Bauwerk

Neuapostolische Kirche Wien Penzing
Veit Aschenbrenner Architekten - Wien (A) - 2014
Neuapostolische Kirche Wien Penzing, Foto: Hertha Hurnaus
Neuapostolische Kirche Wien Penzing, Foto: Hertha Hurnaus
18. Dezember 2015 - Az W
Die monolithische Bauskulptur erinnert an einen Felsen, frei nach dem Matthäus Evangelium: Der Fels, auf dem die Kirche gebaut wird. Der abstrahierte Turm, in Anlehnung historischer Kirchenbauten mit Glockenturm, lässt keinen Zweifel, dass es sich hier um einen Sakralbau handelt. 2011 wurde von der Neuapostolischen Kirche Österreich ein geladener Wettbewerb durchgeführt, den Veit Aschenbrenner Architekten für sich entscheiden konnten.

Eine wichtige Frage bei der Planung des Neubaus war jene der Nachhaltigkeit. Der Vorgängerbau (Baujahr 1972) hatte auf Grund seiner baulichen Beschaffenheit und schier auf Grund seiner Größe hohe Energiekosten verursacht. Für eine Kirchengemeinde, die sich über Spendengelder finanziert, ist die Frage der Kosten im laufenden Betrieb existenziell. Entsprechend viel Augenmerk wurde auf die Nachhaltigkeit des Gebäudes gelegt (siehe auch Reiter „Nachhaltigkeit“).

Das Bauwerk aus Leichtbeton steht in exponierter Lage an einer Kreuzung in einem Villenviertel im Westen Wiens und zeigt sich zum Straßenraum hin reserviert. Ein Einschnitt in der Straßenfassade formt den Eingang, der in ein helles Foyer mit seitlichen Oberlichten führt. Auffällig am gesamten Entwurf sind die wohldosierten, äußerst präzise platzierten Tageslichtakzente. Im Kirchenraum öffnet eine nach Nordwesten orientierte schräge Oberlichte die Decke und stattet den Kirchenraum mit einer kontemplativen Atmosphäre aus. Die 10 Meter hohe helle Betonwand hinter dem Alter wird vom indirekten Lichteinfall erhellt, wobei der mineralische Beton das einfallende Licht diffus reflektiert. Im Zusammenspiel von Licht und Material entsteht eine ruhige, konzentrierte Stimmung – ideal für einen Sakralraum.

Zwischen Altarraum und Empore befindet sich erhöht platziert eine Loge für Kinder. Die kleinsten Kirchgänger haben von hier einen freien Blick auf das Geschehen im Kirchenraum. Die Loge ist vollverglast und bietet eine akkustische Barriere, Lautsprecher übertragen den Gottesdienst in den Kinderraum. In den Ohren anderer Pfarren mögen Kinderstimmen zu den süßesten Geräuschen zählen, hier wählte man einen anderen Weg. Der abgeschottete Raum wird von den Familien gut angenommen, auch als Ort, wo stillende Mütter relativ ungestört sein können.

Neben dem Kirchenraum mit 145 Plätzen und Empore mit zusätzlichen 30 Sitzplätzen befinden sich halbgeschossig – nach oben und unten versetzt – diverse Veranstaltungs- und Verwaltungsräume. Die Erschließungszonen im Gebäude sind allesamt als großzügige Kommunikationszonen angelegt und ermögichen Ausblicke in den angrenzenden Pfarrgarten. In den oberen Geschossen befinden sich neben dem eingangs erwähnten „Logenraum“ für Kinder die Verwaltungsräume und Räume für Kindergruppen und Religionsunterricht. Im Untergeschoss befindet sich ein Mehrzwecksaal mit Platz für 75 Personen. Die tiefergelegte vorgelagerte Freifläche ermöglicht eine niveaugleiche Erweiterung in den Freibereich, die bei Pfarrfesten immer willkommen ist. Das i-Tüpfelchen ist der im Zuge des Neubaus verbreitete Gehsteig vor der Kirche, der jetzt als Kirchenvorplatz wahrgenommen und genutzt wird. (Text: Martina Frühwirth, nach einem Text der Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

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