Bauwerk

Stadtvilla Kaspar Weyrer
Imgang Architekten - Innsbruck (A) - 2015
Stadtvilla Kaspar Weyrer, Foto: Quirin Leppert
Stadtvilla Kaspar Weyrer, Foto: Quirin Leppert
9. Februar 2016 - aut. architektur und tirol
In der von der Sonnenstraße hinauf nach Hötting führenden Kaspar-Weyrer-Straße wurden fast zeitgleich zwei Wohnanlagen realisiert, die das kleinstrukturierte und durchgrünte Umfeld mit neuartigen Wohntypologien bereichern: Zum einen im nördlichen Bereich eine von Werner Burtscher und Patrick Lüth für die Diözese Innsbruck geplante kleine Wohnanlage, zum anderen im südlichen Teil die von Imgang Architekten konzipierte „Stadtvilla Kaspar Weyrer“.

Auf dem Bauplatz befand sich ein altes, baufälliges Haus, und der Besitzer überlegte, sich vom Grundstück zu trennen. Um eine Entscheidungsgrundlage zu erhalten, wandte er sich an Imgang Architekten, die ihn mit ihrem Konzept dazu motivierten, selbst die Rolle des Bauherren zu übernehmen. Die Kernidee des Entwurfs besteht in einem Anknüpfen am klassischen Typus einer Stadtvilla, eine Idee, die sich sowohl aus der Lage des Grundstücks in einer städtischen Villengegend, als auch in der Auseinandersetzung mit dem Bauherren – einem Juwelier, der selbst in einem villenartigen Haus wohnt – heraus kristallierte. Nicht zuletzt aufgrund der Qualitäten in Bezug auf Form und Raum, die das Thema Villa im Gegensatz zum aktuellen Standardwohnbau beinhaltet, wurde diese Leitidee bestimmend für den Entwurf.

Entstanden ist jedoch keine Kopie einer historischen Villa, sondern ein Bau, der sich dem gewählten Grundthema in eindeutig zeitgenössischer Sprache nähert. Um die Kubatur für fünf großzügige Wohneinheiten mit dem städtebaulichen Kontext in Einklang zu bringen, wurde das Volumen in zwei versetzte, durch ein verglastes, zweigeschossiges Stiegenhaus getrennte Baukörper gegliedert, deren Proportion und Größe sich an jenen einer Villa orientieren. Neben der Gliederung der Baukörper und der differenziert gestalteten Putzfassade tragen ein großzügiges Entrée, erhöhte Raumhöhen in den Wohnungen und die gezielt ausgewählten Materialien dazu bei, dass der gewünschte Charakter erreicht werden konnte. Die Einfriedungsmauer mit aufgesetztem Zaun, die Kopfsteinpflasterung im Vorplatzbereich, Fischgrätparkett in den Wohnräumen, raumhohe Türen und Fenster, an Zementfliesen der Jahrhundertwende erinnernde Fliesen, filigrane Holzhandläufe im Stiegenhaus, aus dem Rhythmus tanzende Faschen und schmale Gesimse an der Fassade – all diese Elemente ergeben in Kombination das Bild einer zeitgenössischen Stadtvilla.

Die Außenwände bestehen aus Ziegeln, die mit Mineralwolle ausgedämmt sind, einerseits um ein ökologisch unbedenkliches Material zu verwenden, andererseits damit der langlebige, dickschichtige Modellierputz aufgebracht werden konnte. Im Ziegel sehen die Architekten darüber hinaus ein archetypisches Material, das dazu beiträgt, dass sich die Bewohner:innen im Haus wohlfühlen können – ein für den Entwurf wesentlicher Aspekt, der auch dazu führte, dass die zukünftigen Bewohner:innen die eigenen Wohnung individuell mitentwickeln konnten. (Text: Claudia Wedekind)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekindclaudia.wedekind[at]aut.cc

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