Bauwerk
Weingut Weninger - Bestandssanierung
Klaus-Jürgen Bauer - Horitschon (A) - 2018
24. August 2020 - ARCHITEKTUR RAUMBURGENLAND
Das Weingut Weninger in Horitschon stand ganz am Beginn einer mehr als spektakulären Entwicklung, in der burgenländische Winzer nach dem Schock des Weinskandals das Potential erkannten, ihre Weingüter durch zeitgenössische Architekten gestalten zu lassen. Der Horitschoner Spitzenwinzer Franz Weninger sen. war diesbezüglich ein echter Pionier. Sein Weingut war einer der ersten designorientierten Neubauten und stand damit am Beginn eines wahren burgenländischen Architekturwunders. Franz Weniger jun., der nicht minder innovative Sohn und Nachfolger realisierte nun weitere Innovationen im Bereich des Weingutes. Eine Maßnahme betrifft einen kleinen Einbau im Keller, wo durch Licht, massives Eichenholz und Eisen ein fast sakral anmutender Weinschrein entstand, ein Ort, an dem die hauseigenen Produkte sicher und zugleich angemessen archiviert werden können. Die andere Maßnahme betrifft ein älteres Wohnhaus, das am Grundstück des Weingutes steht. So innovativ das in der Tiefe des Grundstückes errichtete Weingut und seine Einbauten - von den international renommierten Spitzenprodukten des Hauses ganz zu schweigen - auch sind, so banal und unschön stand dieses in den Siebziger Jahren nach dem damaligen Wissenstand umgebaute Wohnhaus da. Ein im schlimmen Sinne typisch burgenländisches Haus, wie es leider Tausende gibt: uncharmant, unproportioniert, trostlos, von architektonisch ungebildeter Hand verschlimmbessert. Da dieses mittlerweile nicht mehr bewohnte Haus das Entree zum Weingut bildet, wurde es nun rückgebaut. Das ehemalige Wohnhaus wurde zu einem Verkosthaus umgestaltet, indem die hässliche, dumpfe, industrielle Styroporfassade herunter genommen und durch eine feine, leicht gegliederte, traditionelle Sumpfkalkputzfassade ersetzt wurde, so, wie sie jahrhundertelang das Erscheinungsbild der burgenländischen Dörfer geprägt hat. Auch die Fenster wurden auf ihre historische Proportion rückgebaut und durch Holzkastenfenster aus Eiche ersetzt. Das Einfahrtstor wurde an seiner angestammten Position neu errichtet. All das sind winzig kleine Maßnahmen, allerdings mit einem gewaltigen Ausstrahlungspotential. Damit diese Maßnahmen überhaupt möglich wurden, musste vor allem das unsägliche Energieausweisvorlagegesetz (EAVG), das vor allem auf die Interessenlagen erdölverarbeitender Lobbies ausgerichtet ist, ausgehebelt werden. Dies gelang durch eine Widmung als Ferienhaus, das nur vier Monate im Jahr genützt wird. (Text: Architekt)
Für den Beitrag verantwortlich: ARCHITEKTUR RAUMBURGENLAND
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