Bauwerk

Der geteilte Himmel
Bernhard Denkinger - Essen (D) - 2017
Der geteilte Himmel, Foto: Deimel + Wittmar Architekturfotografie
Der geteilte Himmel, Foto: Deimel + Wittmar Architekturfotografie

Ausstellung im Ruhr Museum Essen

27. April 2017 - newroom
Im „Reformationsjahr 2017“ wird in mehreren großen Ausstellungen in Deutschland an das fünfhundertjährige Jubiläum der Reformation erinnert. Die große nordrheinwestfälische Landesaustellung im Ruhr Museum in Essen zeigt die Entwicklung des Protestantismus in der Region Nordrhein-Westfalen. Dabei betont sie auch einen zweiten Aspekt: die religiöse Vielfalt die die Region heute kennzeichnet. Diese religiöse Diversität ist auf mehrere, große Migrationswellen zurückzuführen, die bereits vor dem 19. Jahrhundert einsetzten.

Gedanklicher Ausgangspunkt zur Gestaltung war, dass eine Ausstellung über religiöse Vielfalt nicht hierarchisch, sondern offen und polyzentrisch strukturiert sein sollte. Der Symmetrie und Axialität des dreischiffigen Ausstellungsraums wurde eine lockere Abfolge asymmetrisch im Raum platzierter Ausstellungs-Inseln gegenübergestellt. Diese gliedern den Rundgang in diagonal oder quer zur Raumachse liegende Wegstrecken. Rampen, die aus mehreren Richtungen auf die Inseln führen, signalisieren, dass die Stationen von verschiedenen Seiten begangen werden können.

Die Lichtinszenierung verstärkt die Wahrnehmung der Ausstellungsinseln als vom Ausstellungsraum gelöste, zu einer eigenen Struktur verbundene Objekte. Die Inseln werden von hinterleuchteten Bändern umrahmt oder – wenn sie begehbar sind – ihr Innenbereich durch leuchtende Einfassungen hervorgehoben. So entsteht – auch weil der Gesamtraum aus konservatorischen Gründen dunkel gehalten werden muss – der Eindruck, dass sich das Licht auf die Einbauten konzentriert oder dass ihr Inneres leuchtet.

Ein zweiter gedanklicher Ansatz war, dass die polyzentrisch angeordneten Themeninseln durch ein räumliches Element, eine vereinheitlichende gestalterische Geste, verbunden werden sollten. Hierfür wurde eine Deckenkonstruktion entworfen, die den zentralen Bereich des Ausstellungsraums und Teile der angrenzenden Seitenschiffe überdeckt. Dieses dunkelblaue, leicht gekrümmte und mit sternförmigen Laserausschnitten versehene Dach kann auch als nächtlicher Himmel interpretiert werden, der sich schützend über die verschiedensten Manifestationen des Glaubens wölbt - ein unteilbares Ganzes, das niemandem – oder allen – gehört.

Neben der ideelen, metaphorischen Deutung der Deckenkonstruktion erfüllt diese auch eine weitere, sehr wesentliche räumliche Funktion: die Breite des Raumes wird betont, im Bereich der Decke werden die technischen Einbauten, die unter der Raumdecke liegen, visuell ausgeblendet und so eine Atmosphäre geschaffen, die die Konzentration auf die Ausstellungsthemen und -Exponate stärkt.
Durch die Deckenkonstruktion erhält die dreischiffige Ausstellungshalle, die scheinbar im „Nichts“ (bzw. in einer Fluchttüre) endet, auch einen räumlichen Abschluss.
Zum Ende des Raums hin wird die Krümmung der Decke steiler, die Decke senkt sich bis zum Boden ab: Metaphorisch gesehen berührt der Himmel die Erde. (Text: Architekt)

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