Bauwerk
Bezirksgericht Feldbach, Zu- und Umbau
Ederer+Haghirian - Feldbach (A) - 2015
28. Juli 2016 - HDA
Mit Juli 2014 wurde der Gerichtsbezirk Bad Radkersburg aufgelöst und dessen Gemeinden dem Gerichtsbezirk Feldbach zugewiesen. Der Gerichtssprengel umfasst somit 26 Gemeinden, entsprechend dem Bezirk Südoststeiermark. Die Übersiedelung der bestehenden und zusätzliche, neue Amtsfunktionen erforderten eine bauliche Erweiterung beziehungsweise den Umbau bestehender Gebäudeteile am Bezirksgericht Feldbach, mit dem das Grazer Büro EDERER + HAGHIRIAN ARCHITEKTEN im Jahr 2012 beauftragt wurde.
Das heute unter Denkmalschutz stehende, nach Süden ausgerichtete, zweigeschoßige Hauptgebäude mit Mittel- und zwei Eckrisaliten wurde 1885 fertiggestellt. Im südlichen Hofbereich errichtete man bis 1887 zudem ein separiertes, ebenfalls zweigeschoßiges Gefangenenhaus, wenngleich mit etwas geringerer Firsthöhe gegenüber dem Hauptgebäude. Im Zuge einer Zusammenlegung von Gerichtsbezirken war jenes schon 1976 zur Erweiterung der Amtstrakte umfunktioniert und mittels verglastem Durchgang dem Hauptgebäude angegliedert worden. Umgeben ist der Gerichtskomplex von kommunalen Wohnbauten und Einfamilienhäusern auf ebenem Terrain.
Zur Vergrößerung des Raumprogramms wurde nun der Trakt aus den 70er Jahren um etwa die Hälfte seines Volumens gegen Süden hin erweitert, wobei das Satteldach des älteren Gebäudes erhalten blieb, während der Neubau flach gedeckt ist und damit gegenüber dem Altbestand als solcher sichtbar bleibt. Hinsichtlich der symmetrisch angelegten Raumaufteilung auf zwei Geschoßen, und aufgrund der geforderten Distanz zu den anliegenden Grundstücken, ist die Südfassade leicht nach innen geknickt.
Formal ähnlich und in der Höhe dem Zubau angeglichen, wurde auch der vormals verglaste Durchgang nun zweigeschoßig angelegt und in Massivbauweise ausgeführt. Ein verbindendes Fassadenelement über die gesamte Länge zwischen Neu- und überbautem Altbestand – eine visuelle Klammer – bilden zwei, die Geschoße begrenzende Simse, deren unteres im Vordach des Zwischentrakts ausläuft.
An diese Ostseite wurde nun auch der bisher im Norden – und eigentlich an der Rückseite des historischen Gebäudes – befindliche Haupteingang verlegt. Entsprechend der geforderten Barrierefreiheit an öffentlichen Gebäuden führt hier eine niveauangleichende Rampe zum Entrée.
Der Frage, wie ein historisches Gebäude um der Zeit adäquate Elemente zu ergänzen sei, wobei im Innen- wie im Außenbereich eine klar ersichtliche Differenzierung alter wie neuer Substanz gegeben bleibt, begegneten EDERER + HAGHIRIAN ARCHITEKTEN in ihrem Entwurf mit Überlegungen, die inzwischen auch in der Architektur als Sublimation bezeichnet werden. Nicht Umformung, vielmehr ist unter Sublimation der schrittweise Übergang von einer (bestehenden) in die andere (neue) Form zu verstehen. Dies äußert sich etwa bei der Begehung des umgebauten ehemaligen Gefängnisgebäudes über den Flur, das mit der Verlängerung des aktuellen Zubaus eine formale und neu gestaltete Einheit bildet.
Beim Blick auf die Fassade dagegen erschließt sich die Unterscheidung zwischen Altbestand und neuem Zubau klar. Dennoch wird die optisch physische Verbindung zwischen beiden Gebäudeteilen durch einheitliche Farbgebung bzw. erhabene, verbindende Fassadendetails erreicht.
Im Innenbereich wurden die Böden in den Verbindungsteilen (Flure, Foyer, Wartebereiche, Fluchtstiegenhaus) mit grauen Keramikfließen belegt, anstelle der Linolplatten am Altbestand. Ein neu gestalteter Verhandlungssaal, das im Zubau jetzt eingerichtete Servicecenter und die Büros sind mit Eichen-Schiffboden belegt. Den Betrieb weitgehend bei Tageslicht ermöglichen die annähernd raumhohen Fenster in den Büros des Obergeschoßes, die gleichermaßen eine optische Fassadenanbindung zwischen Neu- und Umbau bilden. Im Erd- wie im Obergeschoß enden die zentralen Flure auf der Südseite des Zubaus in raumhohen Glasfronten.
Vor allem die neuen Sicherheitsrichtlinien für Amtsgebäude wie auch die Einrichtung bisher nicht bestandener Servicefunktionen waren maßgebliche Kriterien für die Gestaltung des Eingangsbereiches. Die Glasfront in der Breite der Zugangsrampe öffnet sich linkerhand zur Zugangskontrolle mit Holzvertäfelung, zu der auch ein von der Rampe herreichendes, im Boden eingelassenes taktiles Leitsystem führt. Einlaufstelle und Sicherheitsschleuse in transparenter Ausführung bilden eine Schwelle, einen Riegel zum zentralen Warte- und Verteilerraum des Eingangsbereiches, der über einen Gang nach links in den um- und zugebauten Bereich der Räume für Archiv- und Rechtspflegezimmer führt. Gegenüber öffnet sich dieser Raum einem neu angelegten Treppenhaus, über das man wiederum in den historischen Teil des Amtsgebäudes gelangt. Ebenfalls in diesem Bereich, und hinter der Sicherheitsschleuse gelegen, befindet sich das am Bezirksgericht Feldbach neu eingerichtete Justiz-Servicecenter, das sich schon optisch durch die semitransparente Glasfront als klientenfreundlich darstellt. Das Servicecenter bietet Hilfe bei der Orientierung im Justizbetrieb und ist so konzipiert, dass die am häufigsten nachgefragten Leistungen zentral und sofort erledigt werden können.
Mit seinen rundum klaren Linien, dem so pragmatisch wie funktionell angelegten Raumprogramm und der unaufdringlich wirkenden Einpassung in das verfügbare Areal des Gerichtskomplexes erweist sich der Um- und Zubau gleichermaßen adäquat den Anforderungen für Amtsgebäude wie jenen von Benutzern und Bediensteten.
(Text: Wenzel Mraček)
Das heute unter Denkmalschutz stehende, nach Süden ausgerichtete, zweigeschoßige Hauptgebäude mit Mittel- und zwei Eckrisaliten wurde 1885 fertiggestellt. Im südlichen Hofbereich errichtete man bis 1887 zudem ein separiertes, ebenfalls zweigeschoßiges Gefangenenhaus, wenngleich mit etwas geringerer Firsthöhe gegenüber dem Hauptgebäude. Im Zuge einer Zusammenlegung von Gerichtsbezirken war jenes schon 1976 zur Erweiterung der Amtstrakte umfunktioniert und mittels verglastem Durchgang dem Hauptgebäude angegliedert worden. Umgeben ist der Gerichtskomplex von kommunalen Wohnbauten und Einfamilienhäusern auf ebenem Terrain.
Zur Vergrößerung des Raumprogramms wurde nun der Trakt aus den 70er Jahren um etwa die Hälfte seines Volumens gegen Süden hin erweitert, wobei das Satteldach des älteren Gebäudes erhalten blieb, während der Neubau flach gedeckt ist und damit gegenüber dem Altbestand als solcher sichtbar bleibt. Hinsichtlich der symmetrisch angelegten Raumaufteilung auf zwei Geschoßen, und aufgrund der geforderten Distanz zu den anliegenden Grundstücken, ist die Südfassade leicht nach innen geknickt.
Formal ähnlich und in der Höhe dem Zubau angeglichen, wurde auch der vormals verglaste Durchgang nun zweigeschoßig angelegt und in Massivbauweise ausgeführt. Ein verbindendes Fassadenelement über die gesamte Länge zwischen Neu- und überbautem Altbestand – eine visuelle Klammer – bilden zwei, die Geschoße begrenzende Simse, deren unteres im Vordach des Zwischentrakts ausläuft.
An diese Ostseite wurde nun auch der bisher im Norden – und eigentlich an der Rückseite des historischen Gebäudes – befindliche Haupteingang verlegt. Entsprechend der geforderten Barrierefreiheit an öffentlichen Gebäuden führt hier eine niveauangleichende Rampe zum Entrée.
Der Frage, wie ein historisches Gebäude um der Zeit adäquate Elemente zu ergänzen sei, wobei im Innen- wie im Außenbereich eine klar ersichtliche Differenzierung alter wie neuer Substanz gegeben bleibt, begegneten EDERER + HAGHIRIAN ARCHITEKTEN in ihrem Entwurf mit Überlegungen, die inzwischen auch in der Architektur als Sublimation bezeichnet werden. Nicht Umformung, vielmehr ist unter Sublimation der schrittweise Übergang von einer (bestehenden) in die andere (neue) Form zu verstehen. Dies äußert sich etwa bei der Begehung des umgebauten ehemaligen Gefängnisgebäudes über den Flur, das mit der Verlängerung des aktuellen Zubaus eine formale und neu gestaltete Einheit bildet.
Beim Blick auf die Fassade dagegen erschließt sich die Unterscheidung zwischen Altbestand und neuem Zubau klar. Dennoch wird die optisch physische Verbindung zwischen beiden Gebäudeteilen durch einheitliche Farbgebung bzw. erhabene, verbindende Fassadendetails erreicht.
Im Innenbereich wurden die Böden in den Verbindungsteilen (Flure, Foyer, Wartebereiche, Fluchtstiegenhaus) mit grauen Keramikfließen belegt, anstelle der Linolplatten am Altbestand. Ein neu gestalteter Verhandlungssaal, das im Zubau jetzt eingerichtete Servicecenter und die Büros sind mit Eichen-Schiffboden belegt. Den Betrieb weitgehend bei Tageslicht ermöglichen die annähernd raumhohen Fenster in den Büros des Obergeschoßes, die gleichermaßen eine optische Fassadenanbindung zwischen Neu- und Umbau bilden. Im Erd- wie im Obergeschoß enden die zentralen Flure auf der Südseite des Zubaus in raumhohen Glasfronten.
Vor allem die neuen Sicherheitsrichtlinien für Amtsgebäude wie auch die Einrichtung bisher nicht bestandener Servicefunktionen waren maßgebliche Kriterien für die Gestaltung des Eingangsbereiches. Die Glasfront in der Breite der Zugangsrampe öffnet sich linkerhand zur Zugangskontrolle mit Holzvertäfelung, zu der auch ein von der Rampe herreichendes, im Boden eingelassenes taktiles Leitsystem führt. Einlaufstelle und Sicherheitsschleuse in transparenter Ausführung bilden eine Schwelle, einen Riegel zum zentralen Warte- und Verteilerraum des Eingangsbereiches, der über einen Gang nach links in den um- und zugebauten Bereich der Räume für Archiv- und Rechtspflegezimmer führt. Gegenüber öffnet sich dieser Raum einem neu angelegten Treppenhaus, über das man wiederum in den historischen Teil des Amtsgebäudes gelangt. Ebenfalls in diesem Bereich, und hinter der Sicherheitsschleuse gelegen, befindet sich das am Bezirksgericht Feldbach neu eingerichtete Justiz-Servicecenter, das sich schon optisch durch die semitransparente Glasfront als klientenfreundlich darstellt. Das Servicecenter bietet Hilfe bei der Orientierung im Justizbetrieb und ist so konzipiert, dass die am häufigsten nachgefragten Leistungen zentral und sofort erledigt werden können.
Mit seinen rundum klaren Linien, dem so pragmatisch wie funktionell angelegten Raumprogramm und der unaufdringlich wirkenden Einpassung in das verfügbare Areal des Gerichtskomplexes erweist sich der Um- und Zubau gleichermaßen adäquat den Anforderungen für Amtsgebäude wie jenen von Benutzern und Bediensteten.
(Text: Wenzel Mraček)
Für den Beitrag verantwortlich: HDA
Ansprechpartner:in für diese Seite: Karin Wallmüller
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