Bauwerk

Sozialzentrum Nenzing
Dietger Wissounig Architekten - Nenzing (A) - 2013
Sozialzentrum Nenzing, Foto: Albrecht Imanuel Schnabel
Sozialzentrum Nenzing, Foto: Albrecht Imanuel Schnabel
6. Juli 2016 - vai
Entstanden aus einem europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb, den die Standortgemeinde durchgeführt hat, wurde ein anspruchsvolles Pflegeheim gestaltet, das die Pflegevision des Teams rund um die Heimleitung in einem geduldigen Entwicklungsprozess zur Umsetzung brachte. Zwei Baukörper mit je einer Wohngruppe sind zu einem klar gegliederten Baukörper vereint. Die relativ geschlossenen Fassaden aus unbehandelten Weißtannenholzlatten ruhen über einem Erdgeschoss mit Räumen für Versammlungen, für die Tagesbetreuung und einem Speisesaal, umgeben von gedeckten Arkaden, die den vertrauten Bestand an Obstbäumen und einen alten Holzpavillon begleiten. Räume für Küche, Mitarbeiter und Verwaltung sind zum Parkplatz und zur Anlieferung angeordnet. In jeder Wohngruppe mit 8-10 Pflegewohnungen ist ein zweigeschossiges Atrium als interner „Garten“ dem zentralen Wohnbereich vorgelagert. Diese temperierten Höfe verbinden die Geschosse und bilden einen ganzjährig nutzbaren „Außenraum“, in dem Blumen und hochwachsende Pflanzen gedeihen.

Die Zimmer bergen ein besonderes Novum. Aus dem vertrauten Vorbild einer Kleinwohnung mit Stube und Schlafzimmer, wurde eine Pflegewohnung entwickelt, gegliedert in ein „Stüble“, ein Bad und ein Schlafzimmer. Durch das Innenfenster auf die Aufenthaltsbereiche wirken die kompakten Räume wohnlich, nicht beengt und verbrauchen kaum mehr Platz als ein standardisiertes Pflegezimmer. Vor dem „Haus“ steht auch mal eine Bank oder Sofa, auf dem man ein Schläfchen machen kann.

Die Anordnung um den Wohnbereich hält die Wege für die Bewohner und das Personal so kurz wie möglich. Das bedeutet Lebensqualität und Mobilität für Gehbehinderte. Im Verein mit einer individuellen Betreuung gelang es dem Pflegeteam nach dem Umzug drei von 24 Bewohnern aus dem Rollstuhl zu mobilisieren. Natürliche Materialien und viel Licht von Oben schaffen abwechslungsreiche und zu-gleich fast gangfreie Aufenthaltsbereiche mit guter Orientierung. Die Anordnung der Wohngruppen erlaubt zugleich einen kontinuierlichen Rundgang für motorisch Überaktive. „Wir kommen sehr gern in das neue Haus“ bekräftigen auch die Betreuer ihre Zufriedenheit mit dem neuen Raumkonzept, das ihnen mehr Ruhe und Zeit für die Pfle-ge lässt. „Auch die Bewohner sind nochmals ruhiger als im alten Heim. Das ist für uns ein Zeichen, dass es den Bewohnern gut geht“ bestätigt die Pflegeleiterin.

Die Gestaltung des Hauses, die Architektur bildet den ruhigen, stabilen Hintergrund für das Leben im Heim. Abgestimmt auf die Biografien der Bewohner wurden die Pflegezimmer eingerichtet. Ebenso entstand in den Aufenthaltsräumen eine Kulisse von hoher Identifizierungskraft, die von Zeit zu Zeit erneuert und angepasst wird. Hinter dieser flexiblen Schicht an Raumgestaltung und dem stabilen Hintergrund der Architektur verbirgt sich ein hochfunktionelles Bauwerk mit Passivhausstandard und aktuellen Technologien. Eine sympathische Verbindung von Zuhause und zeitgenössischer Architektur. (Text: Robert Fabach)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft

Tragwerksplanung

Landschaftsarchitektur

Fotografie