Für die Erweiterung der Universitätsbibliothek wurden der Anbau aus den 1970er-Jahren sowie der Verbindungsgang zwischen Hauptgebäude und der historischen Bibliothek aus 1890 abgerissen. Die Haupttreppe zur RESOWI bekommt Raum und bildet mit der Treppenanlage der neuen Bibliothek einen klar geschnittenen Platz. Durch das Freispielen des Bestands entsteht ein zentrales Foyer zwischen Bibliothek und Hauptgebäude als Drehscheibe und wird durch einen zweigeschossigen „schwebenden“ Balken verstärkt. Die Fassadengestaltung ist zurückhaltend: großflächige Verglasung mit einem davorliegenden, fein strukturierten Lamellenkleid, das in seiner Leichtigkeit einen klaren Kontrast zur Massivität des freigelegten historistischen Gebäudes bildet.

Strukturell wird der durch mehrere Bauphasen unübersichtlich gewordene Bestandskomplex entflochten und die ursprüngliche ringförmige Struktur rund um den Lesesaal aufgenommen. Dies geschieht durch Bereinigung von Einbauten, die Erweiterung in den historisierenden Bücherspeicher und durch die Fortführung im zweigeschossigen schwebenden Balken zu einem offenen Begegnungs- und Leseraum für den gesamten Campus. Funktional ist die Bibliothek vertikal geschichtet: die Magazine kompakt in den beiden Untergeschossen, Zugang im Erdgeschoss, Verwaltung bis ins zweite Obergeschoss und die Lesebereiche im dritten und vierten Obergeschoss.

Es entsteht ein flexibel nutzbarer Bürogrundriss, der über den Abbruch der Nebendächer rund um den Lesesaal um ein zusätzliches „Fugengeschoß“ unter dem schwebenden Balken erweitert wird. Die öffentliche Nutzerzone der Bibliothek in diesem Balken breitet sich auf zwei Ebenen mit Penthouse Charakter aus, die über ein Atrium oberhalb des Lesesaals, eine Galerie mit Blick auf den Campus sowie eine Stufenanlage miteinander kommunizieren. Im südlichen Teil ist im obersten Geschoss eine attraktive Terrasse eingeschnitten. (Text: Architekt, bearbeitet)