Bauwerk

Landeskinderklinik Linz - Schwesternschule
FISCHILL Architekt, Stelzer & Hutter - Linz (A) - 1997
Landeskinderklinik Linz - Schwesternschule, Foto: Margherita Spiluttini
Landeskinderklinik Linz - Schwesternschule, Foto: Margherita Spiluttini

Reflexion in der Moderne

5. Februar 2015 - afo
Dass es den besseren Bauten der fünfziger Jahre gelungen ist, den während des Ständestaats und des 2. Weltkriegs verlorenen Faden der architektonischen Moderne wieder aufzunehmen, wird neuerdings wieder bewusster, da sich die Architekturforschung zunehmend der Nachkriegszeit annimmt und größere Umbauten notwendig werden. Das Kinderspital in der Linzer Krankenhausstraße, erbaut 1951-56 von Karl Rebhahn, ist eine solche sachlich-disziplinierte, wenn auch unspektakuläre und weithin unbekannte Leistung, die aber zuletzt durch zwei Zubauten in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses geraten ist. Die Architekten Rüdiger Stelzer & Walter Hutter haben mit Gerhard Fischill den bereits zuvor veränderten Komplex um ein Ausbildungszentrum und einen Trakt mit Operationssälen, Intensivversorgung etc. vermehrt. Der ruhige Hauptbau aus den Fünfzigern wird nun von stark gegliederten Nebentrakten gerahmt und – in positivem Sinn – konkurrenziert. Die Entwerfer nähern sich dem Bestand insofern mit Respekt, als sie eine Architektur vorstellen, die gediegen im Detail, rational in den Gestaltungsmitteln, funktional im Konzept ist, kurzum modern genannt werden kann. Es existieren heute gewiss riskantere Spielformen neomoderner Architektur, es gibt bedeutendere Bauten der Moderne in Oberösterreich als das Rebhahnsche Kinderspital, aber an dem bereits 1996 fertiggestellten Ausbildungszentrum überzeugt die Verwandtschaft zwischen Überkommenem und jüngst Erdachtem. Das Neue reflektiert die benachbarte historische Moderne und radikalisiert in mancher Facette, also ohne Überforderung der Nutzer, die heute allgemein latente, moderate Modernität. Die bauliche Vorgabe, insbesondere aber die öffentliche Aufgabe, erfordern den intensiven Einsatz von Architektur.

Stelzer/Hutter/Fischill geben folgerichtig klare Raumbekenntnisse ab, die jedem Betrachter einprägen werden, dass gestalteter Raum kein Luxus, sondern eine unerlässliche Facette einer ambitionierten Nutzung ist. Städtebaulich drückt sich das Ausbildungszentrum mit scharf geschnittenen, weißen Volumen als Sitz zeitgemäßer Kompetenz aus. Die Eingangssituation ist deutlich und einladend, die Zwecke des Hauses für Lehre und Begegnung drücken sich schon in den Baumassen, etwa den auskragenden Hörsälen aus. Die glasgedeckte Halle ist das repräsentative Zentrum des Zubaus, von dem alle Räume übersichtlich erschlossen werden. Die Grundschulsituation ist mit architektonischen Mittel so aufgewertet, dass man sich eher in einer Universität oder postgradualen Akademie wähnt. Wenn noch immer bewiesen werden muss, dass auch mit sparsam eingesetzten Mitteln eine reifere Architektur erreicht werden kann, die dem Bauherrn gute Nachrede sichert, dann bietet sich hier für die im Spitalwesen noch immer zahlreichen Anhänger der architektonischen Belanglosigkeit Eindrückliches. (Text: Walter M. Chramosta in: O.Ö. Kulturbericht April 1997)

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