Bauwerk
Haus der Graphischen Sammlung im Augustinermuseum Freiburg
Mäckler Architekten - Freiburg im Breisgau (D) - 2016
Schicht für Schicht
Das Augustinermuseum in Freiburg erfährt gegenwärtig eine tiefgreifende Sanierung und Umgestaltung, auf die es fast hundert Jahre lang warten musste – und die sich voraussichtlich über rund zwanzig Jahre erstrecken wird. Nachdem 2010 der erste Bauabschnitt übergeben wurde, steht seit September auch der zweite von insgesamt drei Abschnitten für Besucher offen.
In einem höchst charmanten Wechselspiel zwischen nüchtern-pragmatisch und rätselhaft-verspielt kommen sowohl die historische Umgebung als auch die Anforderungen eines modernen Museumsbetriebs zu ihrem Recht.
5. Dezember 2016 - Dagmar Ruhnau
Erst auf den zweiten Blick sieht man, dass sich in der Straße etwas getan hat, so selbstverständlich steht der Neubau zwischen seinen Nachbarn. Eigentlich sind es drei Baukörper: wie die Nachbarn vertikal ausgerichtet, dabei aber ganz unterschiedlich proportioniert. Der Hauptbau mit taubenblauem kannellierten Putz nimmt von der historischen Häuserreihe zur Linken die kleinteilige, bewegte und schmuckvolle Gliederung, die hohen Gauben und Biberschwanzdeckung auf, die beiden folgenden Häuschen vermitteln zum hohen Chor der ehemaligen Augustinerkirche, indem ihre Gestalt schlichter, jedes Volumen kleiner und zum Schluss sogar die Baulinie an der Straße aufgegeben wird. Vom Chor, in dem zurückhaltend Spuren früherer Bebauungsstadien sichtbar gemacht wurden, übernehmen sie die geschlossene, verputzte Gestaltung. Dass die Neubauten zur Straße fast komplett fensterlos sind, fällt zunächst einmal gar nicht auf. Große Tore und Öffnungen, Blindfenster, zwei Reliefs und ein elektronisches Display geben dem Auge genug zu tun. Besonders auffällig: das großformatige Relief auf der Schaufassade. Es trägt 16 Felder mit je einer glänzenden Letter, ähnlich wie in einem Setzkasten für den Buchdruck. Die Zeilen ASES – UTRE – GIMU – UNUM lassen Lateinisches vermuten, doch nach einigem Rätseln enthüllt sich das Wort »AUGUSTINERMUSEUM«, wenn man spaltenweise liest. An der roten Steintafel am Mittelbau ist beim Näherkommen »Haus der Graphischen Sammlung« zu entziffern. Darunter wird man später, tief im Grundstück gelegen, den Eingang finden.
100 Jahre Vorlauf
Die Gestaltung der Straßenseite(n) verweist auf den ersten Blick mysteriös, aber eigentlich ganz konkret auf den Zweck des Hauses: Es dient ganz der grafischen Sammlung des Augustinermuseums und des nahen Museums für Neue Kunst – zusammen 90 000 Blätter und Fotografien. Erstmals bekommen damit die Werke einen angemessenen Ort für Aufbewahrung, Restaurierung und Inventarisierung.
Wie die unzähligen anderen Sammlungsstücke des Augustinermuseums wurden sie in den letzten rund hundert Jahren nur provisorisch verwaltet. Grund dafür war die wechselvolle Geschichte des Gebäudes, eines ehemaligen Klosters aus dem 13. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert barock überformt und nach der Säkularisierung in ein Theater umgewandelt, sollte hier ab 1910 ein Neubau für die städtischen Sammlungen entstehen, doch konnten vor dem Ersten Weltkrieg nur noch die Theatereinbauten entfernt werden. Bis 1923 wurde die Augustinerkirche durch Stadtbaumeister Karl Gruber in eine lichtdurchflutete Ausstellungshalle umgebaut.
Und dabei blieb es. Über die Jahre zeigten sich zahlreiche Mängel, v. a. durch unzureichende Heizung: frierende Besucher, Feuchtigkeitsschäden, Schimmel – und völlig unangemessene Bedingungen für die Museumsstücke. Mit der Sanierung und dem Umbau seit 2002 durch Christoph Mäckler Architekten wird der Bau in ein zeitgemäßes Museum verwandelt. Viele Aspekte sind zusammenzuführen: museale auf der einen Seite – von der Logistik über die Haustechnik bis zur Besucherführung – und baulich-konstruktive sowie gestalterische auf der anderen, die den historischen Bestand bei allen heutigen Anforderungen wieder in den Mittelpunkt stellen. Das alles, wie Museumsdirektor Tilmann von Stockhausen anerkennend sagt, in der »Kunst, die drei Bauabschnitte stets zusammen zu denken«. 2020, zur 900-Jahr-Feier Freiburgs, wird voraussichtlich auch der bereits seit August laufende 3. Bauabschnitt, das ehemalige Konventsgebäude um den Kreuzgang, abgeschlossen sein. Die phasenweise Umsetzung hat ihren Grund in der Finanzierung, die durch Bund, Land, Stadt und nicht zuletzt unzählige Spender gemeinsam getragen wird. Gut 60 Mio. Euro wird das Projekt kosten, rund 2 Mio. Euro Spenden sind das Ergebnis der Arbeit des eigens gegründeten Kuratoriums Augustinerkirche Freiburg.
Konzentrierte Atmosphäre
Das Haus der Graphischen Sammlung ersetzt einen quer zwischen Hausreihe und Chor eingesetzten Torbau aus den 20er Jahren, dessen Dachform sich am Chor in einem helleren Gelb abzeichnet. Der Weg zum Eingang führt durch den Neubau hindurch, das Foyer liegt bereits im Altbau, in einem kurzen Flügel des ehemaligen Konventsgebäudes. Kaum hat sich die Tür geschlossen, wird es ruhig, nicht einmal die Straßenbahn ist noch zu hören. Das niedrige, warm beleuchtete Gewölbe des Foyers, zentraler Sammelpunkt und Verteiler, bietet nach den vielen Eindrücken draußen erst einmal Gelegenheit, zu sich zu kommen. Hier befinden sich Garderobe und Schließfächer, angrenzend die Räume der Museumspädagogik sowie der Shop mit Kasse. Der Shop liegt im denkmalgeschützten Nachbarhaus, landläufig »Elektro Hauser« genannt. Das Haus wurde erst während der Planungszeit erworben und wird das Museum nach Fertigstellung zur Straße und für Zufallsbesucher öffnen.
Neben dem Foyer beginnt die sogenannte Kleinodientreppe, die funktional eine vertikale Verbindung im Rundgang durch die drei Bauabschnitte des Museums bildet. In diesem elliptisch geformten, in sich gekehrten Raum werden besondere Ausstellungsstücke aus der Sammlung in 30 unterschiedlich großen, in die Wand eingelassenen Vitrinen präsentiert. Beim Betrachten steigt man langsam in die Höhe. Die gleichmäßige Farbgebung von Wänden, Decke und Boden sowie das gedämpfte Licht erzeugen eine introvertierte Stimmung, doch immer wieder führen überraschend einige Stufen nach oben oder nach unten zu schwarz gehaltenen Türen und Gängen, hinaus aus dem Treppenraum in die Schaugeschosse oder hinter die Kulissen. Dabei lässt man gern mal für eine Weile die Orientierung fahren, denn trotz der vielen Möglichkeiten zum Abschweifen findet man durch die klare Führung stets wieder auf den Rundgang zurück. »Wegen der vielen unterschiedlichen Anschlusshöhen war es erst gar nicht möglich, die Treppe zeichnerisch darzustellen«, kommentiert Claudia Gruchow, Partnerin bei Christoph Mäckler Architekten und dort u. a. für Innenraumkonzepte zuständig, die Anforderungen. Erst anhand mehrerer Modelle und unterschiedlich langer Treppenläufe mit jeweils leicht variierten Steigungshöhen ließ sich die Aufgabe bewältigen.
Auch bis der Beton die gewünschte Farbe und Oberfläche hatte, musste viel experimentiert werden, insbesondere mit dem Zuschlag. Die sandfarbenen, gestockten und scharrierten Oberflächen, von glatten Flächen sauber begrenzt, greifen ein prägendes Gestaltungsmerkmal der Augustinerkirche auf – dort bestehen die neu eingebauten Stützenreihen mit ihren Galerien aus diesem Material. Und wie in der Kirche ist der Treppenbelag in hellem Marmor ausgeführt.
Die Wiederholung bestimmter Elemente zählt zu den gestalterischen Prinzipien, über die die verschiedenartigen Räumlichkeiten des Museums übergreifend verbunden werden. Neben Materialien und Farben gehören dazu die Motive der Treppe und der Durchblicke, die Verwendung von Spolien, schräge Laibungen und auch die Vitrinen.
Auf die Vitrinen wurde, mehr noch als im ersten Bauabschnitt, höchste Sorgfalt verwendet. Architekten, ausführende Firma und der Chefrestaurator Christoph Müller entwickelten in intensiver Zusammenarbeit eine spezielle Konstruktion. Drei Röhren, in exakt abgestimmter Ausrichtung an die rechteckige Box angeschweißt, stellen die schattenfreie Beleuchtung und perfekte Klimatisierung sicher – die Schalung dafür und für die Zuleitungen stellte beim Betonieren eine entsprechende Herausforderung dar.
Vollständige und unvollständige Wege
Die zentrale Lage der Treppe ermöglicht die saubere Trennung von öffentlichen und nichtöffentlichen Bereichen. So können die Mitarbeiter, ohne den Weg der Besucher zu kreuzen, ihren vielfältigen Aufgaben nachgehen. Nicht weniger als vier Treppenerschließungen stehen ihnen dafür zur Verfügung. Wesentliche Teile dieser Aufgaben – Verwaltung, Restaurierung, Vorlegen, Museumspädagogik – finden im Gebäude von Elektro Hauser bzw. dem hinten anschließenden Flügel des Konventsgebäudes statt. Alle klimasensiblen Funktionen liegen indes im Neubau: die geschützte Anlieferung hinter dem großen Tor im EG, der Ausstellungsraum im 1. OG und die Magazinräume für Grafiken bzw. Fotografien im 2. und 3. OG.
Im 1. OG schließt die Treppe an den Rundgang an. Zurzeit sind allerdings die Räume im Konventsgebäude noch nicht zugänglich, es geht vorläufig nur in den einzigen Ausstellungsraum des Neubaus. Außer einer Sichtbetonstütze in der Mitte strukturiert nichts den 100 m² großen, quadratischen Raum, die Innenarchitektur gestaltet das Team des Museums für jede Ausstellung neu. Entsprechend zurückhaltend sind sämtliche technischen Funktionen wie Beleuchtung, Elektro- und Klimaleitungen in schlichten schwarzen, vielleicht etwas zu prosaischen »Technikgräben« an der Decke und im Boden bzw. in einem kaum sichtbaren umlaufenden Sockel untergebracht. Vitrinen und Stellwände sind damit flexibel andienbar.
Neben dem Ausstellungsraum beginnt das letzte momentan zugängliche Stückchen des Rundgangs: mit einem kleinen Vorraum, der direkt an den Chor der Augustinerkirche andockt und außerdem auf einen Steg führt, der den Rundgang in den 1. Bauabschnitt schließt. Ursprünglich wollten die Architekten auf dieser Verbindung einen Austritt platzieren, von dem man hinter dem barocken Orgelprospekt im Chorraum hätte hinunterblicken können. Doch dem Kuratorium war die Unversehrtheit des Chors zu wichtig. Gestalterisch hätte man mit diesem Zugang das Thema der Treppen und Durchblicke, das den Ausstellungsraum in der Kirche prägt, konsequent und sinnfällig fortgesetzt. Nun führt der Steg leider direkt vor der Kirchenfassade in den vorderen Bau. Er ist zwar verglast und mit schönem Eichenparkett ausgelegt, aber er beeinträchtigt den ohnehin recht engen Hof und mehr noch den Anblick der Kirche. Einen Hoffnungsschimmer gibt es jedoch: An der Stelle, wo der Vorraum auf den Chor stößt, sind Lisenen eines der hohen, zugemauerten Chorfenster zu sehen. Eines Tags wird die Wand in diesem Bereich hoffentlich geöffnet werden können, sodass der Blick auf die Orgel frei wird – momentan fehlt noch das Geld.
Stück für Stück wird das Augustinermuseum fertig werden. Man spürt das Vertrauen zwischen Architekten, Bauherren, Spendern und auch Handwerkern und freut sich an der Entdeckung von Detail um Detail – und darauf, irgendwann auch wieder im wunderbaren Café im Kreuzgang sitzen zu können, das 2010 als vorgezogener Teil des 3. Bauabschnitts vorläufig in Betrieb genommen wurde, jetzt aber wieder geschlossen ist und zusammen mit dem Konventsgebäude vollständig fertiggestellt werden wird.
100 Jahre Vorlauf
Die Gestaltung der Straßenseite(n) verweist auf den ersten Blick mysteriös, aber eigentlich ganz konkret auf den Zweck des Hauses: Es dient ganz der grafischen Sammlung des Augustinermuseums und des nahen Museums für Neue Kunst – zusammen 90 000 Blätter und Fotografien. Erstmals bekommen damit die Werke einen angemessenen Ort für Aufbewahrung, Restaurierung und Inventarisierung.
Wie die unzähligen anderen Sammlungsstücke des Augustinermuseums wurden sie in den letzten rund hundert Jahren nur provisorisch verwaltet. Grund dafür war die wechselvolle Geschichte des Gebäudes, eines ehemaligen Klosters aus dem 13. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert barock überformt und nach der Säkularisierung in ein Theater umgewandelt, sollte hier ab 1910 ein Neubau für die städtischen Sammlungen entstehen, doch konnten vor dem Ersten Weltkrieg nur noch die Theatereinbauten entfernt werden. Bis 1923 wurde die Augustinerkirche durch Stadtbaumeister Karl Gruber in eine lichtdurchflutete Ausstellungshalle umgebaut.
Und dabei blieb es. Über die Jahre zeigten sich zahlreiche Mängel, v. a. durch unzureichende Heizung: frierende Besucher, Feuchtigkeitsschäden, Schimmel – und völlig unangemessene Bedingungen für die Museumsstücke. Mit der Sanierung und dem Umbau seit 2002 durch Christoph Mäckler Architekten wird der Bau in ein zeitgemäßes Museum verwandelt. Viele Aspekte sind zusammenzuführen: museale auf der einen Seite – von der Logistik über die Haustechnik bis zur Besucherführung – und baulich-konstruktive sowie gestalterische auf der anderen, die den historischen Bestand bei allen heutigen Anforderungen wieder in den Mittelpunkt stellen. Das alles, wie Museumsdirektor Tilmann von Stockhausen anerkennend sagt, in der »Kunst, die drei Bauabschnitte stets zusammen zu denken«. 2020, zur 900-Jahr-Feier Freiburgs, wird voraussichtlich auch der bereits seit August laufende 3. Bauabschnitt, das ehemalige Konventsgebäude um den Kreuzgang, abgeschlossen sein. Die phasenweise Umsetzung hat ihren Grund in der Finanzierung, die durch Bund, Land, Stadt und nicht zuletzt unzählige Spender gemeinsam getragen wird. Gut 60 Mio. Euro wird das Projekt kosten, rund 2 Mio. Euro Spenden sind das Ergebnis der Arbeit des eigens gegründeten Kuratoriums Augustinerkirche Freiburg.
Konzentrierte Atmosphäre
Das Haus der Graphischen Sammlung ersetzt einen quer zwischen Hausreihe und Chor eingesetzten Torbau aus den 20er Jahren, dessen Dachform sich am Chor in einem helleren Gelb abzeichnet. Der Weg zum Eingang führt durch den Neubau hindurch, das Foyer liegt bereits im Altbau, in einem kurzen Flügel des ehemaligen Konventsgebäudes. Kaum hat sich die Tür geschlossen, wird es ruhig, nicht einmal die Straßenbahn ist noch zu hören. Das niedrige, warm beleuchtete Gewölbe des Foyers, zentraler Sammelpunkt und Verteiler, bietet nach den vielen Eindrücken draußen erst einmal Gelegenheit, zu sich zu kommen. Hier befinden sich Garderobe und Schließfächer, angrenzend die Räume der Museumspädagogik sowie der Shop mit Kasse. Der Shop liegt im denkmalgeschützten Nachbarhaus, landläufig »Elektro Hauser« genannt. Das Haus wurde erst während der Planungszeit erworben und wird das Museum nach Fertigstellung zur Straße und für Zufallsbesucher öffnen.
Neben dem Foyer beginnt die sogenannte Kleinodientreppe, die funktional eine vertikale Verbindung im Rundgang durch die drei Bauabschnitte des Museums bildet. In diesem elliptisch geformten, in sich gekehrten Raum werden besondere Ausstellungsstücke aus der Sammlung in 30 unterschiedlich großen, in die Wand eingelassenen Vitrinen präsentiert. Beim Betrachten steigt man langsam in die Höhe. Die gleichmäßige Farbgebung von Wänden, Decke und Boden sowie das gedämpfte Licht erzeugen eine introvertierte Stimmung, doch immer wieder führen überraschend einige Stufen nach oben oder nach unten zu schwarz gehaltenen Türen und Gängen, hinaus aus dem Treppenraum in die Schaugeschosse oder hinter die Kulissen. Dabei lässt man gern mal für eine Weile die Orientierung fahren, denn trotz der vielen Möglichkeiten zum Abschweifen findet man durch die klare Führung stets wieder auf den Rundgang zurück. »Wegen der vielen unterschiedlichen Anschlusshöhen war es erst gar nicht möglich, die Treppe zeichnerisch darzustellen«, kommentiert Claudia Gruchow, Partnerin bei Christoph Mäckler Architekten und dort u. a. für Innenraumkonzepte zuständig, die Anforderungen. Erst anhand mehrerer Modelle und unterschiedlich langer Treppenläufe mit jeweils leicht variierten Steigungshöhen ließ sich die Aufgabe bewältigen.
Auch bis der Beton die gewünschte Farbe und Oberfläche hatte, musste viel experimentiert werden, insbesondere mit dem Zuschlag. Die sandfarbenen, gestockten und scharrierten Oberflächen, von glatten Flächen sauber begrenzt, greifen ein prägendes Gestaltungsmerkmal der Augustinerkirche auf – dort bestehen die neu eingebauten Stützenreihen mit ihren Galerien aus diesem Material. Und wie in der Kirche ist der Treppenbelag in hellem Marmor ausgeführt.
Die Wiederholung bestimmter Elemente zählt zu den gestalterischen Prinzipien, über die die verschiedenartigen Räumlichkeiten des Museums übergreifend verbunden werden. Neben Materialien und Farben gehören dazu die Motive der Treppe und der Durchblicke, die Verwendung von Spolien, schräge Laibungen und auch die Vitrinen.
Auf die Vitrinen wurde, mehr noch als im ersten Bauabschnitt, höchste Sorgfalt verwendet. Architekten, ausführende Firma und der Chefrestaurator Christoph Müller entwickelten in intensiver Zusammenarbeit eine spezielle Konstruktion. Drei Röhren, in exakt abgestimmter Ausrichtung an die rechteckige Box angeschweißt, stellen die schattenfreie Beleuchtung und perfekte Klimatisierung sicher – die Schalung dafür und für die Zuleitungen stellte beim Betonieren eine entsprechende Herausforderung dar.
Vollständige und unvollständige Wege
Die zentrale Lage der Treppe ermöglicht die saubere Trennung von öffentlichen und nichtöffentlichen Bereichen. So können die Mitarbeiter, ohne den Weg der Besucher zu kreuzen, ihren vielfältigen Aufgaben nachgehen. Nicht weniger als vier Treppenerschließungen stehen ihnen dafür zur Verfügung. Wesentliche Teile dieser Aufgaben – Verwaltung, Restaurierung, Vorlegen, Museumspädagogik – finden im Gebäude von Elektro Hauser bzw. dem hinten anschließenden Flügel des Konventsgebäudes statt. Alle klimasensiblen Funktionen liegen indes im Neubau: die geschützte Anlieferung hinter dem großen Tor im EG, der Ausstellungsraum im 1. OG und die Magazinräume für Grafiken bzw. Fotografien im 2. und 3. OG.
Im 1. OG schließt die Treppe an den Rundgang an. Zurzeit sind allerdings die Räume im Konventsgebäude noch nicht zugänglich, es geht vorläufig nur in den einzigen Ausstellungsraum des Neubaus. Außer einer Sichtbetonstütze in der Mitte strukturiert nichts den 100 m² großen, quadratischen Raum, die Innenarchitektur gestaltet das Team des Museums für jede Ausstellung neu. Entsprechend zurückhaltend sind sämtliche technischen Funktionen wie Beleuchtung, Elektro- und Klimaleitungen in schlichten schwarzen, vielleicht etwas zu prosaischen »Technikgräben« an der Decke und im Boden bzw. in einem kaum sichtbaren umlaufenden Sockel untergebracht. Vitrinen und Stellwände sind damit flexibel andienbar.
Neben dem Ausstellungsraum beginnt das letzte momentan zugängliche Stückchen des Rundgangs: mit einem kleinen Vorraum, der direkt an den Chor der Augustinerkirche andockt und außerdem auf einen Steg führt, der den Rundgang in den 1. Bauabschnitt schließt. Ursprünglich wollten die Architekten auf dieser Verbindung einen Austritt platzieren, von dem man hinter dem barocken Orgelprospekt im Chorraum hätte hinunterblicken können. Doch dem Kuratorium war die Unversehrtheit des Chors zu wichtig. Gestalterisch hätte man mit diesem Zugang das Thema der Treppen und Durchblicke, das den Ausstellungsraum in der Kirche prägt, konsequent und sinnfällig fortgesetzt. Nun führt der Steg leider direkt vor der Kirchenfassade in den vorderen Bau. Er ist zwar verglast und mit schönem Eichenparkett ausgelegt, aber er beeinträchtigt den ohnehin recht engen Hof und mehr noch den Anblick der Kirche. Einen Hoffnungsschimmer gibt es jedoch: An der Stelle, wo der Vorraum auf den Chor stößt, sind Lisenen eines der hohen, zugemauerten Chorfenster zu sehen. Eines Tags wird die Wand in diesem Bereich hoffentlich geöffnet werden können, sodass der Blick auf die Orgel frei wird – momentan fehlt noch das Geld.
Stück für Stück wird das Augustinermuseum fertig werden. Man spürt das Vertrauen zwischen Architekten, Bauherren, Spendern und auch Handwerkern und freut sich an der Entdeckung von Detail um Detail – und darauf, irgendwann auch wieder im wunderbaren Café im Kreuzgang sitzen zu können, das 2010 als vorgezogener Teil des 3. Bauabschnitts vorläufig in Betrieb genommen wurde, jetzt aber wieder geschlossen ist und zusammen mit dem Konventsgebäude vollständig fertiggestellt werden wird.
Für den Beitrag verantwortlich: deutsche bauzeitung
Ansprechpartner:in für diese Seite: Ulrike Kunkel
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