstöcke integrierten Lichtschaltern und Schulglocken. Laut Eilfried Huth musste im gesamten Gebäude kein einiges Mal gestemmt werden.
Vor allem am zentralen Treppenturm der Akademie wird die klare Formensprache von Domenig und Huth deutlich. In ihrer radikalen Reduktion wird die rohe Materialität in Szene gesetzt und eindrucksvoll die ästhetische Qualität des Baumaterials Beton demonstriert, von der die Architekten auch die Diözese als aufgeschlossene und kulturaffine Bauherrin erst überzeugen mussten. (Text: Martin Grabner)
Der Entwurf von Domenig und Huth bildet auf dem lang gezogenen, von West nach Ost leicht abfallenden Grundstück unmittelbar nördlich des Parks von Schloss Eggenberg ein formal geschlossenes Ensemble, das jedoch mit der Ausbildung von zwei Freibereichen auf seine Umgebung reagiert. Der Vorplatz des Haupteingangs in der Georgigasse ist Gegenspieler des gegenüberliegenden, massigen Gebäudes der Schulschwestern, während der zum Schlosspark orientierte grüne Hof einen geschützten Außenraum für die Studierenden bildet. Entlang einer „inneren Straße“ mit hellen und dunklen Abschnitten, Ausblicken und Platzerweiterungen fädeln sich die einzelnen Funktionen auf.
Vom Vorplatz führen zwei Eingänge in die Akademie und die, etwas abgesetzte und so auch unabhängig nutzbare, Aula. Verbunden sind sie durch einen Gang und den tiefer liegenden Turnsaal. Östlich reihen sich ein Studierendeninternat, ein Knabeninternat und die Übungsschule an die zentrale Akademie. Auf die gemeinschaftlichen Bereiche im Erdgeschoß (Übungsklassen, Aufenthalts- und Speisesäle) sowie Verwaltung und Hausmeisterwohnung setzen drei- bzw. zweigeschoßig die Wohnheime auf. Heute befinden sich in den Trakten zwei Kindergärten, eine Volksschule und ein Studierendenwohnheim. In den Freibereichen befinden sich eine Skulptur und eine Brunnenanlage von Professor Barna von Sartory, die sich – ebenfalls aus Sichtbeton – harmonisch in die Architektur einfügen. Etwas abgesetzt liegt ein skulpturales Heizhaus. Eine geplante, an die Akademie angeschlossene Kapelle wurde nicht realisiert.
Die Grundrisse folgen keinem strengen Raster, sondern einer freien, ökonomischen Raumanordnung; nicht dogmatischem Formalismus, sondern der praktischen Benutzbarkeit. Es dominieren schwarzer Gussasphalt, Sichtbeton und das Holz der Fenster und Türen sowie die innere Holzverkleidung der Außenwände. Hinter dieser befindet sich eine 5 cm schlanke Dämmung, die trotz der, für heutige Maßstäbe katastrophalen Energiewerte gemeinsam mit der Speichermasse von Boden, Decke und Innenwänden in einem niedrigen Heizwärmebedarf resultiert. Die radikale Konsequenz und zugleich der Perfektionismus der Planung äußern sich in den Details: etwa in von den Architekten entworfenen und in Ausnehmungen im Sichtbeton versenkten Deckenlampen oder in den, in die mächtigen Türstöcke integrierten Lichtschaltern und Schulglocken. Laut Eilfried Huth musste im gesamten Gebäude kein einiges Mal gestemmt werden.
Vor allem am zentralen Treppenturm der Akademie wird die klare Formensprache von Domenig und Huth deutlich. In ihrer radikalen Reduktion wird die rohe Materialität in Szene gesetzt und eindrucksvoll die ästhetische Qualität des Baumaterials Beton demonstriert, von der die Architekten auch die Diözese als aufgeschlossene und kulturaffine Bauherrin erst überzeugen mussten. (Text: Martin Grabner)
Für den Beitrag verantwortlich: HDA
Ansprechpartner:in für diese Seite: Karin Wallmüller
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