Bauwerk

Bürohaus Andreasgasse
RATAPLAN - Wien (A) - 2021
Bürohaus Andreasgasse, Foto: Anna Stöcher
Bürohaus Andreasgasse, Foto: Anna Stöcher
19. Februar 2024 - newroom
In einer ruhigen Seitengasse der pulsierenden Mariahilfer Straße, gegenüber der noch ruhigeren, weil ein wenig versteckt gelegenen Grünfläche mit dem Namen Andreaspark, ließ die Sozialbau AG ihre Firmenzentrale erweitern.
Für eine Wohnnutzung hatte sich das Bestandsgebäude, das ringförmig einen Innenhof umschloss, mit seinen langen Erschließungsflächen und vielen unbelichteten Ecksituationen als unbrauchbar erwiesen – wirtschaftlich gesehen gar ein Abbruchkandidat.
Erhalten blieb, als relevanter Bestandteil des vorgründerzeitlichen Ensembles inmitten einer Schutzzone, der straßenseitige Gebäudeteil bis zur Mittelmauer. Das Äquivalent der vormaligen Bestandstrakte wurde auf einen sechsgeschossigen Neubau konzentriert, der rückwärtig in L-Form entlang der Grundstücksgrenze anschließt und sattgelb gestrichen in den nun aufgeweiteten Hof leuchtet. Durchgehende Fensterbänder belichten die enthaltenen Büros und bieten Ausblicke ins Grüne.
Im Innern erlauben großzügige Durchbrüche über Deckenöffnungen, Treppen und Lufträume mit Galerien die Kommunikation über die Ebenen hinweg. Auch durch gezielte Bepflanzungen sind die sich jeweils über zwei Geschosse erstreckenden Büroabteilungen miteinander verbunden.
Oberhalb der Traufkante wurden drei neue Geschosse etabliert, deren untere beiden von fest installierten Sonnenschutz-Lamellen aus rostrotem, aufgerautem Aluminium geschützt sind. Diese sind in der Gesamtansicht in Form und Farbe an das angrenzende Dach des Möbelmuseums angelehnt und lassen vergessen, dass oberhalb noch ein leicht zurückversetztes Staffelgeschoss folgt. Dessen Glasfront wird von einer leicht schräg gestellten, begrünten Lamellenfassade beschattet – nicht unheikel in der Pflege, die neben den richtigen Pflanzen und automatischer Bewässerung auch nach regelmäßigem Rückschnitt verlangt.
Beim Umgang mit der Bestandssubstanz lag besonderes Augenmerk auf der Offenlegung alter Strukturen. Im unverputzten Ziegelmauerwerk blieben alle Stahlimplantate und Unregelmäßigkeiten sichtbar, der Stoß von Alt an Neu ist klar ersichtlich.
Eine Stahlbetonfertigteiltreppe führt entlang der erhalten gebliebenen Mittelwand vom Foyer aus in die Höhe. Die alten Wandpfeiler ziehen sich bis zum zweiten Stock durch und werden durch Lufträume und Pflanzen als besondere Orte betont. Zwischen ihnen docken die Sichtbetondecken an den Bestand an: Der Neubau hält den Altbau. (Autor: Achim Geissinger, nach einem Text der Architekten)

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