Bauwerk
Wohnen Griesgasse
Christian Andexer - Graz (A) - 2020
30. Juni 2022 - HDA
Eine Baulücke des Vorgängerbaus Nr. 30 mit Gewerbehalle im Hof und das denkmalgeschützte Haus Nr. 28 wurden unabhängig voneinander von Helge Leinich und Alexander Pongratz erworben. Daraus entstand die Interessensgemeinschaft der Grundstückseigentümer, die auf Anregung der Grazer Altstadtsachverständigenkommission einen geladenen Architekturwettbewerb auslobte. Das Preisgericht unter Vorsitz von Peter Reitmayr prämierte das vorliegende Projekt.
Das Quartier Gries hat erst mit der Regulierung der Mur im 19. Jh. seine überlieferte Gestalt bekommen. Die ehemaligen Bürgerhäuser mit vielen gewerblichen Hofbauten aus dem Biedermeier und der Gründerzeit wurden überformt oder dem Verfall preisgegeben. Traditionelle Betriebe und Bewohner wurden weniger, Zuwanderer aus verschiedenen Kulturen haben diese Lücke gefüllt. Dies hat eine bemerkenswerte Vitalität im Stadtteil zur Folge, vieles wird noch zu Fuß erledigt, die Menschen begegnen einander, es wird hier gearbeitet und gewohnt.
Der Neubau in der Baulücke versteht sich als Pioniergewächs im Stadtteil. Sein Baukörper reflektiert die Umgebung in anderer Form. Lange durchgehende Grundrisse bieten beidseitige Belichtung und Belüftung für ein neues Wohnen. Zur Gasse springt der Bau, ähnlich wie beim Nachbarn, zurück und nimmt neue Loggien auf. Diese grenzen sich mit perforierten, stählernen Lamellen, dreh- und verschiebbar, zum Stadtraum ab. Die Bewohner bestimmen über das Öffnen der Elemente selbst das Maß der Interaktion zwischen privatem und öffentlichem Raum. Im denkmalgeschützten Objekt wird mit dem gleichen Konzept die historische Struktur neu verknüpft. Die kleinen Reihenhäuser im Hof, frei vor der Feuerwand des Nachbarn, sind ebenfalls beidseitig belichtet und bilden jeweils ein privates Atrium aus. Alle 23 Wohnungen haben eine eigene Freifläche. Es wird bewusst keine gängige Symbolik des Wohnens angewendet, sondern ein urbanes Zielpublikum angesprochen. Im beengten Stadtraum entsteht so luftiges, offenes Wohnen.
Der gemeinsame Hauptzugang erfolgt über den Altbau Nr. 28. Die ehemalige historische Reiche mit Laubengang findet sich in der Morphologie der neuen Bebauung wieder. Über diese betritt man den grünen Innenhof mit offenem Stiegenhaus und Lift. Der Neubau wird mit offenen Laubengängen erschlossen, der Altbau direkt angebunden. Die Erschließung der Maisonette-Wohnungen erfolgt vom Hof aus. Alle Wohnungen sind barrierefrei adaptierbar.
Die Materialität wird von der Massivbauweise bestimmt. Diese ordnet sich in die Typologie der Umgebung ein. Die Neubau-Fassaden sind hinterlüftet, zur Gasse bilden perforierte Blechlamellen die Ansicht, im Hof perforierte Metall-Schiebeläden vor den Fenstern. Sonstige Flächen sind mit Betonfaserplatten und Verputz ausgeführt. Die Leichtbauweise im Innenausbau ist kombiniert mit Holzfenstern, Holzböden, Terrassen mit Lärchenholz, die Dächer extensiv begrünt. Das historische Haus wird von rezenten Bauteilen entkernt, die historischen Bauelemente saniert und die Struktur wieder erlebbar gemacht. Die Fenster werden als Kastenstockfenster rückgebaut, das Dach mit eingemischten Ziegeln gedeckt. Deckenstuckaturen und Fassadenfärbelung sind vom Restaurator in Kalk-Technik wieder hergestellt.
Die Nachhaltigkeit des Projekts definiert sich aus dem Wohnraumkonzept mit Vorbildwirkung im heruntergekommenen, aber lebenswerten Stadtteil. Dies betrifft die Bewohner, die Menschen der Umgebung , das Zusammenleben vor Ort, die soziologische, städtebauliche, bautechnische und auch die architektonische Verbesserung. Die Lage mitten in der Stadt schont Ressourcen und trägt zum urbanen Leben bei.
Auf den Einsatz alternativer Energien wird aufgrund der Fernwärmeanschlussmöglichkeit vom ökologischen Fußabdruck her verzichtet. Die Loggien zur Gasse fungieren als Klimapuffer. Teilweise erfolgt der Einsatz einer kontrollierten Wohnraum Be- und Entlüftung. Der bauphysikalische Standard entspricht den Anforderungen der Wohnbauförderung. (Text: Architekt)
Das Quartier Gries hat erst mit der Regulierung der Mur im 19. Jh. seine überlieferte Gestalt bekommen. Die ehemaligen Bürgerhäuser mit vielen gewerblichen Hofbauten aus dem Biedermeier und der Gründerzeit wurden überformt oder dem Verfall preisgegeben. Traditionelle Betriebe und Bewohner wurden weniger, Zuwanderer aus verschiedenen Kulturen haben diese Lücke gefüllt. Dies hat eine bemerkenswerte Vitalität im Stadtteil zur Folge, vieles wird noch zu Fuß erledigt, die Menschen begegnen einander, es wird hier gearbeitet und gewohnt.
Der Neubau in der Baulücke versteht sich als Pioniergewächs im Stadtteil. Sein Baukörper reflektiert die Umgebung in anderer Form. Lange durchgehende Grundrisse bieten beidseitige Belichtung und Belüftung für ein neues Wohnen. Zur Gasse springt der Bau, ähnlich wie beim Nachbarn, zurück und nimmt neue Loggien auf. Diese grenzen sich mit perforierten, stählernen Lamellen, dreh- und verschiebbar, zum Stadtraum ab. Die Bewohner bestimmen über das Öffnen der Elemente selbst das Maß der Interaktion zwischen privatem und öffentlichem Raum. Im denkmalgeschützten Objekt wird mit dem gleichen Konzept die historische Struktur neu verknüpft. Die kleinen Reihenhäuser im Hof, frei vor der Feuerwand des Nachbarn, sind ebenfalls beidseitig belichtet und bilden jeweils ein privates Atrium aus. Alle 23 Wohnungen haben eine eigene Freifläche. Es wird bewusst keine gängige Symbolik des Wohnens angewendet, sondern ein urbanes Zielpublikum angesprochen. Im beengten Stadtraum entsteht so luftiges, offenes Wohnen.
Der gemeinsame Hauptzugang erfolgt über den Altbau Nr. 28. Die ehemalige historische Reiche mit Laubengang findet sich in der Morphologie der neuen Bebauung wieder. Über diese betritt man den grünen Innenhof mit offenem Stiegenhaus und Lift. Der Neubau wird mit offenen Laubengängen erschlossen, der Altbau direkt angebunden. Die Erschließung der Maisonette-Wohnungen erfolgt vom Hof aus. Alle Wohnungen sind barrierefrei adaptierbar.
Die Materialität wird von der Massivbauweise bestimmt. Diese ordnet sich in die Typologie der Umgebung ein. Die Neubau-Fassaden sind hinterlüftet, zur Gasse bilden perforierte Blechlamellen die Ansicht, im Hof perforierte Metall-Schiebeläden vor den Fenstern. Sonstige Flächen sind mit Betonfaserplatten und Verputz ausgeführt. Die Leichtbauweise im Innenausbau ist kombiniert mit Holzfenstern, Holzböden, Terrassen mit Lärchenholz, die Dächer extensiv begrünt. Das historische Haus wird von rezenten Bauteilen entkernt, die historischen Bauelemente saniert und die Struktur wieder erlebbar gemacht. Die Fenster werden als Kastenstockfenster rückgebaut, das Dach mit eingemischten Ziegeln gedeckt. Deckenstuckaturen und Fassadenfärbelung sind vom Restaurator in Kalk-Technik wieder hergestellt.
Die Nachhaltigkeit des Projekts definiert sich aus dem Wohnraumkonzept mit Vorbildwirkung im heruntergekommenen, aber lebenswerten Stadtteil. Dies betrifft die Bewohner, die Menschen der Umgebung , das Zusammenleben vor Ort, die soziologische, städtebauliche, bautechnische und auch die architektonische Verbesserung. Die Lage mitten in der Stadt schont Ressourcen und trägt zum urbanen Leben bei.
Auf den Einsatz alternativer Energien wird aufgrund der Fernwärmeanschlussmöglichkeit vom ökologischen Fußabdruck her verzichtet. Die Loggien zur Gasse fungieren als Klimapuffer. Teilweise erfolgt der Einsatz einer kontrollierten Wohnraum Be- und Entlüftung. Der bauphysikalische Standard entspricht den Anforderungen der Wohnbauförderung. (Text: Architekt)
Für den Beitrag verantwortlich: HDA
Ansprechpartner:in für diese Seite: Karin Wallmüller
Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Projekt Griesgasse 30 GmbH & Co KG
Tragwerksplanung
Kunst am Bau
Fotografie