Bauwerk

Tiroler Steinbockzentrum
Rainer Köberl, Daniela Kröss - St. Leonhard im Pitztal (A) - 2020
Tiroler Steinbockzentrum, Foto: Lukas Schaller
Tiroler Steinbockzentrum, Foto: Lukas Schaller
9. Februar 2021 - aut. architektur und tirol
Das Pitztal war schon immer ein beliebtes Jagdgebiet, auch wegen der dort lebenden Steinböcke. Nach der zwischenzeitlichen Ausrottung des Steinwilds begann das Land Tirol in den 1950er-Jahren mit deren Wiedereinbürgerung, inzwischen beherbergt das Pitztal mit dem angrenzenden Kaunertal die zurzeit größte Steinbockkolonie der Ostalpen. In dem von der Gemeinde St. Leonhard gemeinsam mit der Landesjagd, dem Tiroler Jägerverband und dem Naturpark Kaunergrat gegründeten Tiroler Steinbockzentrum sollen die Themen Steinbock und Hochgebirgsjagd einem möglichst breitem Publikum nähergebracht werden.

Als Standort für das Steinbockzentrum wurde das ca. 100 m über dem Talboden von St. Leonhard liegende Areal rund um den Schrofenhof, einen der ältesten Höfe im Pitztal, gewählt. Der denkmalgeschützte Hof selbst soll in Zukunft für Wechselausstellungen nutzbar gemacht werden und an Stelle des dazugehörigen Stadels wurde ein neues Ausstellungs- und Ausbildungszentrum errichtet. Ein direkt daran angrenzendes großes Steinbockgehege, ein Rundwanderweg mit Beobachtungswarten und ein Erlebnispfad zum Thema Jagd runden das Gesamtprojekt ab.

Das von Rainer Köberl und Daniela Kröss errichtete, aus einem geladenen Realisierungswettbewerb hervorgegangene Museumsgebäude liegt wie eine kleine Burg am steilen Hang. Das turmartige Betongebäude übernimmt in seiner Lage und Ausdehnung fast identisch den Fußabdruck des abgebrochenen Stadels. Über einem grob fünfeckigem Grundriss erhebt sich ein schnörkelloser Baukörper, der seine Prägnanz durch die klare Form und die Reduktion der Gestaltungsmittel auf rötlich eingefärbten Beton in Verbindung mit kräftig roten Stahlelementen erhält. Die der Außenhaut des Turms vorgehängten Betonfertigteile wurden zum Teil in Erinnerung an den abgebrochen Stadel in grober Holzstruktur geschalt.

Die vertikale Organisation des Museums ermöglicht es, dass alle Bestandteile der Ausstellung im und rund um das Haus möglichst gut am Steilhang zugänglich sind, mit Kinderwägen, für Rollstuhlfahrer und für ältere Besucher. Im Untergeschoß wurden die Gastronomie und sämtliche erforderlichen Nebenräume untergebracht. Eine große zirbengetäfelte Gaststube öffnet sich talseitig ebenerdig in den Gastgarten, der in einen bis zur Alten Mühle reichenden Freibereich übergeht. Der Zugang zum Museum mit Foyer und Shop liegt im Erdgeschoß. Von hier aus können die beiden Ausstellungsebenen von unten nach oben durchwandert werden. Eine Aussichtsterrasse im 2. Obergeschoß bietet Ausblick in den natürlichen Lebensraum der Steinwilds, über eine stegartige Brücke gelangt man weiter ins Gehege der Steinböcke. Die Ausstellungsräume selbst nehmen farblich das Braunrot der Fassade auf, wenige Fensteröffnungen holen die umgebende Landschaft wie Bilder in die Ausstellung. (Text: Claudia Wedekind)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

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