Bauwerk
Holzwohnbauten im Dragoner-Quartier
Luger & Maul - Wels (A) - 2017
Standardmenü in Holz
Immer höher, immer öfter, immer mehr geht mit Holz. Aber geht auch geförderter Wohnbau? Ja. Wenn alle wollen. Zu sehen am Neubau im Dragonerquartier Wels.
3. Juli 2017 - Tobias Hagleitner
Im modernen Holzbau überschlagen sich die Superlative. Der beliebte Wettbewerb ums höchste Haus erfährt soeben eine Neuauflage in Holz. Das macht Furore, bringt Investoren Geld und lässt sich gut vermarkten.
Aber einmal beiseite mit der Euphorie: Wie alltagstauglich ist der Holzbau wirklich? Was kostet der Spaß? Und warum Holz, wenn sich Ziegel und Beton bewähren? Das sind Fragen, die Bauträger und Politik umtreiben, wenn der umjubelte Baustoff im geförderten Wohnbau zur Sprache kommt.
Den ersteren geht es – hoffentlich nicht nur – ums Geschäft, den letzteren – hoffentlich nur – um die bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung. Den Architekten liegt im besten Fall die gestalterische Qualität der Häuser am Herzen, die Würde und Schönheit des Lebensraums.
Daraus folgen recht unterschiedliche Ideen von einem „guten“ Pilotprojekt in Holz. Dass trotzdem eine Art Konsens möglich ist, lassen Land und Stadt Wels als fördernde wie genehmigende Instanzen, die WAG als Bauherrschaft und die Welser Architekten Luger & Maul im Dragoner-Quartier erkennen.
„Hartnäckig dranbleiben, Bereitschaft zum Gespräch und gegenseitiges Vertrauen“, erklärt Max Luger positiv bilanzierend die günstige Konstellation der Beteiligten. Das gute Klima hat eine Vorgeschichte. Seit die WAG vor knapp 20 Jahren das Areal vom Bund übernommen hat, begleiten Luger & Maul die Entwicklung. Die Kaserne, 1858 für die k. u. k. Dragoner errichtet, mit drei Höfen und insgesamt 300 Metern Länge ein imposantes Baudenkmal, galt es zu beleben, was ab 2006 nach den Plänen der Architekten nach und nach geschah.
Erst entstanden 30 Wohnungen im Westhof, dann wurde betreutes Wohnen eingerichtet, später kamen Gewerbenutzungen hinzu. All das mit Sinn für die Substanz und Blick auf das Gesamte.
Ein spannender Prozess
Mit den zwei Neubauten, dreigeschoßige Holzriegel, die sich im Westen auf beachtliche sechs Etagen stapeln, wurde das Areal nun stadtauswärts gefasst. In ihre Mitte nehmen sie das ehemalige Pferdehospiz, einen kleineren, ebenfalls denkmalgeschützten Ergänzungsbau mit künftig weiteren sieben Wohnungen. Der bislang größte Holz-Wohnbau im Land war ein Pilotprojekt. Planer und ausführender Holzbaubetrieb hatten den Nachweis zu erbringen, dass ein mehrgeschoßiger Holzwohnbau mit hinterlüfteter Fassade mit den eng definierten Förderkriterien des Landes vereinbar sei.
Es brauchte ein Bauwerk, das dem favorisierten Standard-Massivbau mit Kunststofffenstern und Vollwärmeschutz kostenmäßig das Wasser reichen kann. Das wurde geschafft, als Bonus die bekannten Holz-Vorteile dazu: kürzere Bauzeit, bessere Ökobilanz, wohliges Wohngefühl.
Vom Beispiel lernen
Die Kuben in silbergrauer Tannenschalung strahlen solide Harmlosigkeit aus. Es gibt keinen architektonischen Übermut, keinen Firlefanz. Aber es gibt gestalterischen Willen und Ideale außer dem Profit. Das zeigt sich an wohnlichen Grundrissen, überlegten Außenraum-Beziehungen und im Bemühen um stimmige Details.
Pilotprojekte sind zum Lernen da. Was kann also gelernt werden? Wenn künftig mehr geförderter Wohnbau entstehen soll, der nicht nur benutzt, sondern auch langfristig gemocht wird, dann braucht es Verhandlungsbereitschaft wie bei diesem Projekt.
Denn seien es die Ansprüche von Architekten, Auftraggebern oder Behörden – alle haben einen gewissen Ermessensspielraum, können mit pragmatischer Umsicht und wohlwollender Logik Kompromisse finden.
Wer lernen will, muss fragen: Warum sind Allgemeinflächen so knapp bemessen? Muss jedes Detail reglementiert sein? Ist alles überflüssig, was über das Nötigste hinausgeht? Und für wen wird das Geld eigentlich eingespart? Und außerdem: Wie wäre es, im Land einen Standardkatalog der Schönheit als Förderbedingung zu erarbeiten?
Aber einmal beiseite mit der Euphorie: Wie alltagstauglich ist der Holzbau wirklich? Was kostet der Spaß? Und warum Holz, wenn sich Ziegel und Beton bewähren? Das sind Fragen, die Bauträger und Politik umtreiben, wenn der umjubelte Baustoff im geförderten Wohnbau zur Sprache kommt.
Den ersteren geht es – hoffentlich nicht nur – ums Geschäft, den letzteren – hoffentlich nur – um die bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung. Den Architekten liegt im besten Fall die gestalterische Qualität der Häuser am Herzen, die Würde und Schönheit des Lebensraums.
Daraus folgen recht unterschiedliche Ideen von einem „guten“ Pilotprojekt in Holz. Dass trotzdem eine Art Konsens möglich ist, lassen Land und Stadt Wels als fördernde wie genehmigende Instanzen, die WAG als Bauherrschaft und die Welser Architekten Luger & Maul im Dragoner-Quartier erkennen.
„Hartnäckig dranbleiben, Bereitschaft zum Gespräch und gegenseitiges Vertrauen“, erklärt Max Luger positiv bilanzierend die günstige Konstellation der Beteiligten. Das gute Klima hat eine Vorgeschichte. Seit die WAG vor knapp 20 Jahren das Areal vom Bund übernommen hat, begleiten Luger & Maul die Entwicklung. Die Kaserne, 1858 für die k. u. k. Dragoner errichtet, mit drei Höfen und insgesamt 300 Metern Länge ein imposantes Baudenkmal, galt es zu beleben, was ab 2006 nach den Plänen der Architekten nach und nach geschah.
Erst entstanden 30 Wohnungen im Westhof, dann wurde betreutes Wohnen eingerichtet, später kamen Gewerbenutzungen hinzu. All das mit Sinn für die Substanz und Blick auf das Gesamte.
Ein spannender Prozess
Mit den zwei Neubauten, dreigeschoßige Holzriegel, die sich im Westen auf beachtliche sechs Etagen stapeln, wurde das Areal nun stadtauswärts gefasst. In ihre Mitte nehmen sie das ehemalige Pferdehospiz, einen kleineren, ebenfalls denkmalgeschützten Ergänzungsbau mit künftig weiteren sieben Wohnungen. Der bislang größte Holz-Wohnbau im Land war ein Pilotprojekt. Planer und ausführender Holzbaubetrieb hatten den Nachweis zu erbringen, dass ein mehrgeschoßiger Holzwohnbau mit hinterlüfteter Fassade mit den eng definierten Förderkriterien des Landes vereinbar sei.
Es brauchte ein Bauwerk, das dem favorisierten Standard-Massivbau mit Kunststofffenstern und Vollwärmeschutz kostenmäßig das Wasser reichen kann. Das wurde geschafft, als Bonus die bekannten Holz-Vorteile dazu: kürzere Bauzeit, bessere Ökobilanz, wohliges Wohngefühl.
Vom Beispiel lernen
Die Kuben in silbergrauer Tannenschalung strahlen solide Harmlosigkeit aus. Es gibt keinen architektonischen Übermut, keinen Firlefanz. Aber es gibt gestalterischen Willen und Ideale außer dem Profit. Das zeigt sich an wohnlichen Grundrissen, überlegten Außenraum-Beziehungen und im Bemühen um stimmige Details.
Pilotprojekte sind zum Lernen da. Was kann also gelernt werden? Wenn künftig mehr geförderter Wohnbau entstehen soll, der nicht nur benutzt, sondern auch langfristig gemocht wird, dann braucht es Verhandlungsbereitschaft wie bei diesem Projekt.
Denn seien es die Ansprüche von Architekten, Auftraggebern oder Behörden – alle haben einen gewissen Ermessensspielraum, können mit pragmatischer Umsicht und wohlwollender Logik Kompromisse finden.
Wer lernen will, muss fragen: Warum sind Allgemeinflächen so knapp bemessen? Muss jedes Detail reglementiert sein? Ist alles überflüssig, was über das Nötigste hinausgeht? Und für wen wird das Geld eigentlich eingespart? Und außerdem: Wie wäre es, im Land einen Standardkatalog der Schönheit als Förderbedingung zu erarbeiten?
Mehr Holzbau in der Stadt
Mit der Novelle der Bautechnik-Verordnung 2017 hat das Land die Rahmenbedingungen für das mehrgeschoßige Bauen mit Holz verbessert. Bis zu sechsgeschoßige Gebäude können ohne eine Sondergenehmigung aus Holz gebaut werden. Davor waren nur vier Geschoße ohne ein zusätzliches Gutachten möglich.
Das war auch Thema bei der Veranstaltung „DenCity“ in der Kunstuniversität Linz, organisiert vom Universitätslehrgang überholz und proHolz Oberösterreich. Rund 90 Besucher verfolgten die Vorträge und Diskussionen.
Das Sicherheitsniveau von mehrgeschoßigen Holzbauten bleibe unverändert hoch, sagte Holzbau-Landesinnungsmeister Richard Hable: „90 Minuten müssen tragende Bauteile im Brandfall standhalten. Die Anforderungen an den Feuerwiderstand sind damit gleich hoch wie bei konventionell errichteten Gebäuden.“
proHolz-Obmann Georg Starhemberg sagte: „Wir erwarten uns mit den neuen Rahmenbedingungen einen weiteren Impuls für das Bauen mit Holz in der Stadt.“
Mit der Novelle der Bautechnik-Verordnung 2017 hat das Land die Rahmenbedingungen für das mehrgeschoßige Bauen mit Holz verbessert. Bis zu sechsgeschoßige Gebäude können ohne eine Sondergenehmigung aus Holz gebaut werden. Davor waren nur vier Geschoße ohne ein zusätzliches Gutachten möglich.
Das war auch Thema bei der Veranstaltung „DenCity“ in der Kunstuniversität Linz, organisiert vom Universitätslehrgang überholz und proHolz Oberösterreich. Rund 90 Besucher verfolgten die Vorträge und Diskussionen.
Das Sicherheitsniveau von mehrgeschoßigen Holzbauten bleibe unverändert hoch, sagte Holzbau-Landesinnungsmeister Richard Hable: „90 Minuten müssen tragende Bauteile im Brandfall standhalten. Die Anforderungen an den Feuerwiderstand sind damit gleich hoch wie bei konventionell errichteten Gebäuden.“
proHolz-Obmann Georg Starhemberg sagte: „Wir erwarten uns mit den neuen Rahmenbedingungen einen weiteren Impuls für das Bauen mit Holz in der Stadt.“
Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten
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