Bauwerk

Zeit.Raum.Weng
LP architektur - Goldegg (A) - 2019
Zeit.Raum.Weng, Foto: Markus Rohrbacher
Zeit.Raum.Weng, Foto: Markus Rohrbacher
Zeit.Raum.Weng, Foto: Markus Rohrbacher
Zeit.Raum.Weng, Foto: Markus Rohrbacher
16. November 2020 - Initiative Architektur
Das in die Jahre gekommene Bauernhaus des „Archehofes Vorderploin“ in Goldegg-Weng war nicht mehr zu retten. Bauhistoriker und sachkundige Mitarbeiter des Salzburger Freilichtmuseums hatten dies festgestellt, sodass ein Neubau anstelle des Bestands errichtet wurde. Der schlichte, dreigeschossige Baukörper fügt sich selbstbewusst in die vorhandene Topografie, einer steilen Hanglage, und in das bestehende Ensemble ein. Das Raumprogramm ermöglicht einerseits eine Nutzung als Seminarort und als Ort der Begegnung sowie andererseits als Refugium und als Ort des kontemplativen Rückzuges. Durch präzise gesetzte Öffnungen entsteht ein Dialog zwischen Innen und Außen, ein Bezug zur Natur, welcher Tages- bzw. Jahreszeitenverlauf bewusst erlebbar macht.

Das Sockelgeschoß (UG) besteht aus einer mehrschichtigen Stahlbetonkonstruktion mit Kerndämmung. Dabei werden die Außen- und Innenwände in Sichtbeton belassen und mit Massivholzwänden aus Brettsperrholz im Inneren ergänzt. In allen übrigen Geschoßen sind konstruktiv zur Gänze mit Brettsperrholzwänden errichtet und sorgen zusammen mit ihrer unbehandelten Oberfläche (Fichte) und der Kombination eines unbehandelten, sägerauen Fichtenbodens die einzigartige Raumatmosphäre.
Im Untergeschoß befinden sich drei, nach Süden orientierte, Gästezimmer mit beeindruckendem Ausblick auf die sogenannte Sonnenterrasse von Goldegg. Nach Norden, in den Hang hineinragend liegen dienende Räume. Über eine einläufige Holztreppe gelangt man auf die Zugangsebene (EG) mit einem Seminarbereich, einer Küche und einem Praxisraum. Über großzügige Öffnungen und einer vorgelagerten, geschützten Terrasse wird der Bezug zum umliegenden Naturraum hergestellt. Das Material im Erd- und Obergeschoß ist geprägt von unbehandeltem Fichtenholz.
Im Obergeschoß befinden sich ein Multifunktionsraum, der sowohl von Besuchern als auch von Bewohnern genutzt werden kann, sowie eine großzügige Wohneinheit, die flexibel an die Bedürfnisse der Nutzer angepasst werden kann. Sämtliche Aufenthaltsräume sind nach Süden bzw. Westen ausgerichtet und ausreichend mit natürlichem Licht versorgt. Besonders hervorzuheben ist die Wasserversorgung, die aus eigener Quelle stammt und die Kläranlage für hausinterne Abwässer.

Wert wurde – trotz teils erheblicher Mehrkosten – auf die Verwendung nachhaltiger Baustoffe gelegt. So sind alle Dämmungen, ausgenommen des erdberührten Bereichs, als Holzfaserdämmung ausgeführt. Außer bei Fenstern und Möbeln sind die Oberflächen des verbauten Holzes, das gilt auch für den Holzboden, unbehandelt. Die Heizung und Warmwassererzeugung erfolgt mittels Luftwärmepumpe, der dafür benötigte Strom wird großteils von einer Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt. Im Haus befindet sich ein über zwei Geschoße ragender Holzofen, der im Erdgeschoß befeuert wird. Mittels eines Reglers kann je nach Bedarf entweder das Erd- oder das Obergeschoß oder beide Geschoße gleichzeitig beheizt werden. Architektur versteht sich in diesem Zusammenhang nicht als Statussymbol, sondern als Respekt gegenüber den bäuerlichen Nutzbauten und der Bejahung des Alltäglichen. (Text: Roman Höllbacher, nach einem Text des Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: Initiative Architektur

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