Bauwerk

2226 Lingenau
Baumschlager Eberle Architekten - Lingenau (A) - 2019
2226 Lingenau, Foto: Eduard Hueber
2226 Lingenau, Foto: Eduard Hueber
10. August 2022 - vai
Lingenau brauchte ein Therapiezentrum mit Wohnungen. Auftraggeber, Gemeindeverwaltung und Architekten waren sich einig, dass das Projekt im Ort einen Akzent setzen und das hohe Zukunftspotenzial regionaler Bautradition aufzeigen sollte. Baumschlager Eberle haben mit dem Bau ihres eigenen Büros 2226 bewiesen, dass Gebäude auch ohne herkömmliche Technik für Heizung, Kühlung und Lüftung auskommen – und dabei doch das ganze Jahr über ein Wohlfühlklima zwischen 22 und 26 Grad Celsius erreichen können. Seither setzten sie einige solcher Bauten um, auch dieser kompakte Solitär im Bregenzer Wald zählt dazu. Seine Realisierung war anspruchsvoll, sie erfreut sich breiter Akzeptanz durch die Nutzer:innen.

Achtsam wurde das Gebäude orthogonal zu den Schichtenlinien auf das Hanggrundstück gesetzt. So entsteht eine Plastizität des Baukörpers, die im Dialog mit dem Vorplatz, einem vorgesetzten Filter aus Bäumen und der seitlich angedockten Terrasse den konkreten Ort prägt. Die Anlage mutet sehr urban an, die Fassade aber ist höchst ortsspezifisch, sie sendet eine klare Botschaft aus: Hier steht ein Bregenzerwälder Haus. Schindeln, die Solidität vermitteln, und der schützende „Wurf“ – das ausschwingende Gesims über den Fensterläden – nehmen Bezug auf die Bautradition der Gegend. Es geht hier nicht um Retro-Design, sondern die Fortschreibung einer kulturellen Werteskala beim Bauen: Präzision, Beständigkeit und das Erkennen des Notwendigen.

Das Besondere im Entwurf erschließt sich beim genaueren Hinsehen. Der „Wurf“ gliedert die Fassade und begleitet die Öffnungen des Hauses, wo es notwendig ist. So entsteht eine asymmetrische Ordnung, die eine dezente horizontale Dynamik generiert. Diese setzt sich im Inneren des Gebäudes fort. Die Erschließungsbereiche in den beiden Etagen mit dem Therapiezentrum dehnen sich und ziehen sich zusammen. Dieses Pulsieren kann man als Metapher für den Therapieprozess sehen, es erhöht die Aufenthaltsqualität der Warteräume ungemein. Patient:innen können von hier aus auch ins Freie schauen. Besondere Fenster ermöglichen den Blick nach außen: eingesetzt in 50 Zentimeter starke Ziegelwände werden sie von schmalen Lüftungsflügeln gerahmt. So kann aus der hohen Speicherkapazität der Wände, der gebotenen Raumhöhe und den softwaregesteuerten Ventilierungselementen ein Raumklima generiert werden, das bei guter Luftqualität Wohlfühltemperaturen zwischen 22 und 26 Grad Celsius über das Jahr hinweg ermöglicht. (Text: Isabella Marboe, nach einem Text der Architekten)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
aks gesundheit Gmbh

Tragwerksplanung

Fotografie