Bauwerk
KAMP - Firmengebäude
GERNER GERNER PLUS. - Theresienfeld (A) - 2015
Der Industriepark als kleines Universum
Der Steinmetzbetrieb Kampichler in Theresienfeld wurde mit dem Österreichischen Bauherrenpreis ausgezeichnet. Das liegt nicht nur, aber auch daran, dass der Industriebetrieb zu einem Firmenpark mit anmietbaren Betriebsflächen ausgebaut wurde.
16. Dezember 2016 - Wojciech Czaja
Wien – Lkws, Lagerhallen, Logistikzentren. Und immer wieder tauchen dazwischen, als hätte jemand unabsichtlich das falsche Objekt aufs falsche Grundstück gestellt, Einfamilienhäuser und weihnachtlich dekorierte Carports auf. Das Industriegebiet Theresienfeld zwischen Leobersdorf und Wiener Neustadt gehört wahrlich nicht zu den schönsten Landschaftsecken Niederösterreichs. Hier zählt die Produktionseffizienz mehr als jedes noch so kleine Bekenntnis zur Baukultur.
Doch plötzlich wachsen am Straßenrand ein paar vereinzelte Betonskulpturen aus dem Feld. Die schrägen Wandscheiben und schief eingeschnittenen Fensterschlitze lassen Großes, lassen Ungewöhnliches erahnen. Was auf den ersten Blick aussieht wie eine Museumsdependance für zeitgenössische Kunst, entpuppt sich bei der Lektüre der frei aufgestellten Adress- und Werbepylonen als Gewerbepark und Firmenareal des Steinmetzbetriebs Kampichler.
„Der Betrieb ist hier schon seit langer Zeit angesiedelt“, sagt Matthias Raiger, Partner und Projektleiter im für die Planung zuständigen Architekturbüro gerner gerner plus. „Unsere Aufgabe war, die unterschiedlichen Hallen und Ausbaustufen zu einem großen Ganzen zusammenzufassen und um neue Flächen zu erweitern.“ Das Ergebnis ist eine 7000 m² große Halle mit Büro- und Produktionsflächen. Vor kurzem wurde der ungewöhnliche Industriepark von der Zentralvereinigung der ArchitektInnen (ZV) mit dem Österreichischen Bauherrenpreis 2016 ausgezeichnet.
Unterschiedliche Mieter
„Den Architekten ist es gelungen, die wirklich großen Volumina, die für so einen Gewerbebetrieb typisch sind, mit bestechend einfachen Mitteln zu einer faszinierenden Gesamtkomposition zu verbinden“, erklärt der Wiener Architekt und Bauherrenpreisjuror Martin Kohlbauer. „Vor allem aber hat uns fasziniert, wie ein Bauherr mit Vision und Qualitätsbewusstsein an ein Projekt herangeht und den eigenen Flächenbedarf mit dem Ausbau zu einem kleinen Firmenpark mit fremdeingemieteten Unternehmen ausbaut. Hinter den skulpturalen Betonscheiben verbergen sich raffinierte Lagerplätze, die von außen zwar nicht einsehbar, dafür aber mit dem Gabelstapler befahrbar sind. Hier ist ein kleines Universum entstanden.“
Von außen betrachtet, sind die unterschiedlichen Bauphasen und Funktionsgrenzen kaum wahrnehmbar. Erst im Inneren des Gebäudes geben sich Hallengröße, Tragstruktur und unterschiedliche Mieternutzungen verräterisch redselig. Während ein Teil des Areals (knapp 4000 m²) von Kampichler selbst für Lagerung, Zuschnitt und Feinbearbeitung von Naturstein – vom Bodenpflaster über Küchenarbeitsplatten bis hin zu mal schönen, mal weniger schönen Grabsteinen – genutzt wird, sind andernorts Glaserei, Dreherei und Motorenhersteller eingemietet.
„Als wir das Projekt gestartet haben, hatte ich die Idee, vielleicht eine, maximal zwei kleine Hallen fremdzuvermieten“, erklärt Bauherr Josef Kampichler auf Anfrage des Standard . „Doch nachdem sich in der Planungs- und Bauphase mehr und mehr Betriebe nach Miethallen erkundigt haben, entstand quasi spontan die Idee, das Bauprojekt zu erweitern. Jedes Mal, wenn ein neuer Mietinteressent dazugekommen ist, bin ich gedanklich wieder eine Halle weitergezogen.“ Am Ende belief sich die Gesamtinvestition in den Bau auf rund 4,5 Millionen Euro.
Konstruktion und Brandabschnitte sind so gestaltet, dass der 180 Meter lange Bau in 1000 m² große Hallenabschnitte gegliedert werden kann. Jeder Abschnitt wiederum hat jeweils einen Zugang von Nord und Süd. Damit ist auch diese kleine Mieteinheit noch einmal quer unterteilbar. In einer Nische hinter schwarz lasierter Holzfassade kann jeder Mieter, falls betrieblich nötig, seine eigene Haustechnikanlage aufstellen. Auf diese Weise entsteht maximale Flächenflexibilität. Von dieser wird Josef Kampichler allerdings, wie es aussieht, länger nicht Gebrauch machen müssen. Der Firmenpark ist mit sechs Betrieben vollvermietet. Schon jetzt befinden sich zahlreiche Mietinteressenten auf der Warteliste.
In einer der Hallen ist der Motorenhersteller Cummins Diesel Kögler Antriebstechnik eingemietet. Die Halle ist lichtdurchflutet und hell. Überall stehen knallrot und tiefschwarz lackierte Motorblöcke auf Holzpaletten. Im hinteren Teil der Halle befindet sich das großzügig verglaste Meisterhäuschen. Als stünde man auf einer Dachterrasse, die mit einer seitlichen Treppe zu erreichen ist, befinden sich darüber Pausenfläche, Toiletten und Duschen für die Mitarbeiter. Rundum ist alles offen.
Kein Kitsch-Schönbrunn
„Aufgrund der Betonbrüstung sieht man von unten eh nicht hinauf“, sagt Projektleiter Matthias Raiger. „Aber dafür hat man von oben eine fantastische Aussicht auf das Geschehen in der Halle. Man verbringt die Pause mit Licht und Luft und Panoramaausblick.“ Das ist nur eine der vielen schönen Kleinigkeiten, die dem Gewerbepark Kampichler eine Auszeichnung und nicht zuletzt einen Platz in der aktuellen Ausstellung im Wiener Ringturm gesichert haben. „Und auch“, ergänzt Kampichler, „dass wir alle eine gewisse Disziplin an den Tag gelegt und dafür gesorgt haben, dass ein der Bauaufgabe angemessener, schöner Ort entstanden ist – und keine seelenlose Halle oder irgendein Kitsch-Schönbrunn wie überall sonst.“
Doch plötzlich wachsen am Straßenrand ein paar vereinzelte Betonskulpturen aus dem Feld. Die schrägen Wandscheiben und schief eingeschnittenen Fensterschlitze lassen Großes, lassen Ungewöhnliches erahnen. Was auf den ersten Blick aussieht wie eine Museumsdependance für zeitgenössische Kunst, entpuppt sich bei der Lektüre der frei aufgestellten Adress- und Werbepylonen als Gewerbepark und Firmenareal des Steinmetzbetriebs Kampichler.
„Der Betrieb ist hier schon seit langer Zeit angesiedelt“, sagt Matthias Raiger, Partner und Projektleiter im für die Planung zuständigen Architekturbüro gerner gerner plus. „Unsere Aufgabe war, die unterschiedlichen Hallen und Ausbaustufen zu einem großen Ganzen zusammenzufassen und um neue Flächen zu erweitern.“ Das Ergebnis ist eine 7000 m² große Halle mit Büro- und Produktionsflächen. Vor kurzem wurde der ungewöhnliche Industriepark von der Zentralvereinigung der ArchitektInnen (ZV) mit dem Österreichischen Bauherrenpreis 2016 ausgezeichnet.
Unterschiedliche Mieter
„Den Architekten ist es gelungen, die wirklich großen Volumina, die für so einen Gewerbebetrieb typisch sind, mit bestechend einfachen Mitteln zu einer faszinierenden Gesamtkomposition zu verbinden“, erklärt der Wiener Architekt und Bauherrenpreisjuror Martin Kohlbauer. „Vor allem aber hat uns fasziniert, wie ein Bauherr mit Vision und Qualitätsbewusstsein an ein Projekt herangeht und den eigenen Flächenbedarf mit dem Ausbau zu einem kleinen Firmenpark mit fremdeingemieteten Unternehmen ausbaut. Hinter den skulpturalen Betonscheiben verbergen sich raffinierte Lagerplätze, die von außen zwar nicht einsehbar, dafür aber mit dem Gabelstapler befahrbar sind. Hier ist ein kleines Universum entstanden.“
Von außen betrachtet, sind die unterschiedlichen Bauphasen und Funktionsgrenzen kaum wahrnehmbar. Erst im Inneren des Gebäudes geben sich Hallengröße, Tragstruktur und unterschiedliche Mieternutzungen verräterisch redselig. Während ein Teil des Areals (knapp 4000 m²) von Kampichler selbst für Lagerung, Zuschnitt und Feinbearbeitung von Naturstein – vom Bodenpflaster über Küchenarbeitsplatten bis hin zu mal schönen, mal weniger schönen Grabsteinen – genutzt wird, sind andernorts Glaserei, Dreherei und Motorenhersteller eingemietet.
„Als wir das Projekt gestartet haben, hatte ich die Idee, vielleicht eine, maximal zwei kleine Hallen fremdzuvermieten“, erklärt Bauherr Josef Kampichler auf Anfrage des Standard . „Doch nachdem sich in der Planungs- und Bauphase mehr und mehr Betriebe nach Miethallen erkundigt haben, entstand quasi spontan die Idee, das Bauprojekt zu erweitern. Jedes Mal, wenn ein neuer Mietinteressent dazugekommen ist, bin ich gedanklich wieder eine Halle weitergezogen.“ Am Ende belief sich die Gesamtinvestition in den Bau auf rund 4,5 Millionen Euro.
Konstruktion und Brandabschnitte sind so gestaltet, dass der 180 Meter lange Bau in 1000 m² große Hallenabschnitte gegliedert werden kann. Jeder Abschnitt wiederum hat jeweils einen Zugang von Nord und Süd. Damit ist auch diese kleine Mieteinheit noch einmal quer unterteilbar. In einer Nische hinter schwarz lasierter Holzfassade kann jeder Mieter, falls betrieblich nötig, seine eigene Haustechnikanlage aufstellen. Auf diese Weise entsteht maximale Flächenflexibilität. Von dieser wird Josef Kampichler allerdings, wie es aussieht, länger nicht Gebrauch machen müssen. Der Firmenpark ist mit sechs Betrieben vollvermietet. Schon jetzt befinden sich zahlreiche Mietinteressenten auf der Warteliste.
In einer der Hallen ist der Motorenhersteller Cummins Diesel Kögler Antriebstechnik eingemietet. Die Halle ist lichtdurchflutet und hell. Überall stehen knallrot und tiefschwarz lackierte Motorblöcke auf Holzpaletten. Im hinteren Teil der Halle befindet sich das großzügig verglaste Meisterhäuschen. Als stünde man auf einer Dachterrasse, die mit einer seitlichen Treppe zu erreichen ist, befinden sich darüber Pausenfläche, Toiletten und Duschen für die Mitarbeiter. Rundum ist alles offen.
Kein Kitsch-Schönbrunn
„Aufgrund der Betonbrüstung sieht man von unten eh nicht hinauf“, sagt Projektleiter Matthias Raiger. „Aber dafür hat man von oben eine fantastische Aussicht auf das Geschehen in der Halle. Man verbringt die Pause mit Licht und Luft und Panoramaausblick.“ Das ist nur eine der vielen schönen Kleinigkeiten, die dem Gewerbepark Kampichler eine Auszeichnung und nicht zuletzt einen Platz in der aktuellen Ausstellung im Wiener Ringturm gesichert haben. „Und auch“, ergänzt Kampichler, „dass wir alle eine gewisse Disziplin an den Tag gelegt und dafür gesorgt haben, dass ein der Bauaufgabe angemessener, schöner Ort entstanden ist – und keine seelenlose Halle oder irgendein Kitsch-Schönbrunn wie überall sonst.“
Ausstellungshinweis: Im Wiener Ringturm ist bis 27. Jänner 2017 die Ausstellung „Ausgezeichnete Lebensräume. Bauherrenpreis 2016“ zu sehen.
Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard
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