Bauwerk

Büro- und Geschäftshaus k47
Henke Schreieck Architekten - Wien (A) - 2003
Büro- und Geschäftshaus k47, Foto: Margherita Spiluttini
Büro- und Geschäftshaus k47, Foto: Margherita Spiluttini
Büro- und Geschäftshaus k47, Foto: Margherita Spiluttini
12. November 2003 - Az W
Wenn dem „guten Alten“ besseres Neues folgt, kann ein Neubau auch unter den Augen der strengsten Hüter der Schutzzone bestehen. Der neue Kaipalast am Franz-Josefs-Kai wurde anstelle eines denkmalwürdigen frühen Eisenbeton-Gebäudes von Ignaz Reiser errichtet. Der Denkmalwürdigkeit des im Zeichen des Späthistorismus errichteten, bautechnisch avancierten Bauwerks stand jedoch die Tatsache entgegen, dass durch mehrfache Decken-Aufdoppelungen, Brandschäden und generelle „Materialermüdung“ die Substanz derart angegriffen war, dass eine Instandsetzung - wie ein Gutachten der MA 19 ergab - nur mit enormem Kostenaufwand möglich gewesen wäre. Die Zürich Kosmos Versicherung, seit 1930 Eigentümer des Gebäudes, entschloss sich im Bewusstsein der Sensibilität des Standorts, und obwohl sich bereits eine Initiative zur Erhaltung des Reisner-Baus formiert hatte, für einen Abbruch. Immer wieder hatte man in der Vergangenheit in die Adaptierung des alten Kaipalastes investiert, dessen Grundriss den Anforderungen eines zeitgemäßen Bürohauses nicht mehr entsprach. Zudem erschien eine bauphysikalisch korrekte Sanierung der Fassade unter Erhaltung des alten Erscheinungsbilds nahezu unmöglich.

Es folgte Ende 2000 ein Gutachterverfahren, das auf ein detailliertes Flächennutzungsprogramm verzichtete, um den planerischen Spielraum nicht von vornherein durch den ökonomischen Druck maximaler Flächenverwertung einzuschränken. Dieter Henke und Marta Schreieck, die Sieger des Wettbewerbs, haben dieses integre Angebot in bester Weise zugunsten der architektonischen Gesamtwirkung genutzt, den Luxus des nicht verwerteten Raums zum Bestandteil des Konzepts erhoben.

Die Ecke Kai / Heinrichsgasse wird nun durch einen siebengeschoßigen opaken / transparenten Glaskörper mit aufgesetzter Skybox geschlossen. Die Attika bleibt in Angleichung an die Nachbargebäude etwas unter der erlaubten Höhe, auch der legistisch mögliche Dachraum wird nicht zur Gänze ausgeschöpft. Aus dem Kubus sind im Subtraktionsverfahren mehrere Volumina (zwei an der Fassade ablesbare Außenhöfe, ein mächtiges glasgedecktes Atrium) herausgeschält, die als Bezugspunkte zur Umgebung und als Tageslichtfänger dienen. Der überdachte Innenhof beeindruckt durch seine räumliche Verschränkung von fünf Geschoßen und die durchgängige innere Glashaut. Dieser Leerraum erweist sich als das eigentliche Zentrum des Bauwerks - es ist die Lunge eines Palasts.

Die geschoßhohen rahmenlosen Sonnenschutzlamellen an der Fassade sind aus satiniertem, nicht reflektierendem Weißglas und können zur Steuerung des Lichteinfalls um 180° geschwenkt werden, was die Außenhaut des Gebäudes in wechselnde Abschnitte von „gesträubten“ oder glatten Oberflächen plastisch gliedert.
Im Sinne möglichst offener Geschoßnutzung haben Gmeiner und Haferl ein Konstruktionssystem entwickelt, das mit wenigen, meist in die Fassade integrierten Betonstützen und Trägern im Parapetbereich auskommt. Über dem Gebäude schwebt - eine Ingenieursleistung für sich - die gläserne Skybox, eine Kanzel mit traumhaftem Blick auf den Donaukanal und die Leopoldstadt. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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