Bauwerk
Wohnhaus Steinwendtner
HERTL.ARCHITEKTEN - Steyr (A) - 2003
Puristische Box
Für einen präzise denkenden Bauherrn realisierten HERTL.ARCHITEKTEN ein vielschichtiges Haus von seltener Konsequenz. Die introvertierte, puristische Low-Budget-Box in Münichholz punktet mit klarer Struktur, stringentem Farbkonzept und Traumblick auf Wäldchen und Enns.
10. April 2004 - Isabella Marboe
Zweistöckige Häuser mit Steildach, geschlossene Zeilen, die durchgrünte Stadträume bilden, Infrastruktur und viel Natur zur Steigerung der Volksgesundheit: als autonome Mustersiedlung wurde Münichholz, ein Stadtteil von Steyr, von den Nationalsozialisten angelegt. Vor allem von Arbeitern bewohnt, gilt es nicht als gute Wohngegend, Baugrund ist hier günstig.
Mit großer Ernsthaftigkeit ging das Bauherrnpaar den Hausbau an. Sie bestand auf dem knappen Minimalbudget von ca. 145.300 €, er suchte seinen Traumgrund und einen Architekten, dem er die kompromisslose räumliche Umsetzung seiner abstrakten Wohnideen zutraute.
Lang fand die 634 m² Parzelle am Forellenweg keine Käufer: laut Bebauungsplan musste ein 8 m Streifen an der Straße im Süden frei bleiben, im Westen ist ein großer Nussbaum, im Norden fällt das Gelände als bewaldete Böschung zur Enns ab. Der introvertierte Bauherr fotografiert, hat einen ausgeprägten Sinn für Lichtstimmungen und verliebte sich sofort in den laubverhangenen Ennsblick, als Planer wählte er Gernot Hertl. Räumliche Vorgaben gab es keine, dafür klare Prinzipien: das Haus sollte sich zum Fluss orientieren, zur Straße abschotten, funktional strikt getrennt, energiesparend und ökologisch abbaubar sein. Seine Lebensdauer ist auf eine Generation bemessen.
HERTL.ARCHITEKTEN setzten das radikale Konzept kongenial in Architektur um. Als puristische, mit natürlich alterndem Lärchenholz verkleidete, zweistöckige Holzbox mit markanten Einschnitten im Norden und Süden gibt sich der Bau außen hochgeschlossen. Mit bauordnungsgemäßen Sicherheitsabstand vom Forellenweg im Osten der Parzelle positioniert, bildet es mit dem roten Metallcontainer für Gartengerät schräg gegenüber ein reizvolles Pas de deux.
Mit einer roten, überdachten Terrasse öffnet sich die rudimentäre Holzbox naturnah zur Uferböschung. Die raumhohe kostengünstige Fixverglasung ist im Westen leicht übers Eck geführt, um den Blick auf den Nussbaum freizugeben. Sonst ist das ganze Erdgeschoss bis auf die Eingangstür am Ostrand komplett geschlossen. Vielschichtig wie eine Zwiebel, die sich zunehmend zu intimeren Räumen verdichtet, zeigt sich das bewohnbare Innere. Konsequenz und Gewohnheiten des Bauherrn gemäß wurden diverse Funktionen zur Box komprimiert frei in die umhüllende, innen weiße Hausbox gestellt.
Toilette, Garderobe und eine zweizeilige, beidseitig durchgängige Küche stehen als schwarze umgehbare Raumschachtel im erdgeschossigen Einraum, wo man hinterm dichten Laubschleier einen verklärten Blick auf Motorboothafen und Stadtsilhouette am Ennsufer genießt. Der Bauherr verzichtete auf Jalousien, um verschiedene Lichtsituationen unverfälscht spüren zu können, im Sommer geben die Bäume viel Schatten und schaffen ein angenehmes Raumklima.
Das gesamte Innere ist mit OSB-Platten verkleidet, die in Nebenräumen schwarz, am Boden rot und in Wohnzonen weiß gefärbt sind, die Beleuchtung besteht aus einem strengen Raster aus Neonröhren an der Holzdecke, alle Türen sind orange und lassen sich schieben. Der ganze, energetisch optimierte, reine low-budget Holzbau stand in drei Tagen, einige Ausbauarbeiten erbrachte der Bauherr selbst.
Oben ist die Straßenfront verglast, dahinter führt eine rote Stiege mit großem Luftraum als halböffentlicher Bereich mit lauschigem Sitzplatz am gläsernen Osteck hinauf. Als schwarz komprimierte Nebenraumbox am sparsam geradlinigen Erschließungsflur bilden Dunkelkammer, Schrankräume und Bad die erste Raumschicht, durch die man die angrenzenden westorientierten Kinderzimmer, Sauna und Elternschlafraum betritt: wieder schweift der Blick übers Wasser.
Mit großer Ernsthaftigkeit ging das Bauherrnpaar den Hausbau an. Sie bestand auf dem knappen Minimalbudget von ca. 145.300 €, er suchte seinen Traumgrund und einen Architekten, dem er die kompromisslose räumliche Umsetzung seiner abstrakten Wohnideen zutraute.
Lang fand die 634 m² Parzelle am Forellenweg keine Käufer: laut Bebauungsplan musste ein 8 m Streifen an der Straße im Süden frei bleiben, im Westen ist ein großer Nussbaum, im Norden fällt das Gelände als bewaldete Böschung zur Enns ab. Der introvertierte Bauherr fotografiert, hat einen ausgeprägten Sinn für Lichtstimmungen und verliebte sich sofort in den laubverhangenen Ennsblick, als Planer wählte er Gernot Hertl. Räumliche Vorgaben gab es keine, dafür klare Prinzipien: das Haus sollte sich zum Fluss orientieren, zur Straße abschotten, funktional strikt getrennt, energiesparend und ökologisch abbaubar sein. Seine Lebensdauer ist auf eine Generation bemessen.
HERTL.ARCHITEKTEN setzten das radikale Konzept kongenial in Architektur um. Als puristische, mit natürlich alterndem Lärchenholz verkleidete, zweistöckige Holzbox mit markanten Einschnitten im Norden und Süden gibt sich der Bau außen hochgeschlossen. Mit bauordnungsgemäßen Sicherheitsabstand vom Forellenweg im Osten der Parzelle positioniert, bildet es mit dem roten Metallcontainer für Gartengerät schräg gegenüber ein reizvolles Pas de deux.
Mit einer roten, überdachten Terrasse öffnet sich die rudimentäre Holzbox naturnah zur Uferböschung. Die raumhohe kostengünstige Fixverglasung ist im Westen leicht übers Eck geführt, um den Blick auf den Nussbaum freizugeben. Sonst ist das ganze Erdgeschoss bis auf die Eingangstür am Ostrand komplett geschlossen. Vielschichtig wie eine Zwiebel, die sich zunehmend zu intimeren Räumen verdichtet, zeigt sich das bewohnbare Innere. Konsequenz und Gewohnheiten des Bauherrn gemäß wurden diverse Funktionen zur Box komprimiert frei in die umhüllende, innen weiße Hausbox gestellt.
Toilette, Garderobe und eine zweizeilige, beidseitig durchgängige Küche stehen als schwarze umgehbare Raumschachtel im erdgeschossigen Einraum, wo man hinterm dichten Laubschleier einen verklärten Blick auf Motorboothafen und Stadtsilhouette am Ennsufer genießt. Der Bauherr verzichtete auf Jalousien, um verschiedene Lichtsituationen unverfälscht spüren zu können, im Sommer geben die Bäume viel Schatten und schaffen ein angenehmes Raumklima.
Das gesamte Innere ist mit OSB-Platten verkleidet, die in Nebenräumen schwarz, am Boden rot und in Wohnzonen weiß gefärbt sind, die Beleuchtung besteht aus einem strengen Raster aus Neonröhren an der Holzdecke, alle Türen sind orange und lassen sich schieben. Der ganze, energetisch optimierte, reine low-budget Holzbau stand in drei Tagen, einige Ausbauarbeiten erbrachte der Bauherr selbst.
Oben ist die Straßenfront verglast, dahinter führt eine rote Stiege mit großem Luftraum als halböffentlicher Bereich mit lauschigem Sitzplatz am gläsernen Osteck hinauf. Als schwarz komprimierte Nebenraumbox am sparsam geradlinigen Erschließungsflur bilden Dunkelkammer, Schrankräume und Bad die erste Raumschicht, durch die man die angrenzenden westorientierten Kinderzimmer, Sauna und Elternschlafraum betritt: wieder schweift der Blick übers Wasser.
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