Bauwerk

Eissalon in der Plus City
X ARCHITEKTEN - Pasching (A) - 2016
Eissalon in der Plus City, Foto: X ARCHITEKTEN ZT GmbH © X ARCHITEKTEN
Eissalon in der Plus City, Foto: X ARCHITEKTEN ZT GmbH © X ARCHITEKTEN
Eissalon in der Plus City, Foto: X ARCHITEKTEN ZT GmbH © X ARCHITEKTEN

Eisdieler

Eissalon in der Plus City

16. April 2018 - afo
Die PlusCity im oberösterreichischen Pasching floriert. Durchschnittlich 20.000 Personen frequentieren täglich das mit 4.200 Parkplätzen ausgestattete Einkaufszentrum. Neuerdings hat es sogar einen Straßenbahnanschluss. Betritt man die PlusCity über den der Straßenbahnhaltestelle nächst gelegenen Eingang, gelangt man rasch auf den Markusplatz. So heißen die Plätze hier: Markusplatz und Da Vinci Platz, Atlantisplatz, Palmenplatz. Und genauso sehen sie aus. Venedig ist langweilig im Vergleich. Die etwa 70.000 m² Verkaufsfläche fassende Anlage ist über die Jahrzehnte in unbekümmerter Heterogenität gewachsen. Die unterschiedlichen Bauphasen lassen sich gut ablesen: vom verspielt Pompösen kommend hat man sich mit zunehmendem Erfolg prachtvoll Monumentales geleistet, um mit der letzten Erweiterung beim zeitgeistig Vereinfachten zu landen. Wobei das Einfache immer noch fantasievoll reliefierte Bauteilkanten, bunte Lichtlinien und eine Unzahl von Deckenstrahlern einschließt.

In diesem um retroschicke Coolness bemühten Umfeld hat sich nun mit dem Eisdieler, ein wahrer Meister des Kühlen – was sollte er anderes sein? – niedergelassen. Das Gestaltungsprinzip des Eisdielers ist seit seinem ersten Auftritt in der Linzer Innenstadt bekannt: Verkaufsraum, Drucksorten und was sonst noch zum Geschäft gehört sind streng in Schwarz und Weiß gehalten; das Mobiliar ist auf das Minimum reduziert; den Raum erfüllt Musik der perkussiv betonten Sorte. Bunt, weich und sinnlich ist hier nur die unter Namen wie „Tropical Lady“, „Sommerflirt“ oder „Shot to Chill“ feilgebotene Eiscreme. Nun kann man – bei aller Prägnanz dieses Konzepts – mit Reduktion nicht in jeder Nachbarschaft punkten. Doch es wären nicht die X-Architekten, hätten Sie für das neue Lokal des Eisdielers in der PlusCity nicht einen Weg gefunden, das coole Styling des einen mit dem offen ausgelebten Kitsch der anderen zu verbinden, ohne den eigenen Gestaltungsanspruch zu verraten.

Die im Vergleich zu anderen winzig kleine Verkaufsfläche des Eisdielers ist bloß eine zur Mall hin offene Nische. Um keinen Kubikmillimeter dieses Raumes zur Entwicklung des eigenen Milieus ungenutzt zu lassen, haben die X-Architekten seine Hülle in unregelmäßig gebrochene Flächen zerlegt, die, Kristallen gleich, aus dem Boden, den Wänden und der Decke wachsen. Kühlpulte, Informationstafeln, Sitznische, Laden, Halterungen, Wasserspender: alles Notwendige ist in diese künstlich geschaffene Topografie integriert. Die Elemente dieser Landschaft werden von rhythmisch gesetzten, schwarz und weiß gezackten Linien überzogen. So gesellt sich zur tatsächlich greifbaren Dreidimensionalität eine durch das Muster vorgetäuschte Illusion von Körpern, die Fragen nach Dimension oder Maßstab endgültig bedeutungslos erscheinen lässt. Die X-Architekten haben den strengen Rahmen aus Schwarz und Weiß zum Schwingen gebracht und so etwas geschaffen, das Seltenheitswert hat in einer Welt aus Fassaden und Kulissen: einen Raum, den man so schnell nicht vergisst. Romana Ring, Architektur Aktuell 12/2016

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