Bauwerk

Weingut Nett
Architects Collective - Neustadt an der Weinstraße (D) - 2017
Weingut Nett, Foto: Rui Camilo
Weingut Nett, Foto: Rui Camilo
3. April 2019 - newroom
Die Aufgabe bestand in der Planung und Errichtung eines Neubaus, der die gesamten Produktionsabläufe des Weinguts mit Lager, Verkaufsbereich sowie Büro samt Wohnung für die Winzerfamilie unter einem Dach beherbergt. Werden traditionellerweise Weinkeller in massiven Gemäuern vergraben oder – wie in den letzten Jahrzehnten – als industrielle Stahlhalle errichtet, haben die Architekten bei diesem Projekt die Vorzüge beider Ansätze verbunden: Eine in Leichtbau ausgeführte Außenhülle aus Holz umspannt hier einen massiven Innenausbau aus Bims-Beton. Der Einsatz dieser ökologisch hochwertigen Baumaterialien nimmt Bezug auf die erlesenen Lebensmittel, die hier produziert werden, und wirkt sich darüber hinaus nachhaltig auf den Lebenszyklus des Gebäudes aus.

Das in eine Kulturlandschaft aus Weingärten, Acker- und Wiesenflächen eingebettete Weingut mit den Ausmaßen von 60 x 80 Metern erscheint auf den ersten Blick minimalistisch auf seine Materialien bezogen. Die großflächigen Holzaußenwände sind in Shou-Sugi-Ban behandelt, einer jahrtausendealten japanischen Holztechnik, bei der die Oberfläche durch Ankohlen geschützt wird. Die durch Bürsten und Ölen weiterentwickelte Holzbehandlung macht die bis zu fünf Meter langen Bohlen äußerst beständig und verleiht ihnen eine markante Oberflächenästhetik.

Der auf die Weinproduktion im Winzerjahreskreis zugeschnittene Grundriss erfasst alle Produktionsabläufe in zwei langgestreckten Hallen und einer dazwischenliegenden, überdachten Passage. Die westliche Halle besteht aus dem Verkaufs- und Bürobereich, der sowohl Einblicke in den Fassraum als auch einen Panorama-Ausblick in Richtung Mandelberg freigibt. Direkt angrenzend befinden sich der Holzfassraum und die Weintankhalle und in Richtung Süden der Wohnbereich der Winzerfamilie. Die östliche Halle besteht aus Flaschenlagern und anderen Lagerbereichen. Dazwischen befindet sich die multifunktional nutzbare Passage, in der temporär saisonale Arbeiten wie Pressen, Maischegärung, Vorklärung oder mobile Abfüllung stattfinden können.

Die Tragstruktur der Hallen besteht aus 32 Brettschichtholzträgern mit Spannweiten von bis zu 25 Metern. So ist genügend Flexibilität vorhanden, um zukünftige Nutzungsänderungen zu ermöglichen. Über alles stülpt sich eine Hülle aus hochwärmegedämmten Dach- und Wandelementen aus Holz. Im Zusammenspiel mit dem nichttragenden Bims-Beton als klimatischer Speicher wird ein ausgezeichneter Energiestandard erreicht. Die in Richtung Süden und Norden großzügig auskragenden Vordächer ermöglichen, dass bei jeder Wetterlage auch Arbeiten im Freien verrichtet werden können. (Text: Architekten, gekürzt)

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Architektur

Bauherrschaft
Weingut Bergdolt-Reif & Nett

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