Bauwerk
Neuapostolische Kirche Bregenz
Zaffignani Architektur ZT GmbH - Bregenz (A) - 2020
22. Dezember 2022 - vai
Die alte neuapostolische Kirche in Bregenz stand auf einem Grundstück, das im Osten an die hochfrequentierte Arlbergstraße grenzt, im Norden und Westen von einem Wohngebiet umspült wird. Im Süden verschaffte eine leere Parzelle dem Sakralbau etwas Abstand zur Kreuzung mit der Nideggegasse. Er war Baujahr 1949, eine Sanierung überfällige, aber so teuer, dass man sich für einen Neubau entschied.
Auf den Nachbargrundstücken sollten Wohnbauten und Geschäftsflächen entstehen, Investor und Gemeinde beauftragten drei Büros mit einer städtebaulichen Studie. Die Architekten Bechter Zaffignani schlugen einen Grundstückstausch vor. Dadurch rückt die Kirche direkt an die Kreuzung. Das verschafft ihr mehr Präsenz und im Stadtraum, außerdem wirkt sie als Schallschutz für die drei im Norden und Westen angrenzenden viergeschossigen Punkthäuser. Ein starkes Argument für den Bauträger und ein Akt der Nächstenliebe für den Sakralbau.
Die Kirche ist ein schlichter Quader – 7,5 Meter hoch, 20 Meter lang, 14 Meter breit. Weder Fenster, noch Turm, einzig ein haushoher Schlitz pro Seite. Der Baukörper wirkt rätselhaft abstrakt, reagiert in Position und Volumen aber passgenau auf die städtebauliche Situation. Seine Längsseite wendet er der Niedeggegasse, die schmale der Arlbergstraße zu. Dadurch entsteht zwischen der Kirche und dem angrenzenden Wohnbau ein großer, freier Platz. Er ist mit vier Bäumen, ockerfarbenen Betonsteinen und rotbraun gefärbtem Asphalt unaufdringlich vornehm gestaltet und verweist so auf die Bedeutung des Sakralbaus.
Die vorgemauerte Fassade aus ockerfarbenen Ziegeln hat eine starke Symbolik. Jeder Ziegel ist handgeschlagen, jeder einzigartig. So wird die Wand zum Sinnbild für den Menschen, der aus Lehm geschaffen ein Teil der Glaubensgemeinschaft ist. Die Kirche ist durch Opferbeträge der Gläubigen finanziert und für mehrere Generationen ausgelegt. Alle Materialien sind durchwegs hochwertig. Ziegeln für die vorgemauerte Fassade, Beton für Untergeschoss und Wände, geschliffener Estrich am Boden, Holz für Möbel und Altar.
Je achtsamer der Umgang mit der Kirche, umso schöner altert sie. Der Grundriss ist wie ein Kreuz. Ein zurückgesetzter, haushoher Glasschlitz bildet den witterungsgeschützten Eingang, das anschließende Foyer reicht über die gesamte Gebäudebreite, auch die gegenüberliegende Seite ist raumhoch verglast. So wird es zum hellen, luftigen Volumen. Auch im Norden und Süden sind dort, wo der Kirchensaal endet, sehr schmale, raumhohe Fensterschlitze in das Gebäude gekerbt. Sie bilden die außenbezogenen Endpunkte des Kreuzes aus Foyer und Gang, während der Kirchensaal sehr introvertiert ist.
Weißlasiertes Birkensperrholz schafft eine bergende, freudig-erhabene Atmosphäre, die Akustik ist hervorragend, Musik ist liturgisch bedeutsam, auch die Empore für den Chor ist aus Birkensperrholz. Nur eine Glasscheibe trennt den Mutter-Kind-Raum, der für neuapostolische Kirchen typisch ist, vom Altarbereich. Als immaterielle Manifestation Gottes ist natürliches Licht ein wesentliches Gestaltungselement. Es wird von drehbaren Holzlamellen und den kreuzförmigen Freiräumen der Ziegelfassade gefiltert, zwischen den Holzleimbindern der Decke fällt es durch ein Oberlicht ungefiltert auf den Altar, einem schlichten Kubus aus Eschenholz. In der Morgensonne scheint er golden. (Text: Isabella Marboe)
Auf den Nachbargrundstücken sollten Wohnbauten und Geschäftsflächen entstehen, Investor und Gemeinde beauftragten drei Büros mit einer städtebaulichen Studie. Die Architekten Bechter Zaffignani schlugen einen Grundstückstausch vor. Dadurch rückt die Kirche direkt an die Kreuzung. Das verschafft ihr mehr Präsenz und im Stadtraum, außerdem wirkt sie als Schallschutz für die drei im Norden und Westen angrenzenden viergeschossigen Punkthäuser. Ein starkes Argument für den Bauträger und ein Akt der Nächstenliebe für den Sakralbau.
Die Kirche ist ein schlichter Quader – 7,5 Meter hoch, 20 Meter lang, 14 Meter breit. Weder Fenster, noch Turm, einzig ein haushoher Schlitz pro Seite. Der Baukörper wirkt rätselhaft abstrakt, reagiert in Position und Volumen aber passgenau auf die städtebauliche Situation. Seine Längsseite wendet er der Niedeggegasse, die schmale der Arlbergstraße zu. Dadurch entsteht zwischen der Kirche und dem angrenzenden Wohnbau ein großer, freier Platz. Er ist mit vier Bäumen, ockerfarbenen Betonsteinen und rotbraun gefärbtem Asphalt unaufdringlich vornehm gestaltet und verweist so auf die Bedeutung des Sakralbaus.
Die vorgemauerte Fassade aus ockerfarbenen Ziegeln hat eine starke Symbolik. Jeder Ziegel ist handgeschlagen, jeder einzigartig. So wird die Wand zum Sinnbild für den Menschen, der aus Lehm geschaffen ein Teil der Glaubensgemeinschaft ist. Die Kirche ist durch Opferbeträge der Gläubigen finanziert und für mehrere Generationen ausgelegt. Alle Materialien sind durchwegs hochwertig. Ziegeln für die vorgemauerte Fassade, Beton für Untergeschoss und Wände, geschliffener Estrich am Boden, Holz für Möbel und Altar.
Je achtsamer der Umgang mit der Kirche, umso schöner altert sie. Der Grundriss ist wie ein Kreuz. Ein zurückgesetzter, haushoher Glasschlitz bildet den witterungsgeschützten Eingang, das anschließende Foyer reicht über die gesamte Gebäudebreite, auch die gegenüberliegende Seite ist raumhoch verglast. So wird es zum hellen, luftigen Volumen. Auch im Norden und Süden sind dort, wo der Kirchensaal endet, sehr schmale, raumhohe Fensterschlitze in das Gebäude gekerbt. Sie bilden die außenbezogenen Endpunkte des Kreuzes aus Foyer und Gang, während der Kirchensaal sehr introvertiert ist.
Weißlasiertes Birkensperrholz schafft eine bergende, freudig-erhabene Atmosphäre, die Akustik ist hervorragend, Musik ist liturgisch bedeutsam, auch die Empore für den Chor ist aus Birkensperrholz. Nur eine Glasscheibe trennt den Mutter-Kind-Raum, der für neuapostolische Kirchen typisch ist, vom Altarbereich. Als immaterielle Manifestation Gottes ist natürliches Licht ein wesentliches Gestaltungselement. Es wird von drehbaren Holzlamellen und den kreuzförmigen Freiräumen der Ziegelfassade gefiltert, zwischen den Holzleimbindern der Decke fällt es durch ein Oberlicht ungefiltert auf den Altar, einem schlichten Kubus aus Eschenholz. In der Morgensonne scheint er golden. (Text: Isabella Marboe)
Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut
Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konrad
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