Bauwerk

Überbauung Pfauengarten
Pichler & Traupmann - Graz (A) - 2018
Überbauung Pfauengarten, Foto: Paul Ott
Überbauung Pfauengarten, Foto: Paul Ott
31. Oktober 2018 - newroom
Das Projekt „Pavoreal“ für den Grazer Pfauengarten versucht die Frage der Einfügung neuer Volumina in ein sensibles Altstadtgefüge grundsätzlich und exemplarisch zu beantworten.

Einfache Schritte rufen überraschende und komplexe Wirkungen hervor: Das bestehende Niveau, das unter der Krone der historischen Befestigungsmauer liegt, wird mit einem neuen Plateau überbaut. Dieses Plateau wird zwar einerseits mit einer deutlichen Fuge von der Stadtmauer - deren Charakter dadurch massiv gestärkt wirkt - abgerückt, erlaubt aber andererseits einen ungehinderten Blick in und über den Stadtpark, wie er in dieser Form bisher nicht möglich war.
Ebenso neu ist die nun ermöglichte direkte, fußläufige Verbindung von Karmeliterplatz und Stadtpark mittels eines inszenierten und ins Projekt integrierten Durchstich durch die historische Befestigungsanlage als letztes Glied einer von der Stadt intendierten Kulturachse über den Schlossberg bis zum Forum Stadtpark.

Das Programm gemischter Nutzung wird in drei einzeln stehende Häuser gegliedert. Diese Strategie erlaubt eine sensible Gliederung und Einbettung der Gesamtbaumasse in das historische Stadtgefüge. Das Projekt wird als städtische Komposition dreier einzelner Häuser erlebt. Jedes der Häuser nimmt unterschiedliche städtebauliche Bezugslinien auf und reagiert unterschiedlich auf die jeweiligen stadträumlichen Situationen.
Am wesentlichsten erscheint jedoch, dass alle bisherigen Blickbezüge nach wie vor möglich sind: der Blick vom Stadtpark zum Grazer Uhrturm, der Blick vom Stadtpark auf das Dach des Landesarchivs mit dem dahinter liegenden Schlossberg und der Blick vom Karmeliterplatz in die Baumkronen des tiefer liegenden Stadtparks.

In der sensiblen Zone des Übergangs von Altstadt zu Stadtpark, die trotz ihrer Lage innerhalb der Befestigungsmauern nie bebaut war, werden rautenförmige Grundrisse entwickelt, die weniger auf klassische Gebäudetypologien Bezug nehmen als vielmehr auf die geknickten, polygonalen Verläufe der ehemaligen Befestigungsanlagen. Vom Stadtpark aus erscheinen die Baukörper daher möglichst schlank sowie zurückweichend und belassen der historischen Stadtmauer ihre Dominanz. Der Karmeliterplatz hingegen wird nach Osten hin geschlossen bei gleichzeitigem Erhalt seines Bezugs zum Stadtpark.

Um die Einbindung der Gebäude in die charakteristische ziegelrote Dachlandschaft herzustellen, sind Fassaden und Dächer mit einer perforierten Metallhülle von unterschiedlicher Maschenweite überzogen, deren Farbe in jene der historischen Dächer und Fassaden einbindet.
Die Öffnungen der Lochbleche ändern sich kontinuierlich und parametrisch, je nachdem, ob eine geschlossene Fassaden- oder Dachfläche, eine zu beschattende oder Ausblick erlaubende Glasfläche oder gar ein Balkon oder eine Loggia dahinter liegt. Je nach Anforderung kann demnach die Fassade geschlossen, halbtransparent, transparent bis gänzlich geöffnet sein. Dies gewährleistet eine moderne und den Anforderungen nach Balkonen, Terrassen und großzügigen Verglasungen entsprechende Fassadentektonik und gleichzeitig eine zurückhaltende und flächige Einbindung in die historische Architektur. (Text: Architekten)

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