Bauwerk

Pfarrkirche Oberneukirchen
Walter Kräutler, Sofie Thorsen - Oberneukirchen (A) - 2020
Pfarrkirche Oberneukirchen, Foto: Hertha Hurnaus
Pfarrkirche Oberneukirchen, Foto: Hertha Hurnaus
24. Oktober 2022 - afo
Für die Neugestaltung der Pfarrkirche strebte das Projektteam Poesie und Leichtigkeit an, eine Öffnung und zugleich optische Beruhigung des Raums, um die vorhandenen räumlichen Qualitäten der Kirche in ihrer Klarheit deutlich zur Geltung zu bringen. Inspiration boten u. a. die vertikalen Linien des gotischen Rippengewölbes, die die ganze Last des Daches tragen und dennoch zart und leicht wirken. Leichtigkeit, Transparenz und Offenheit, Durchblick und visuelle Beziehung sollten jedes einzelne Element bestimmen, um den Raum in seiner Gesamtheit aufgeschlossener und optisch leichter zugänglich zu machen.

Altar, Ambo, Vorstehersitz und Taufort bilden, eine Stufe höher und im selben Bodenbelag wie das Hauptschiff, eine durchgehende Ebene. Als weit in den Kirchenraum ragende „Zunge“ wird diese Fortsetzung des Altarraums von einem schwebenden Stahlwinkel abgehoben und umrandet. Wiederkehrendes Element der liturgischen Objekte sind die tragenden Rundstäbe aus Metall, die das gotisch inspirierte Prinzip der konstruktiven Zartheit aufnehmen. Die Positionen der Stäbe beziehen sich auf bestimmte Punkte im Grundriss der Kirche, auf Säulen, Eckpfeiler und andere wichtige Elemente. Alle Objekte stehen jeweils auf einer Fläche aus gegossenem, dunklem Zement, abgeschlossen von einer Messingleiste. Bodenbelag, Stäbe und Kalksteinplatten definieren in ihrem gestalterischen Zusammenhang Objekt und Aktionsraum zugleich.

Der Altar wurde zentral platziert, womit er ungefähr den Platz des Hochaltars vor dem Erweiterungsbau von 1898 einnimmt. Der Taufort wurde in den rückwärtigen Teil verlegt und erhält dadurch eine gleichwertige Präsenz gegenüber den anderen liturgischen Objekten. Das ehemalige Taufbecken, das vermutlich in den späten 1960er Jahren von seinem ursprünglichen Platz an der Südwand des Presbyteriums entfernt wurde und bis 2019 als Sockel des Volksaltars diente, ist zu seiner ursprünglichen Bestimmung zurückgeführt worden. Bemerkenswert ist das „Fundstück“ auch wegen der besonderen Ausführungsweise mit zwei Becken. Ein neu entworfener Ständer für die Osterkerze sowie ein Tabernaculum für die heiligen Öle befinden sich ebenfalls im Bereich um den Taufstein.

Um die verschiedenen Räume der Kirche wieder stärker miteinander in Verbindung zu bringen, wurden die Abtrennungen von den Eingängen entfernt. Direkt hinter den massiven Holzeingangstüren wurden stattdessen zwei leichte Stahl-Glas-Konstruktionen als Windfänge gestaltet, die den Luftzug unterbinden und dennoch den Blick ins Kirchenschiff offenhalten. Die Bänke wurden in ihrer Zahl verringert, anders gruppiert und um neu entworfene, flexible Bänke für die Seitenschiffe ergänzt. Unter der Empore entstand ein ruhiger Raum, um vor den Opferkerzen oder am Objekt für Lebensbewegungen zu verweilen. Die Wände sind hier ein wenig dunkler gestaltet, um diesen Bereich als eigenen Raum mit besonderer Funktion hervorzuheben. (Text: Tobias Hagleitner, nach einem Text der Architekt:innen)

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