Bauwerk
Bankgebäude
Michele Arnaboldi - Intragna (CH) - 2002
Dialog mit dem historisch Gewachsenen
Ein Bankgebäude von Michele Arnaboldi in Intragna
6. Dezember 2002 - Roman Hollenstein
Spätestens die diesjährige Architekturbiennale von Venedig hat gezeigt, dass organisch-topologische Spielereien der baukünstlerische Modehit des beginnenden 21. Jahrhunderts sind. Wer unter solchen Umständen weiterhin auf formal wenig spektakuläre Betonarchitektur setzt, dürfte von den Trendgurus schnell als langweilig abqualifiziert werden. Gleichwohl ist der jüngste Neubau des 1953 geborenen Locarneser Architekten Michele Arnaboldi wichtig: Mit seiner Miniatur der Raiffeisenbank von Intragna knüpft Arnaboldi - ähnlich wie Raffaele Cavadini oder Roberto Briccola - nicht nur bei der ehrlichen Architektur von Luigi Snozzi an (NZZ 29. 7. 02), sondern veranschaulicht auch, wie man ein historisch gewachsenes Ensemble weiterdenkt.
Intragna, das kleinstädtisch anmutende Dorf am Eingang zu den Centovalli, setzte schon vor Jahrzehnten mit der heiter-eleganten Erweiterung des Ospedale San Donato hoch über der Isorno- Schlucht einen gut sichtbaren zeitgenössischen Akzent. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei Arnaboldis Bankgebäude, das aus einem 1995 durchgeführten Wettbewerb hervorgegangen ist, um eine weit härtere und stillere Architektur. Denn der subtil auf den Grundriss und die Topographie des Nucleo von Intragna abgestimmte dreigeschossige Betonbau mit dem Schalterraum auf Strassenniveau und einer Wohnung im obersten Stockwerk fügt sich präzise in den gezahnten Südabschluss des Dorfes ein und ist durch Treppen, Gneis- und Betonmauern sowie durch eine kleine Oliventerrasse fest ins Dorfbild eingebunden. Arnaboldi ist es dabei gelungen, das karge Vokabular der lokalen Baukunst in die heutige Architektursprache zu übertragen und gleichzeitig zu beweisen, dass Bescheidenheit selbst einer Bank gut steht.
Intragna, das kleinstädtisch anmutende Dorf am Eingang zu den Centovalli, setzte schon vor Jahrzehnten mit der heiter-eleganten Erweiterung des Ospedale San Donato hoch über der Isorno- Schlucht einen gut sichtbaren zeitgenössischen Akzent. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei Arnaboldis Bankgebäude, das aus einem 1995 durchgeführten Wettbewerb hervorgegangen ist, um eine weit härtere und stillere Architektur. Denn der subtil auf den Grundriss und die Topographie des Nucleo von Intragna abgestimmte dreigeschossige Betonbau mit dem Schalterraum auf Strassenniveau und einer Wohnung im obersten Stockwerk fügt sich präzise in den gezahnten Südabschluss des Dorfes ein und ist durch Treppen, Gneis- und Betonmauern sowie durch eine kleine Oliventerrasse fest ins Dorfbild eingebunden. Arnaboldi ist es dabei gelungen, das karge Vokabular der lokalen Baukunst in die heutige Architektursprache zu übertragen und gleichzeitig zu beweisen, dass Bescheidenheit selbst einer Bank gut steht.
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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